Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. In unserem Format „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Erek Speckert, CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung der Hugo Kern und Liebers GmbH & Co. KG in Schramberg, ließ sich einen Tag lang vom Nachwuchs in die Karten schauen.
Herr Speckert, Sie haben im Frühjahr per Zeitungsanzeige Ihren Chefsessel angeboten.
Erek Speckert: Ja, tatsächlich, wir haben meinen Chefsessel bei Kern-Liebers für einen Tag ausgeschrieben. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren konnten sich für ihn bewerben. Wir haben das in der Tagespresse inseriert wie auch in den sozialen Medien und über unser internes digitales Brett gestreut.
Und was hat es mit der Aktion auf sich?
Ich möchte jungen Menschen die Möglichkeit geben, live zu erleben, was es heißt, Chef zu sein, Entscheidungen zu treffen, ein Unternehmen zu führen. Ich habe selbst drei Kinder und weiß aus erster Hand, dass die Jugend ganz andere Vorstellungen vom Arbeitsalltag eines Chefs hat. Der Marketingeffekt dieser Aktion ist zwar schön, war aber bei weitem nicht der Treiber der Idee.
Sie sind dann Ende März den ganzen Tag von einer jungen Abiturientin begleitet worden. Was haben Sie Ihr gezeigt?
Zunächst habe ich Ihr eine kleine Einführung in meine Aufgaben und Routinen gegeben und ihr Rede und Antwort gestanden.
Anschließend hat sie mich in meine Termine begleitet: An diesem Tag waren fast alle Geschäftsführer für unser „Board of Management“-Meeting vor Ort. Alisa durfte die Sitzung führen und mit ihren Diskussionsbeiträgen uns „Alten“ andere Perspektiven aufzeigen. Später gab es zur Entspannung einen Rundgang durch Teile der Produktion und Gespräche mit Maike Pfennig, Senior Vice President Organization & Strategy, und mit einer unserer dualen Studentinnen.
Und wie war ihr Feedback?
Der Tag, so sagt sie, sei sehr hilfreich gewesen, um eine realistische Einschätzung von ihrem künftigen Studium und ihrem Traumberuf zu bekommen. Sie möchte Business Management oder Handelsmanagement studieren und hat sich schon für entsprechende Studienplätze beworben. Das freut uns natürlich, dass wir da Orientierung geben konnten.
Würden Sie nochmal Ihren Chefsessel für einen Tag hergeben?
Auf jeden Fall. Das ist eine Riesenchance für Jugendliche, mal in den Alltag eines Chefs reinzuschnuppern. Und ich denke, alle Beteiligten ziehen da was für sich raus.
Das Gespräch führte Ulrike Heitze.