Der Markt wird regelrecht überschwemmt von klimaneutralen Produkten – von Paketsendungen über Papiertüten bis zur Milch. IHK-Umweltexpertin Jil Munga erklärt, was es mit dem Begriff auf sich hat.
Wer oder was hat einen CO2-Fußabdruck?
Jil Munga: Im Prinzip alles. Der CO2-Fußabdruck beschreibt die Auswirkungen auf den Treibhausgaseffekt und somit auf den Klimawandel. Beispielsweise liegt der Pro-Kopf-Ausstoß in Deutschland bei rund 10 Tonnen pro Person, durch eine Flugreise in die Karibik kämen noch einmal 5 Tonnen pro Nase an Emissionen hinzu. Wenn der CO2-Fußabdruck eines Produkts bilanziert wird, spricht man von einem Product Carbon Footprint (PCF).
Was bedeutet es, wenn es von einem Produkt heißt, es sei klimaneutral?
Ein Product Carbon Footprint wurde erstellt, die Treibhausgasemissionen im besten Falle – durch entsprechende Maßnahmen – reduziert und im letzten Schritt mit hoher Wahrscheinlichkeit kompensiert. Die Treibhausgasemissionen des jeweiligen Produkts erstrecken sich zum Beispiel auf die Produktion, den Gebrauch und die Entsorgung.
Haben klimaneutrale Produkte also gar keine Auswirkungen auf das Klima?
Doch, klimaneutrale Produkte können sehr wohl Auswirkungen auf das Klima haben. Der umgangssprachlich verwendete Begriff der Klimaneutralität bezieht sich strenggenommen nur auf die nicht mehr emittierten CO2-Emissionen. Weitere Auswirkungen auf das Klima wie zum Beispiel der Wasserverbrauch werden nicht vollständig berücksichtigt.
CO2-Emissionen kompensieren – wie stellt man das an?
Die CO2-Kompensation bedeutet, dass die CO2-Emissionen, die durch ein Produkt entstehen, andernorts gebunden oder reduziert werden. Andernorts heißt in diesem Kontext oft der globale Süden, in dem Klimaschutzprojekte realisiert werden. In diesen Klimaschutzprojekten werden CO2-Zertifikate generiert, die zum Verkauf stehen. Wichtig ist, dass die Zertifikate nach dem Kauf aus dem Register gelöscht werden, denn jede Tonne CO2 kann nur ein einziges Mal eingespart werden.
Zulieferer der Industrie müssen sich schon lange mit dem Thema auseinandersetzen. Die konkreten Kundenanforderungen steigen. Einige Zulieferer müssen ihre Daten beispielsweise beim „Carbon Disclosure Project“ (CPD) eintragen oder schon den konkreten CO2-Wert von Produkten angeben. Klimaschutz und CO2-Emissionen sind schon lange keine Nischenthemen mehr, sondern längst in der Gesellschaft angekommen. Daraus resultiert eine gewisse Pflicht für die Unternehmen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, um ihrer unternehmerischen Verantwortung nachzukommen.
Interview: WiS
Bild: Adobe Stock – HollyHarry
Schulung rund um den Product Carbon Footprint (PCF) am 4. Oktober.
Infos dazu und zu allen IHK-Angeboten zur Nachhaltigkeit bei Jil Munga
Telefon: 0761 3858-263
Mail: jil.munga@freiburg.ihk.de