In der Sitzung des IHK-Industrie- und Umweltausschusses bei der ETO Gruppe in Stockach stand die Digitalisierung ganz oben auf der Agenda. In einem Vortrag berichtete Benjamin Bönisch, Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung und Strategie bei der ETO Gruppe, über die wichtigsten Digitalisierungsschritte im Unternehmen.
Herr Bönisch, Der Trend weg vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antrieben fordert von vielen Automobilzulieferern eine gewaltige Transformation. Wo steht ETO als klassischer Automobilzulieferer?
Benjamin Bönisch: Heute sorgen hochpräzise ETO-Produkte dafür, dass Pkw und Lkw mit Verbrennungsmotoren effizienter arbeiten und so zur nachhaltigen Ressourcenschonung beitragen. Zu diesen Produkten zählen zum Beispiel Nockenwellenversteller und Zylinderabschalter für Autos. Das wird in den nächsten zwei Jahren wohl auch so bleiben – aber nicht in den nächsten zehn Jahren. Deswegen arbeiten wir bei ETO schon lange an der strategischen Umstellung unseres Produktportfolios. Bereits heute haben wir viele Anfragen von Autoherstellern, uns an Ausschreibungen zum Beispiel für Batteriekühlungssysteme zu beteiligen.
Glauben Sie, dass sich die E-Autos durchsetzen werden?
Es spricht vieles dafür. Aktuell sieht es aber so aus, dass sich die Automobilzulieferer viele Optionen offenhalten. Wir arbeiten daher parallel an Gas-, Batterie- und Wasserstofflösungen. Vermutlich wird sich nicht nur eine Technologie durchsetzen, sondern es wird einen Mix geben. Dann produzieren wir geringere Stückzahlen, bieten unseren Kunden aber ein breiteres Portfolio. Das ist eine der vielen Herausforderungen für die Automobilzulieferer. Eine andere ist die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen.
Darum ging es auch in der Ausschusssitzung. Wie weit ist ETO in Sachen Digitalisierung?
Es geht eigentlich nichts mehr ohne. Sie können heute keine Produkte mehr anbieten, ohne passende Software mitzuliefern. Das wird einfach erwartet und da der Automobilmarkt hart umkämpft ist, muss man vorne mitmischen. Wir mussten erst einmal eine Entwicklungsumgebung aufbauen, die es uns erlaubt, Software zu entwickeln. Mittlerweile sind wir gut aufgestellt. Wir liefern an die Autohersteller bereits Teile mit integrierten Chips, die es ermöglichen, die Echtheit des Produkts digital zu überprüfen.
Vor allem machen wir unsere Produkte IoT-fähig, das heißt, dass sie im Internet of Things Daten austauschen können. Ein Beispiel: Im landwirtschaftlichen Bereich haben wir ein Alleinstellungsmerkmal bei Sensoren und Bewässerungsventilen für Sonderkulturen, wie etwa im Obstanbau. Der Landwirt hat nun die Möglichkeit, sich die Daten, die die Sensoren erheben, direkt auf das Handy schicken zu lassen. Wenn er sieht, dass die Pflanzen zu wenig Wasser haben, kann er via Handy die Bewässerungsventile öffnen. Hinzu kommen zahlreiche Datenauswertungen, die dazu dienen, den Anbau effizienter zu gestalten. Durch das genaue Monitoring lässt sich außerdem der Einsatz von beispielsweise Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Der Landwirt hat also durch das zusätzliche digitale Angebot einen echten Mehrwert.
Und genau darum geht es heute und in Zukunft. Es reicht nicht mehr, nur ein tolles Produkt zu haben, man muss digitale Services und Dienstleistungen künftig immer mitdenken.
Text: wg
Bild: ETO Gruppe
Bild: Benjamin Bönisch, Bereichsleiter bei der ETO-Gruppe.