Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. Unter „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Das Hotel Sonne-Post in Waldau legt in der Hauptsaison Betriebsferien ein.
Was hätte wohl die Oma dazu gesagt? Als sich Yvonne und Thomas Eiche vor zwei Jahren erstmals den Gedanken leisteten, ihr traditionsreiches Hotel Sonne-Post in Waldau mitten in den Sommerferien für zwei Wochen komplett zu schließen, war gleich ihr zweiter Gedanke „Nein, undenkbar. Das geht doch nicht,“ erinnert sich die 43-jährige Hotel- und Restaurantchefin. Aber die Idee war geboren – und ploppte immer wieder auf. „Wir haben viele Mitarbeiter mit schulpflichtigen- oder Kindergartenkindern, die im Sommer sechs Wochen Ferien zu überbrücken haben. Das war immer eine hakelige Angelegenheit. Wir möchten ja allen eine gemeinsame Zeit mit der Familie ermöglichen“, erklärt Yvonne Eiche, die das Hotel, zu dem 27 Zimmer, vier Ferienwohnungen und eine große Gastronomie gehören, mit ihrem Mann in fünfter Generation führt.
Während der eine Teil im Urlaub war, mussten die Daheimgebliebenen stärker mitanpacken, waren die ersten zurück, mussten sie schon wieder für die dann urlaubenden Kollegen einspringen. Erholung adé. „Irgendwann haben wir beschlossen, ‚Fertig, wir machen das jetzt anders!‘“ Im vergangenen Jahr schloss die Sonne-Post erstmals im August, mitten in der Hauptsaison, für zwei Wochen die Pforten und alle 60 Mitarbeiter gingen gemeinsam in die Betriebsferien. Yvonne und Thomas Eiche hielten die Stellung für Gästeanfragen und zum Gießen der Blumen.
„Und es hat sich wirklich bewährt“, resümiert Yvonne Eiche, selbst Mutter von zwei Kindern. Die Mitarbeiter seien entspannt zurückgekommen und starteten alle zusammen erholt in den für das Hotel so wichtigen und betriebsamen Spätsommer. „Das war in den Jahren zuvor immer schwieriger als im letzten.“
Und die Gäste? Da habe man schon Bedenken gehabt, ja. Und deshalb Stammgäste, die immer im August kamen, gezielt angesprochen. „Viele haben einfach auf eine andere Zeit umgebucht. Die Rückmeldungen waren sehr positiv. Eine schöne Erfahrung“, stellt die Hotelchefin fest. Wie sich die ersten Betriebsferien im Sommer finanziell ausgewirkt haben, kann Eiche nicht sagen, weil das Haus wegen eines großen Küchenumbaus auch im November für fünf Wochen dicht war, so dass viele Effekte in das Ergebnis einfließen. „Das können wir final also erst Ende 2024 beurteilen.“
Dass man im nächsten August wieder schließen will, ist beschlossene Sache. Statt, wie in früheren Jahren, im März und im November – der klassischen Saure-Gurken-Zeit in den Bergen – Betriebsferien einzulegen, soll es vorerst bei März und August bleiben. Den November will das Betreiberpaar mit Hilfe des neuen Schwimmbad- und Saunabereichs beleben.
Dass die besseren Bedingungen zum Sommerferienurlaub für Mitarbeiter den Ausschlag geben, das Hotel als Arbeitgeber zu wählen, glaubt Yvonne Eiche nicht: „Aber im Gesamtpaket ist es ein wichtiger Baustein – gerade, wenn man Kinder hat.“ Deshalb macht sich der Hinweis darauf in Stellenanzeigen schon gut. – Und das hätte sicher auch der Oma gefallen.
Ulrike Heitze
Bild: Yvonne und Thomas Eiche (auf dem Sofa, Mitte und 1. v. r.) mit ihrer Familie und ihrem Team des Hotel Sonne-Post vor der hauseigenen Wellnessanlage