Andreas Kempff hat zum 31. März seine Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein beendet und ist zur IHK Rhein-Neckar (Mannheim) gegangen, deren Geschäftsstelle in Heidelberg er nun leitet. Ausschlaggebend für den Wechsel waren für ihn private Gründe. Er möchte künftig mehr Zeit für seine heranwachsenden Drillinge haben. Der 52-jährige gebürtige Hamburger war nach seinem Volkswirtschaftsstudium zum VDMA (Verein Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer) in Frankfurt gegangen. 1997 wechselte er zur IHK Karlsruhe, war um die Jahrtausendwende Geschäftsführer des baden-württembergischen IHK-Tages in Stuttgart und anschließend wieder für die IHK Karlsruhe tätig. Vor genau zwölf Jahren, im April 2007, kam Kempff nach einem aufwendigen Auswahlprozess als Hauptgeschäftsführer und Nachfolger von Norbert Euba zur IHK nach Freiburg.
Zusammen mit den beiden Präsidenten – bis 2011 Karl-Hubert Dischinger, seither Steffen Auer – hat er viel bewegen können. „Beide haben mir große Gestaltungsmöglichkeiten gegeben“, so Kempff. Mehrere Themen hat er über die gesamten zwölf Jahre seiner Amtszeit vorangetrieben. Fachkräfte zum Beispiel: Ging es anfangs noch um die Suche nach Ausbildungsplätzen für Jugendliche, so hat sich wenige Jahre später diese Aktivität vollkommen umgedreht, jetzt suchen die Betriebe nach Fachkräften. Kempff war dies von Anfang an klar: „Man musste nur die Zahlen der Geburtenjahrgänge anschauen.“ Die Zukunft der Region wird sich bei diesem Thema entscheiden, war er sich sicher, Fachkräfte werden zum Standortfaktor werden. Entsprechend stellte die IHK Lehrstellenwerber ein, bot Berufsorientierungsveranstaltungen an, richtete das Berufsprofiling ein, mithilfe dessen Jugendliche erfahren, welche Berufe für sie infrage kommen. Um türkische Jugendliche bemühte sich die IHK mit der Kampagne „Kariyer-Macher“.
„Salz in der Suppe“ waren für Kempff die einigen hundert Firmenbesuche, die er im Lauf der Jahre unternommen hat. Da lernte er die mittelständische Struktur des IHK-Bezirks sehr genau kennen, die Unternehmer führten ihm vor Augen, wo der Schuh drückt und was gut läuft. Das breit gefächerte Spektrum vieler kleiner und mittlerer Unternehmen des IHK-Bezirks, so Kempff, hat ihm auch die relative konjunkturelle Unabhängigkeit der Region vor Augen geführt. Bewundert hat er, dass sich auch in weit abgelegenen Tälern immer wieder Persönlichkeiten finden, die in schwierigen Zeiten ihr Unternehmen nicht nur durchgebracht, sondern zum weltweiten Marktführer weiterentwickelt haben. Diese Erkenntnisse brachte Kempff im Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin ein. Hier galt es „die Stärke der regionalen Verankerung der Industrie- und Handelskammern in den Lobbying-Prozess einzuführen“. Eben diese regionale Verankerung hält er für einen der großen Vorteile der IHK-Organisation. Da hat er immer überlegt, wie eine IHK dieser Größenordnung (je nach Jahr schwankend an 15. bis 17. Stelle unter den 79 Kammern in Deutschland) die Bedürfnisse ihrer Mitglieder einbringen kann: am besten in der Zusammenarbeit mit anderen Kammern ähnlicher Größe.
Kooperation heißt auch das Stichwort bei internen Prozessen, etwa bei der jetzt anstehenden Digitalisierung. Erste Ergebnisse sind der elektronische Ausbildungsvertrag, das E-Carnet oder die elektronische Mitgliedsbescheinigung. Ein weiteres Augenmerk hat Kempff auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelegt, so bei der Metropolregion. Diesen Status, der manchen Vorteil auch bei der Verteilung öffentlicher Gelder mit sich bringen kann, erreichte die IHK in enger Zusammenarbeit mit Regierungspräsidium, Regionalverband und Region Alsace. So etwas kann nur gelingen, wenn man intensives Networking betreibt. Kempffs Netz umfasst mittlerweile mehrere tausend Bezugspersonen.
Auf die Ausbildung hat Kempff nicht nur bei den Mitgliedsunternehmen großen Wert gelegt, sondern auch in der IHK selbst. Da wurden gute junge Leute herangezogen, die häufig in reguläre Stellen übernommen worden sind und die zu festen Größen im IHK-Geschehen wurden, beispielsweise im großen Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung. Kempff stellte aber auch Ältere ein, die „nicht unbedingt die geradesten Lebensläufe hatten und bislang nicht den einfachsten Weg gegangen sind“, an deren Persönlichkeiten, Fähigkeiten und Beweglichkeit er indessen glaubte.
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