Nachhaltigkeit ist heute das neue Normal – von regnerativen Energien bis zu sozialen Standards. Beim Blick auf das Thema nachhaltige Finanzen zeigt sich allerdings: Hier gibt es noch jede Menge Aufklärungsbedarf bei den Betrieben. Und auch die Politik hat noch einige Hausaufgaben vor sich. Auf Einladung der IHK Südlicher Oberrhein haben sich Experten rund um das Thema Sustainable Finance vor einem interessierten Publikum im SWR-Studio Freiburg ausgetauscht.
Der ressourcenschonende Einsatz von Energie und Rohstoffen und die Vorbereitung auf mögliche Naturkatastrophen ist für mittelständische Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Kein Wunder also, dass Hausbanken die Kreditvergabe immer stärker am Thema nachhaltige Unternehmensstrategie festmachen. „Sustainable Finance bedeutet, dass Finanzmarktteilnehmer und die Realwirtschaft Nachhaltigkeitsaspekte in sämtliche Entscheidungsprozesse integrieren müssen“, sagte Reiner Richter, IHK-Vizepräsident und Vorstand der Volksbank Lahr bei seiner Begrüßung.
Dass die Banken automatisch mit an Bord sind, liegt auf der Hand. „Hinter jeder Emission steckt eine Investition. Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft muss finanziert werden. Das wird unheimlich viel Geld kosten. Diese Finanzierung ist ohne Banken nicht denkbar“, ordnete Moritz Pohle, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht bei der Kanzlei SNP Schlawien Partnerschaft in Freiburg, das Thema ein.
Deshalb nimmt die EU die Kreditinstitute in Sachen Klimaschutz an die Kandare. Sie sind ein entscheidender Akteur innerhalb der sogenannten EU-Taxonomie, ein europäisches Regelwerk für Nachhaltigkeit. „Die EU benutzt die Banken, um dabei einen Kontrollhebel zu haben“, sagte Michael Grüninger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Staufen-Breisach. „Es besteht jedoch die Gefahr, dass man das Kind mit dem Bade ausschüttet.“ Laut Grüninger sind etwa 100 Firmenkunden unmittelbar von den Sustainable-Finance-Vorgaben der EU betroffen. Allerdings trifft es indirekt auch viele andere kleine und mittleren Betriebe. „Die großen Unternehmen werden ihre Vorgaben sukzessive auf die kleinen Unternehmen ausrollen.“
Laut Jonas Löher vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn werden bereits heute in vielen Firmen Daten zur Nachhaltigkeit erfasst, weil berichtspflichtige Großkunden in der Lieferkette – vor allem aus der Industrie – dies verlangten. Allerdings haben sich rund 70 Prozent der Betriebe bisher noch nicht mit der systematischen Messung und Dokumentation von CO2- Emissionen beschäftigt. Auch weil der Aufwand für die Betriebe hoch ist. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die das IfM mit der IHK Siegen im Sommer 2022 durchgeführt hat. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist jedoch geschärft. Bei der Umfrage gaben zwei Drittel der Unternehmen an, innerhalb der kommenden drei Jahre in diesen Bereich zu investieren.
tas
Bild: Auf dem Podium (von links): Bodo Sentker (Deutsche Bank, Frankfurt), Rainer Kambeck (DIHK), Michael Grüninger (Sparkasse Staufen-Breisach) und Andrea Kurz (Jobrad). Es moderierte Christoph Ebner (SWR).
Den kompletten Beitrag finden Sie unter www.ihk.de/freiburg – 5758722