Die Exportwirtschaft in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wies im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 einen fortgesetzten dynamischen Wirtschaftsaufschwung auf.
Hauptgrund für den Aufschwung: Die Coronapandemie und der damit einhergehende Lockdown in zahlreichen Auslandsmärkten liefen weitgehend aus. Allerdings führte der Krieg zwischen der Ukraine und Russland zu erheblichen Preissteigerungen weltweit in allen Branchen und Sektoren mit stark steigenden Beschaffungspreisen für Rohstoffe und Energie. Zudem brach der Absatzmarkt Russland durch die EU-Sanktionen nahezu komplett weg und Transportwege mussten für einen reibungslosen Warenaustausch zum Teil neu überdacht werden. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der jährlichen Exportanalyse der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Demnach sei die Nachfrage aus den Vereinigten Staaten fast um die Hälfte gewachsen. Die Zuwächse im Warenverkehr mit der Volksrepublik China fielen trotz Pandemielockerungen nur gering aus. Die mittel- und osteuropäischen Staaten (MOE-Staaten) konnten aufgrund der Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sowie der belasteten Spannungen der Europäischen Union (EU) zur Volksrepublik China leicht profitieren. Die Unternehmen orientierten sich im Hinblick auf gestörte Lieferketten insgesamt stärker auf den Wirtschaftsraum EU.
„Wichtigste Absatzmärkte für die baden-württembergischen Betriebe waren außerhalb der Europäischen Union im letzten Jahr die Vereinigten Staaten und Schweiz“, sagt IHK-Außenwirtschaftsexperte Jörg Hermle. Innerhalb der EU konnten die Unternehmen zusätzlich von der erhöhten Nachfrage in Italien, Österreich und dem Vereinigten Königreich profitieren. Dagegen verzeichnete der Handel mit der Ukraine und Russland starke Einbußen“, so der IHK-Außenwirtschaftsexperte weiter.
Das Statistische Landesamt hat für 2022 einen Auslandsumsatz für Waren und Dienstleistungen aus der Region in Höhe von 9,95 Milliarden Euro für das Verarbeitende Gewerbe ab 50 Mitarbeitern ermittelt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Landkreis Rottweil nahmen die Exporte um 14,2 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro zu. Der sehr exportstarke Landkreis Tuttlingen konnte gleichfalls ein deutliches Plus von acht Prozent auf 4,3 Milliarden Euro verzeichnen, ebenso der Schwarzwald-Baar-Kreis mit einem Zuwachs von 4,3 Prozent bei den Auslandsumsätzen auf 2,4 Milliarden Euro.
In der Auslandsmarkterschließung steigt stetig die Bedeutung bei der Ausstellung von Ursprungszeugnissen und Bescheinigungen für den Außenwirtschaftsverkehr, die bei der IHK beantragt werden. So wurden allein im letzten Jahr von der IHK mehr als 16.000 Außenwirtschaftsdokumente ausgestellt, davon 70 Prozent digital. Der Warenwert für das Zollpassierscheinheft „CARNET ATA/CPD“ betrug 16,2 Millionen Euro.
Die regionale Exportquote, also der Anteil des Auslandsumsatzes an den Gesamtverkäufen, betrug im vergangenen Jahr im Landkreis Rottweil 47,8 Prozent und im Landkreis Tuttlingen 57,9 Prozent. Der Schwarzwald-Baar-Kreis verzeichnete eine Exportquote von 40,8 Prozent. Nur der Landkreis Tuttlingen kommt an die baden-württembergische Exportquote von 59,7 Prozent heran.
Der fortwährende Krieg zwischen der Ukraine und Russland, steigende Zinsen und Preise verunsichern in diesem Jahr die weiteren Wirtschaftsaussichten, sagt Hermle. Sanktionen, weltweite Handelshemmnisse, steigende Rohstoff- und Energieverknappung sowie das neue Lieferkettengesetz würden die schon bestehenden Lieferengpässe weiter verschärfen. Die Wirtschaft stehe daher vor der Überlegung, ob in Zukunft wieder mehr Güter national oder zumindest innerhalb des EU-Binnenmarktes produziert werden sollten.
Der Außenwirtschaftsexperte weist außerdem darauf hin, das exportorientierte Unternehmen bei der IHK vielfältige Unterstützung bekommen können.
Text: He
Grafik: Christian Beck (Quelle: IHK-Exportanalyse)
Jörg Hermle | International
Telefon: 07721 922-123
Mail: hermle@vs.ihk.de