Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. Unter „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Bei der Schuler Rohstoff GmbH in Deißlingen konnten Mädels beim Girls-Day „einfach mal Chefin sein“.
In die Vielfalt der Berufswelt eintauchen und Berufe kennenlernen, die vielleicht nicht so bekannt sind, das kann man beim alljährlichen Girls Day Ende April. Bettina Schuler-Kargoll, Unternehmerin und Vize-Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, hat bereits im vergangenen Jahr für den Tag eine besondere Idee gehabt: Die Geschäftsführerin der Schuler Rohstoff GmbH in Deißlingen hat dafür erstmals ihren Chefinnensessel geräumt und den Mädchen die Möglichkeit gegeben, dort selbst Platz zu nehmen. Genau wie in diesem Jahr auch.
„Wir Frauen müssen Vorbild sein und werben, wenn wir Frauen für Führungspositionen begeistern möchten. Zudem müssen wir zeigen, was Führung heißt und dass sie durchaus Spaß macht“, betont sie. Es gelte hier noch immer, Ängste abzubauen. Die Teilnehmerinnen haben an diesem Tag erfahren, dass Unternehmertum Flexibilität fordert. Denn kommt ein Auswärtstermin dazwischen, kann Bettina Schuler-Kargoll nicht persönlich anwesend sein und wendet sich kurzerhand per Videobotschaft an die Teilnehmerinnen und erklärt, dass das Thema „Frauen im Beruf“ für sie seit jeher ein großes ist. Und so verwundert es nicht, dass es bei Schuler Rohstoff sogar eine ganze Abteilung gibt, in der nur Frauen tätig sind. Von einer Frauenquote indes hält die Unternehmerin nichts.
Ist die Chefin unterwegs, übernimmt Christina Jäckle, die Assistentin der Geschäftsleitung, die Betreuung der Teilnehmerinnen, stellt das Unternehmen vor und erläutert, wo die Schwerpunkte des Tuns sind. Natürlich gibt es einen Rundgang durch alle Abteilungen und die jungen Damen bekommen einen Einblick in die Ausbildungsmöglichkeiten des Unternehmens.
„Man muss den jungen Menschen aufzeigen, dass die duale Ausbildung der Start für eine erfolgreiche Karriere ist und einem im Anschluss die Berufswelt offensteht“, so die Unternehmerin. Zudem biete die duale Ausbildung die Möglichkeit, durch die Praxis Schwerpunkte zu setzen und verborgene Talente zu entdecken. Wichtig sei, den jungen Leuten Verantwortung zu übertragen, sie zu integrieren und ihnen auch etwas zuzutrauen.
Bettina Schuler-Kargoll kann anderen Unternehmen nur empfehlen, die Veranstaltung „Einmal Chefin sein“ anzubieten und jungen Frauen die Türen zu öffnen – „das können auch Unternehmen, in denen keine Frau an der Spitze steht“, ist sie überzeugt. „Jeder klagt über Führungskräftemangel. Deswegen müssen sich die Firmen öffnen für junge Frauen und das Potenzial nutzen“, ermuntert sie abschließend.
Stefanie Siegmeier
Bild: Bettina Schuler-Kargoll hat sich per Videobotschaft an die Teilnehmerinnen des Girls-Days gewendet.