Im vergangenen Dezember hatte die IHK wieder feierlich die 30 von engagierten Persönlichkeiten und Unternehmen aus der Region gestifteten Förderpreise vergeben (WiS-Ausgabe 1/2024). Insgesamt 101.500 Euro gingen diesmal an 40 herausragende Auszubildende. Sie werden das Geld als Startkapital für ihre weitere berufliche Entwicklung nutzen. Warum diese Förderpreise echte Mehrwerte schaffen, von denen alle etwas haben, zeigen wir in einer kleinen Miniserie und stellen drei Preisträger und ihre Pläne vor – zwei in dieser Ausgabe und einen in der kommenden.
Lisa Ciecinski – Trägerin des BZ-Medien-Förderpreises 2023
Bloß nicht an der Oberfläche bleiben
Buttons, Navigationspunkte, Icons und die Typografie von Webseiten sind – einfach da. Und begegnen uns täglich. Wir nutzen sie in der Regel intuitiv – manchmal sind wir aber auch genervt. Immer dann, wenn sie nicht tun, was wir erwarten. Um genau dieses Nervpotenzial möglichst gering zu halten, gibt es das User Interface Design. Und genau das wiederum ist „das Ding“ für Lisa Ciecinski. Die diesjährige Trägerin des BZ-Medien-Förderpreises liebäugelte nach eigener Auskunft „eigentlich schon immer“ mit dem Thema Design. Dass sie dann dennoch Spanisch mit BWL im Nebenfach studierte und ihren Bachelorabschluss in der Tasche hat, mag wohl einerseits einer Leidenschaft, andererseits der Vernunft geschuldet gewesen sein. Das, woran ihr Herz noch viel mehr hing, führte die 1996 geborene junge Frau dann aber doch zur Pointsharp GmbH in Freiburg, wo sie auf ihr Studium noch eine Ausbildung zur „Mediengestalterin Digital und Print“ daraufsetzte. Die schloss sie jetzt vor Kurzem als Landesbeste ab und außerdem war klar: „Ich werde mich weiterbilden“, erzählt Lisa Ciecinski.
Das Förderpreisgeld will die Freiburgerin für eine Weiterbildung in Schnittstellen- und Produktdesign an der Berghs School of Communication in Schweden einsetzen. „Design hat ein ungeheures Potenzial, um ein ganz besonderes Nutzererlebnis für Kunden zu schaffen“, sagt Lisa Ciecinski. „Das fasziniert mich sehr und ich möchte gerne Benutzeroberflächen erschaffen können, die nicht nur funktional sind, sondern auch anwenderfreundlich und zugleich ästhetisch ansprechend.“
Auch wenn es sie zur Fortbildung Richtung Schweden zieht und sie damit ihre aus ihrer Vita ersichtliche Tendenz zum Auslandsaufenthalt fortsetzt – sie absolvierte mehrere Langzeitaufenthalte in Spanien und Argentinien – betont sie: „Ich freue mich wahnsinnig, dass ich das alles bei Pointsharp machen kann und dass mein Arbeitgeber so sehr auf mich eingeht“, berichtet sie.
In der Tat ist sie nach ihrer Ausbildung jetzt fest in der Marketingabteilung bei Pointsharp, einem Unternehmen, das Cybersecurity-Lösungen anbietet, und um dessen Internetauftritt sie sich verstärkt mit kümmern wird. „Ich freue mich, dass ich dank dieser Ausbildung sozusagen viel mehr Hand anlegen kann, als mein Studium mir das erlaubt hätte“, resümiert Lisa Ciecinski.
Das Preisgeld wird mit der ersten Weiterbildung noch nicht ganz aufgebraucht sein. Allerdings weiß die Preisträgerin schon, mit welcher Qualifizierung es wohl weitergehen wird: „Ich habe große Lust auf Projektmanagement und auf das Lernen weiterer Programmiersprachen.“
Dass Lisa Ciecinski übrigens ein ganz schönes Tempo draufhat, wenn es ums Machen geht, ist ihrem von der Anzahl der Jahre her eigentlich recht kurzen beruflichen Werdegang und der Liste ihrer Nebentätigkeiten zu entnehmen: Sie kümmerte sich ehrenamtlich um die PR für das Erasmus Student Network Freiburg und das Marketing für das Freiburger Tanzevent „Days of House“ – was mit ihrer Tätigkeit als freiberufliche Hip-Hop-Tanzlehrerin zusammenhängen dürfte. Ferner war sie Full Member im Graphics Team des Communication Committee des Student Erasmus Network. Und während ihres Studiums jobbte sie im Universitätsklinikum Freiburg, machte vorher ein Praktikum bei einem Reiseveranstalter und absolvierte ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Jugendhaus in Backnang.
Lisa Ciecinski ist sich im Klaren darüber, dass ihr Arbeitgeber sehr großzügig darin ist, ihr ihre Weiterbildung auch zeitlich zu ermöglichen. „Ich freue mich im neuen Jahr meine berufliche Weiterbildung anzugehen und meine Firma mit meinen neu erworbenen Kenntnissen tatkräftig zu unterstützen.“
Doris Geiger
Tariq Karimi – erhielt den Integrations-Förderpreis der Volksbank Freiburg
Erst 31 und schon ganz schön weise
Das Wort „Integration“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Erneuerung“. Und die ist auch fällig, wenn Menschen und Dinge zusammenwachsen sollen oder zusammengefügt werden. Die Volksbank Freiburg eG hat den Integrations-Förderpreis für die IHK Südlicher Oberrhein gestiftet, der an Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen geht und die im nichtdeutschsprachigen Ausland geboren und nach Deutschland eingewandert sind. Vermutlich auch, damit sie „neu anfangen“ können…
Tariq Karimi erfüllt diese „einfachen“ Kriterien. Was er sonst noch mitbringt? Ehrgeiz. Fleiß. Mut. Intelligenz. Freundlichkeit. Klugheit. Tja, und sogar Weisheit. Wenn man die einem 31-jährigen Menschen schon zugestehen möchte. Aber was ist es anderes, wenn Tariq Karimi sagt, dass wir doch alle Menschen sind – egal welche Hautfarbe, Heimat oder Religion? Und dass wir deshalb ganz einfach freundlich miteinander umgehen sollten.
Die Tatsache, dass er als gebürtiger Afghane ohne deutsche Staatsbürgerschaft seit seiner Ankunft in Deutschland im August 2018 noch niemals Fremdenfeindlichkeit erlebt hat, erklärt er sich mit einem deutschen Sprichwort, für das es in seinem Geburtsland eine Entsprechung gibt: So, wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus.
Bleibt man in diesem Bild, ruft der Preisträger, der bei der Maxon Motor GmbH in Sexau gerade seine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen hat, wohl jede Menge Positives in den imaginären Wald, denn: „Meine Klassenkameraden, meine Kollegen, Nachbarn und Freunde sind immer alle wahnsinnig freundlich“, berichtet Tariq Karimi.
Vielleicht sind sie aber nicht nur das. Vielleicht sehen sie in ihm den jungen Mann, der er ganz offensichtlich ist: Einer der im Handumdrehen ein hervorragendes Deutsch gelernt hat. Einer, der es sich aussuchen konnte, wo er seine Ausbildung absolviert, deren praktischen Teil er mit Note 1 und den schriftlichen mit Note 2 abgeschlossen hat.
Wie wichtig ihm ein guter Abschluss war, beweist auch die Tatsache, dass er vor der Prüfung zwei Wochen Urlaub nahm, um sich in der Freiburger Universitätsbibliothek jeden Tag von 8 Uhr morgens bis Mitternacht zu „vergraben“, damit er in Ruhe lernen kann: „Zuhause hätte ich mich zu sehr ablenken lassen und ich habe es genossen, unter den Studenten zu sitzen, weil mich das ungeheuer motiviert hat, mich zu konzentrieren.“
Tariq Karimi will mit der Förderung die AEVO-Prüfung bei der IHK Südlicher Oberrhein machen und damit zum Ausbilder der Ausbilder werden. Dass er, der in Kabul bereits den Bachelor of Business Administration abgelegt hat, in Deutschland aber erst einmal seinen Hauptschulabschluss an der Internationalen Schule am Römerhof machen musste, bevor er Minijobber wurde, um dann in die Ausbildung zu starten, entspricht seinem Vorhaben, Schritt für Schritt das eigene Leben und die berufliche Karriere aufzugleisen.
Und die sieht vor, nach dem Ausbilderschein die Meisterschule zu besuchen. Und vielleicht kommt dann doch noch einmal ein Studium… Tariq Karimi folgt dabei einem Rat seines Vaters: „Gib niemals auf. Egal, welche Hindernisse sich Dir in den Weg stellen!“
Text: Doris Geiger
Bilder: Markus Schwerer (Porträts), Adobe Stock – Alexander Limbach (oben)