Eine gemeinsame Sprache ist essenziell für die Integration internationaler Mitarbeiter und den unternehmerischen Erfolg. Das fand auch die Gründerfamilie der Anton Häring KG und hat sich bereits vor 40 Jahren für Deutsch als Firmensprache entschieden. Wie das Unternehmen diese über alle Standorte hinweg etabliert. Ein Praxisbeispiel.
Ob in Deutschland, Polen, China, den Vereinigten Staaten von Amerika oder Tunesien: Mitarbeiter der Anton Häring KG, die Führungsverantwortung oder eine Expertenrolle an einem der fünf Standorte übernehmen möchten, müssen Deutsch sprechen. Dass es im ersten Moment überrascht, wenn die Firmensprache eines global agierenden Konzerns nicht Englisch ist, kann Geschäftsleiterin Miriam Häring nachvollziehen. Der vermeintliche Sonderweg des Technologieunternehmens hängt eng mit dem seit Jahrzehnten anhaltenden Fachkräftemangel und wachsenden globalen Aktivitäten des Familienbetriebs zusammen, sagt sie: „Seit den 1980er-Jahren versucht Anton Häring, seinen Personalbedarf auch über Zuwanderung zu decken. Um internationalen Mitarbeitern den Neustart zu erleichtern, hat sich die Gründerfamilie früh dafür eingesetzt, dass diese Deutsch lernen, sich um adäquaten Wohnraum bemüht und versucht, die Menschen über Vereine sozial zu integrieren. Diesen Dreiklang haben wir beibehalten.“
Eine weitere Herausforderung, die in die Wahl der Firmensprache hineinspielte: Als das Unternehmen sein weltweites Geschäft ausbaute, saßen die Know-how-Träger am Hauptsitz in Bubsheim – die meisten von ihnen ohne ausreichende Englischkenntnisse. „Kommunizieren zwei unsichere Fremdsprachler miteinander, sind fachliche sowie interkulturelle Missverständnisse keine Seltenheit. Dieses Risiko wollten die Gründer mit ihrer Entscheidung für Deutsch als Konzernsprache minimieren“, skizziert Häring. Bis heute gilt: Der Muttersprachler stellt sicher, dass sein Gegenüber alles richtig verstanden hat.
Wichtige Begriffe auf einen Blick
Ob für Gastgewerbe, Handel, Büro, Logistik, Produktion oder IT: Das Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge bietet zahlreiche Vokabelflyer, die branchenspezifische Begriffe aus dem Deutschen in verschiedene Sprachen übersetzen – etwa ins Arabische, Russische, Ukrainische oder Türkische.
Diese können unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de/medien/sprachflyer/ als PDF heruntergeladen werden.
Inhouse-Sprachkurse als Schlüssel
Deutsch zu lernen ist heute Teil des Managementprogramms für den internationalen Fach- und Führungskräftenachwuchs. Konzernweit vermitteln zahlreiche Lehrkräfte inhaltlich auf die Tätigkeit abgestimmte Sprachkenntnisse. Sieben von ihnen unterrichten allein an der Häring-Akademie in Bubsheim. Auf dem Lehrplan stehen sowohl 45-minütige Einzelstunden als auch Konversationstrainings in Kleingruppen, in denen Grammatikregeln vermittelt und Sprachkenntnisse gefestigt werden. Auch für die sechs ukrainischen Jugendlichen, die bei Anton Häring eine einjährige Einstiegsqualifizierung absolvieren, gibt es ein spezielles Angebot, das sie auf ihre duale Ausbildung und den damit zusammenhängenden Schulbesuch vorbereitet.
Und für die übrige Belegschaft? „Nicht-Muttersprachlern, die Deutsch lernen möchten, es aufgrund ihrer Tätigkeit aber nicht müssen, bieten wir kostenfreie Kurse nach Feierabend an“, sagt die Unternehmerin und betont: „Dieses Angebot ist freiwillig und wir respektieren, wenn es nicht angenommen wird.“ In diesem Fall versucht das Unternehmen, sein Personal anders in interne Abläufe zu integrieren – die wichtigsten Informationen werden zum Beispiel weiterhin in Englisch und anderen Sprachen verbreitet.
Sprache im Betrieb: Das Welcome Center berät
Wie Sprachbarrieren das Miteinander im Betrieb erschweren können, weiß auch Ramona Shedrach vom Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg. Diese abzubauen sei der „Schlüssel zur sozialen und beruflichen Integration und ein wesentliches Element für eine gute Zusammenarbeit“, sagt die Referentin. Sie berät und informiert Unternehmen kostenfrei, die internationale Fachkräfte für sich gewinnen möchten. „In der Beratung stellen wir passende Sprachkursanbieter und Fördermöglichkeiten vor. Zusätzlich zu Sprachkursen können zum Beispiel Sprachmentoren die Einarbeitung erleichtern“, erklärt Ramona Shedrach. „Für Personalverantwortliche und Unternehmensvertreterinnen bieten wir verschiedene Veranstaltungen an. Zuletzt informierten ReferentInnen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie vom Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge in einem Online-Workshop zum Thema Einfache Sprache und Sprachfördermöglichkeiten.
Starke Mannschaft, kaum Fluktuation
Auf die Frage, warum Mitarbeiter keine Kurse bei externen Anbietern besuchen, antwortet Miriam Häring: „Bei uns in der Akademie sind wir frei, die zu vermittelnden Inhalte passgenau auf den Bedarf der Teilnehmer abzustimmen. Zudem finden Kurse, die aus beruflichen Gründen belegt werden, während der Arbeitszeit statt. Das reduziert die Wegezeit der Mitarbeiter und sie bleiben davor und danach ansprechbar.“
Dass alle Führungskräfte und Experten Deutsch sprechen, bringe entscheidende unternehmerische Vorteil: „Wir können an allen Produktionsstätten mit lokalem Management arbeiten. So wahren wir die kulturelle Identität vor Ort. Gleichzeitig stärke die gemeinsame Sprachebene die Identifikation mit Anton Häring.“ Dafür spräche – neben den positiven Rückmeldungen der Teilnehmer – auch der geringe Personalwechsel im Management: „Wir haben an allen Standorten eine starke Führungsmannschaft ohne Fluktuation.“
Text: ks
Bild: Adobe Stock, Good Studio
Welcome Center
Weitere Informationen zur Arbeit des Welcome Centers unter www.ihk.de/sbh – 4628594