Die Exportfirmen in der Region Hochrhein-Bodensee mit mehr als 50 Mitarbeitern im verarbeitenden Gewerbe führten 2019 Waren im Wert von 7,2 Milliarden Euro aus. Das ist der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre und eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 3,8 Prozent. Dies zeigt aber auch die hohe Abhängigkeit der Region von Exporten, was angesichts der aktuellen Coronakrise stärkere negative Auswirkungen im Jahr 2020 erwarten lässt.
„Der Export ist und bleibt eine treibende und wichtige Kraft für die Wirtschaft in der Region Hochrhein-Bodensee“, sagt Uwe Böhm, Geschäftsführer für Internationales der IHK Hochrhein-Bodensee. „Trotz schon bestehender hoher Auslandsanteile war 2019 eine weitere Rekordsteigerung zu verzeichnen.“ Allerdings ist laut Böhm die hohe Exportabhängigkeit in dem aktuellen weltpolitischen Umfeld und mit Blick auf die Coronaepidemie auch eine Gefahr, denn der freie Handel und der Zugang zu Vorprodukten seien für die Unternehmen in der Region überlebenswichtig. „So sind Warenlieferungen trotz Corona zwar weiterhin möglich, doch Maschinen können nicht montiert, Serviceleistungen im Ausland nicht erbracht werden und Lieferketten sind unterbrochen“, sagt Böhm. „Weiterhin steht der Brexit mit nach wie vor vielen ungeklärten Fragen vor der Tür.“ Bisher relativ gut umschifft worden seien die Auswirkungen der Strafzölle der USA. Doch die Folgen von Corona auf die gesamte Weltwirtschaft und die internationalen Absatzmärkte seien noch nicht absehbar.
Die Exportquote in der Region Hochrhein-Bodensee stieg von 52,2 Prozent im Jahr 2018 auf 53,9 Prozent im Jahr 2019 und damit auf den höchsten Wert seit der Finanzkrise. „Wir vermuten, dass die Exportquote auch für dieses Jahr bei einem ähnlichen Wert liegt“, sagt Böhm. Dies liege aber daran, dass Export und Import gleichermaßen zurückgehen. „Die Quote bleibt damit nahezu unverändert, auch wenn die Lage alles andere als rosig ist.“
Die Lage in den Landkreisen
In den drei Landkreisen Konstanz, Waldshut und Lörrach zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Betrachtet man sie einzeln, so ist im Landkreis Lörrach bei den Auslandsumsätzen ein Rückgang von 5,5 Prozent zu verzeichnen. Außerordentlich bleibt der Landkreis Lörrach deshalb weiterhin mit einer Exportquote von 63,2 Prozent (plus 2,1 Prozent) und somit noch über der hohen Exportquote von Baden-Württemberg mit 57,1 Prozent. Das bedeutet für den Landkreis Lörrach eine hohe Abhängigkeit von der Weltwirtschaft und von offenen Grenzen.
Weiterhin auf Internationalisierungskurs zeigen sich die Unternehmen im Landkreis Waldshut mit einer deutlichen Zunahme in den Auslandsumsätzen von 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,57 Milliarden Euro. Dies spiegelt sich auch in der Exportquote wieder, die im Jahr 2011 im Landkreis Waldshut noch bei niedrigen 32,6 Prozent lag und 2019 nun 42,5 Prozent erreichte. Allerdings besteht im Vergleich zu den Nachbarkreisen immer noch Potenzial.
Beim Landkreis Konstanz ist die Exportquote auf 54,4 Prozent gestiegen (plus drei Prozent), während der Auslandsumsatz ein Plus von 5,4 Prozent auf 2,92 Milliarden Euro verzeichnete. Damit liegt der Kreis dieses Jahr vor dem Landkreis Lörrach, der 2,7 Milliarden Euro im Ausland umsetzte.
Zahlen fürs Land
In ganz Baden-Württemberg ist ein geringer Zuwachs im Auslandsumsatz von 0,4 Prozent zu notieren. Dies geht aus den aktuellen Informationen des Statistischen Landesamtes hervor. Die produzierenden baden-württembergischen Unternehmen erreichten im vergangenen Jahr im Ausland ein Umsatzvolumen von 200,4 Milliarden Euro bei einer traditionell hohen Ausfuhrquote von 57,1 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland erreichte 2019 ein Exportvolumen von insgesamt 1.327,6 Milliarden Euro und damit eine Steigerung gegenüber 2018 um 0,8 Prozent. Die Exportquote liegt damit bei 50,8 Prozent.
Text: Bö
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