„Was braucht der Markt?“ Vier junge Männer haben sich diese Frage gestellt. Sie fanden gleich zwei passende Antworten und waren letztlich so überzeugt
davon, dass sie ein Unternehmen gründeten. Mitten in der Coronapandemie.
Eigentlich geht es bei unserer Firma nur um die Optimierung von Prozessen“, sagt Matthias Gutmann schulterzuckend. Wenn der Gründer die Idee hinter dem Unternehmen Nextwerk Solutions erklärt, klingt sie beinahe banal und eigentlich schon selbstverständlich. Doch hat sie niemand vor Matthias Gutmann, Björn Gerhart, Alexander Stirn und Sebastian Lorenz so durchdacht. Um genau zu sein, sind es zwei Produkte, mit denen Nextwerk Solutions in Breisach im Mai an den Start gegangen ist. Der Firmenname ist dabei eine Verbindung aus all dem, was das Start-up ausmacht, erklärt Sebastian Lorenz, zuständig für das Marketing: „Bei ,Next‘ dachten wir an die Zukunft, wie in der ,Next Generation‘. Das ‚Werk‘ kommt aus dem ‚Netzwerk‘, das sowohl aus Sensoren als auch aus Menschen bestehen kann. Und die ,Solutions‘, klar, das sind die Lösungen, die wir bieten.“
Das erste Erzeugnis der jungen Firma ist der sogenannte smarte Button. Mit ihm lassen sich per Knopfdruck selbstdefinierte Aktionen auslösen. „Am Regal im Großhandel angebracht kann ein Klick zur Nachbestellung des ausgehenden Produkts führen. In der Logistik kann er dynamisch die Abholung der Ware veranlassen. Oder in der Liegenschaftsverwaltung kann er den Hausmeisterdienst anfordern“, nennt Björn Gerhart gleich drei Anwendungsbereiche für den smarten Button. Anders als frühere Entwicklungen anderer Anbieter ist beim Button von Nextwerk Solutions keine komplizierte Einrichtung über das WLAN-Netz oder Bluetooth erforderlich. Gerhart: „Der Button wird ausgepackt, für seine Aufgabe an einem PC oder Smartphone konfiguriert und ist schon einsatzbereit.“
Längst hat der Freiburger Elektrogroßhändler Zander Interesse an der Erfindung bekundet. „Sie haben mit uns soeben die 0-Serie produziert. Die 50 Prototypen gehen jetzt an ausgewählte Kunden“, freut sich Matthias Gutmann. Denn mit 22 Niederlassungen der Zander Gruppe und 40.000 Kunden deutschlandweit erhoffen er und seine Mitstreiter sich hier jede Menge Potenzial.
Die zweite Idee soll nicht nur Prozesse optimieren, sondern auch für die optimale Nutzung von Ressourcen sorgen. Entstanden ist sie irgendwo zwischen Weintrauben und Weinfest. Gutmann fuhr hinter einem Traktor mit Wasserfässern her, der auf dem Weg zum Bewässern der Reben war. Später fragte er einen befreundeten Winzer, woher er wisse, wann es an der Zeit sei, zu gießen. Mit der Antwort – hinfahren und nachsehen – war Gutmanns Erfindergeist geweckt. Er stellte sich vor, mit Sensoren die Bodenbeschaffenheit zu messen, damit die Kontrollfahrt entfällt. Ein Füllstandssensor in den Wasserfässern in den Reben sollte zudem melden, wenn das Wasser ausgeht. Und wenn alles noch mit den aktuellen Wetterdaten verbunden wäre, würden auch unnötige Gießaktionen entfallen. Noch steht das aus mehreren Modulen bestehende Produkt nicht zur Verfügung, soll aber bald auf den Markt kommen.
Zur Entwicklung engagierte Gutmann 2019 zunächst einen freien Webentwickler; über eine Annonce kam Alexander Stirn hinzu. „Ich habe sofort an die Idee geglaubt“, erinnert sich Stirn. „Und ich habe schnell gemerkt, dass das nicht nur ein Projekt ist, sondern dass da Perspektive dahintersteckt. Auch Björn Gerhart, eigentlich in der Rebenveredelung tätig, war sich ganz sicher: „Wenn wir das auf den Markt bringen, lässt es sich problemlos verkaufen.“ Wichtig war den vier Gründern stets, dass sich die Investition in ihr Produkt auch schon für einen Nebenerwerbswinzer lohnt. Sie machen sich sogar Gedanken darüber, Finanzierungsmodelle zum Produkt anzubieten. Auch hier sind sie anderen weit voraus. Gerhart: „Früher hat man das Produkt entwickelt und dann den Vertriebskanal gesucht. Heute ist das eben anders.“
Das Geschäftsmodell beeindruckte auch Emmanuel Beule, da gab es für den IHK-Digitalisierungsreferenten nichts zu verbessern. Doch schickte er die vier Gründer zu Philipp Klemenz, Referent Innovation und Technologie bei der IHK Südlicher Oberrhein. Sie erzählten ihm von ihren Ideen und der Experte wusste gleich, welcher Fördertopf für Nextwerk Solutions infrage kommt und welche Summe die vier bei einem Antrag zu erwarten hätten, nämlich 7.500 Euro nicht rückzahlbaren Zuschuss aus dem Innogutschein BW. „Und Tipps, wie wir mit unserer Zertifizierung dafür sorgen, dass unsere Kunden wiederum gefördert werden, haben wir auch noch bekommen“, ist Gutmann noch immer dankbar für den Kontakt zur IHK.
Text: naz
Bild: Michale Vögele
Zu Fördermitteln informiert Philipp Klemenz, IHK-Referent Innovation und Technologie
Telefon: 0761 3858-269
Mail: philipp.klemenz@freiburg.ihk.de