Oberflächenbeschichtung ist ein weites Feld: Dementsprechend vielfältig kann eine Ausbildung zum Oberflächenbeschichter, der früher Galvaniseur genannt wurde, sein. Doch nicht immer verarbeitet ein Ausbildungsunternehmen alle oder auch viele Beschichtungsarten. Für Auszubildende bedeutet das, dass sie vielleicht nur Verchromen oder Vernickeln lernen; den Umgang mit Zinn, Zink, Kupfer oder Gold als Beschichtung nicht.
Bei der Sedus Stoll AG in Dogern geht man daher nun neue Wege in der Ausbildung. Dort laufen die Beschichtungsvorgänge automatisiert ab, das Beschichten mit Nickel oder Chrom III geschieht unter der Beobachtung der Mitarbeiter, erläutert Axel Breitkreutz, Leiter Metall und Oberfläche beim Büromöbelhersteller. Die Programme der Chrom-/Nickelanlage müssten exakt eingestellt und betreut, Prozessstörungen beseitigt werden. Durch tägliche Analysen im eigenen Prüflabor werde die Qualität sichergestellt. „Die Mitarbeiter entscheiden anhand von Analysewerten und ihrer Erfahrung, wann ein Wechsel vom Bad oder Zugabe von Chemikalien notwendig ist.“ Hohe Stückzahlen in hoher Qualität sind das Ziel in der Beschichtung von Stuhl- und Tischgestellen.
Hohe Qualität ist auch für die Lücke Metallveredelung in Maulburg ein Kriterium, der Rest ist kaum vergleichbar: Hier läuft die Arbeit per Hand ab, die Metallteile werden händisch gesteuert nach exakten Vorgaben von Becken zu Becken transportiert. Mehrere Beschichtungsstraßen erlauben eine Vielzahl von parallelen Beschichtungsvorgängen. Auch bei Lücke wird vernickelt und verchromt, darüber hinaus „verzinnen, verkupfern, verzinken und vergolden wir“, listet Firmenchef Dietmar Lücke auf. Das Familienunternehmen im Osten Maulburgs hat 13 Mitarbeiter, Sedus Stoll rund 1.000.
Über den berühmten Tellerrand schauen
Um ihren Auszubildenden dieses Wissen und die damit verbundenen technischen Fähigkeiten mit an die Hand zu geben, haben Sedus Stoll und die Maulburger Lücke Metallveredelung eine Ausbildungskooperation unterzeichnet. Sie eröffnet den Auszubildenden beider Unternehmen den Einblick in die Arbeitsrealität des anderen – etwa in Form von längeren Praktika oder Betriebsbesichtigungen. „Was Sedus Stoll macht, können wir hier in Maulburg gar nicht abbilden“, sagt Dietmar Lücke. Dafür würde sein Unternehmen auch kleine Chargen verarbeiten, die sich für einen automatisierten Prozess nicht eignen. Für den späteren Berufsweg sei aber das Wissen aus beiden Bereichen wichtig, weil sich so neue Perspektiven eröffneten. „Durch diesen Austausch erleben die Auszubildenden, wie vielschichtig das Berufsbild des Oberflächenbeschichters ist“, ergänzte Serkan Öz, Ausbilder bei Sedus Stoll, der zusammen mit seinem Kollegen Adrian Polok und Axel Breitkreutz nach Maulburg gekommen war.
Für die IHK Hochrhein-Bodensee begleitete Ausbildungsberater Rainer Reisgies den Prozess, der jetzt mit der Unterschrift unter dem Kooperationsvertrag besiegelt wurde. Er lobte das Engagement der beiden Unternehmen, die damit ein „echtes Vorzeigeprojekt“ auf den Weg gebracht hätten: „Sie haben beide den Nutzen erkannt, miteinander zu arbeiten und voneinander zu profitieren im Sinne ihrer Auszubildenden.“
mrk
Bild oben: Von links: Axel Breitkreutz, Adrian Polok und Serkan Öz von Sedus Stoll, Rainer Reisgies und Conny Unseld von der IHK und Dietmar Lücke vom gleichnamigen Metallveredler beim Rundgang durch das Maulburger Unternehmen.
Bild unten: Bei Lücke werden die Beschichtungsstraßen per Hand gesteuert – auch das müssen Leute vom Fach lernen und beherrschen.
Die Ausbildungsberater der IHK Hochrhein-Bodensee und ihre Angebote unter Ausbildungsberatung – IHK Hochrhein-Bodensee