Im Rahmen des grenzüberschreitenden Projekts RES-TMO bündeln Baden-Württemberg, das Elsass und die Schweiz ihre Kompetenzen, um die Energiewende voranzutreiben. Baden-Württemberg punktet insofern, als man dort in der Lage ist, eine dezentrale Energieversorgung bereitzustellen.
Angefangen hat es mit einem Projekt für die Installation von Solarmodulen auf dem Freiburger Fußballstadion. Heute leitet Josef Pesch ein Unternehmen, das in Deutschland und Frankreich tätig ist und fast 40 Solar- und Windkraftprojekte gefördert hat. Mit Kooperationen in der Energiewirtschaft hat Josef Pesch seit vielen Jahren Erfahrung: Sein erstes Projekt in Frankreich finanzierte er bereits 2004 mit. Seit 2015 das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) verabschiedet wurde, bemerkt er ein verstärktes Interesse an dezentralen Systemen. Nachdem er seine Aktivität zunächst im Elsass entwickelte, entdeckte er bei einem Urlaub in der Bretagne das Potenzial dieser Region für erneuerbare Energien: „Es gibt jetzt in Frankreich ein neues Publikum von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch von Kommunalpolitikern für solche Initiativen. Die Leute zeigen immer mehr Interesse an Projekten mit Erneuerbaren Energien.“
Noch vor wenigen Jahren waren solche Kooperationen in Frankreich eine Seltenheit. Lange Zeit hat die fast ausschließliche Monopolstellung des Stromerzeugers EDF, der Strom günstiger verkauft als die deutschen Anbieter, die französischen Verbraucher nicht dazu angeregt, selbst Strom zu erzeugen oder sich in Bürgerenergie-Initiativen zusammenzuschließen. Das ändert sich langsam. Énergies partagées en Alsace beispielsweise umfasst ein Dutzend Kooperationen, eine weitere entsteht derzeit in Straßburg.
Es war naheliegend, dass sich Josef Pesch sowie die Kooperativen im Elsass dem Interreg-Projekt RES-TMO anschließen. Es hat das Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Energiewende zu fördern. Neben dem Austausch von Erfahrungen mit der Installation von Windkraft- und PV-Anlagen will RES-TMO die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz im Hinblick auf Energiespeicherung, Energieeffizienz, Akzeptanz erneuerbarer Energien und regulatorische Unterschiede vertiefen.
Für die Projektleiterin, die Freiburger Professorin Barbara Koch, ist die Selbstversorgung durch erneuerbare Energien nur einen Steinwurf entfernt: „Wir haben ein starkes Potenzial bei Windkraft und Oberflächengeothermie identifiziert. Bei Windkraft gibt es aber auch Widerstand von Seiten der Bevölkerung. Es gibt noch wenig Bürgerbeteiligung bei Windkraftenergie, insbesondere in Frankreich, wo eine solche Beteiligung die Akzeptanz erleichtern würde.” Allerdings werde sich die Region weniger auf andere erneuerbare, saubere und zuverlässige Energiequellen wie die Wasserkraft verlassen können, die im Elsass 85 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien ausmacht: „Mit Wasserkraft sehen wir noch wenige mögliche Verbesserungen. Die Produktion könnte sogar wegen Niederwassers im Sommer sinken.”
Bürgerenergie-Initiativen für Windkraft sind in Frankreich aufgrund der erforderlichen Mittel bislang noch selten. Auch hinsichtlich PV-Anlagen könnte sich die Situation in Frankreich noch entwickeln, glaubt Josef Pesch: „In Frankreich sind die Regeln zurzeit noch restriktiver. So können mit fester Einspeisevergütung nur Solaranlagen bis 100 kWp gebaut werden. Zum Glück ändert die Regierung das gerade.“ Für Pesch eine gute Gelegenheit, Solaranlagen auf größeren Flächen zu installieren, besonders auf Landwirtschaftsgebäuden.
Pierre Pauma
(Übersetzung: Barbara Selbach)
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschaftsmagazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge wie diesen.