Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. In unserem Format „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Die Peter Riegel Weinimport GmbH in Orsingen hat auf halbe Paletten umgestellt.
Herr Hallerbach, warum nutzen Sie für die Lagerung und den Versand Ihrer Weine Paletten aus Wellpappe – und nicht mehr die gängigen Euro-Paletten?
Wir liefern in ganz Deutschland aus. In der Pandemie wurde durch das explodierende Transportaufkommen Frachtraum knapp und teuer. Deshalb haben wir von den bisherigen Europaletten auf kleinere umgestellt. Die sind mit 60 mal 80 Zentimetern halb so groß und können bis 150 Kilogramm beladen werden.
»Frachtraum wurde knapp und teuer«
Dieter Hallerbach
Mitglied der Geschäftsleitung bei der Peter Riegel Weinimport GmbH, Orsingen
Wie sind Sie drauf gekommen?
Wir haben eine platzsparende Lösung gesucht, um den knappen Frachtraum optimal auszunutzen und umweltverträglich sollte es auch sein. Wir haben uns mit unseren Spediteuren beraten und 20 Modelle getestet. Übriggeblieben ist die „Cone Pal ANT“-Palette aus 80 Prozent recycelter Wellpappe. Sie trägt 500 Kilo – ist aber mit 1,3 kg Gewicht extrem leicht. Wir haben sie nochmal überarbeiten lassen, seitdem ist sie noch stabiler und die Ecken sind abgerundet, da anfangs beim Umwickeln die Stretchfolie reißen konnte. Die Palettenfüße sind gegen Nässe paraffiniert, bei Feuchtigkeit weichen sie nicht auf. Seit 2021 ist die Palette bei uns im Einsatz.
Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit wichtig?
Peter Riegel Weinimport ist der größte Bioweinhändler Deutschlands. Unsere Käufer erwarten ein Stück weit, dass wir auch bei der Lieferung auf Nachhaltigkeit achten. Ich persönlich beschäftige mich seit rund 20 Jahren damit, logistische Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Weil die Branche zu wenig tut, um vom Diesel wegzukommen, habe ich zum Beispiel die Plattform „Forum grüne Logistik“ ins Leben gerufen. Dort zeigen wir über Vortragsreihen und Best-Practice-Beispiele mögliche Lösungen.
Lässt sich mit den halben Paletten auch sparen?
Ja, weil wir bei einem Kommissioniervorgang, also einer Fahrt mit der Ameise durchs Lager, zwei Paletten bestücken, also zwei Kundenaufträge auf einmal bearbeiten können. Dafür haben wir die Software angepasst. Das spart Arbeitszeit. Und: Spediteure bieten uns günstigere Preise an, weil wir noch vorhandenen Platz zum Beispiel im Lkw komplett ausnutzen können. Zudem kann die Palette sogar mehrmals verwendet werden.
Lohnt die Palette auch ohne Mehrfachverwendung?
Auf jeden Fall. Durch die „halbe“ Palette“ sparen wir im Vergleich zur Europalette pro Jahr rund 93 Tonnen Transportgewicht ein – unabhängig von Mehrweg. Unser Ziel ist aber eine Rücknahmequote von zehn bis 20 Prozent, auf die wir noch nicht kommen. Aktuell prüfen wir Anreizmodelle, zum Beispiel könnten wir pro zurückgegebener Palette einen Baum pflanzen lassen. Das motiviert mehr als eine Bepfandung, auch weil Paletten auf dem Transportweg schon mal beschädigt werden.
Das Gespräch führte Nina Lipp.