Manchmal muss man ein bisschen schräg denken, um auf gute Ideen zu kommen. Und oft hilft auch der Blick über den Tellerrand. Mit unserem neuen Format „Frisch gedacht“ wollen wir Unternehmen dabei helfen. Wir stellen Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem betrieblichen Alltag mal auf ganz andere Art angegangen sind oder die sich etwas Spannendes haben einfallen lassen – von Recruiting bis Marketing, von Produktion bis Bezahlung. Zum Staunen und Nachmachen. In dieser Ausgabe: die grüne Signatur bei Waldhaus.
Duzen oder siezen? In vielen Unternehmen ein kontroverses Thema. Die einen bleiben standardmäßig gerne erstmal beim klassischen Sie, bei den anderen gehört das kollektive Du schon zur Unternehmenskultur. Und wie hält man es nach außen, in der Kommunikation mit Kunden, Auftraggebern, Zulieferern?
Die Privatbrauerei Waldhaus setzt dafür in E-Mails auf eine grüne Signatur. Der Vorname des Absenders ist tannengrün gefärbt, ein Sternchen darunter klärt auf: ‚* Sag „Du“ zu mir! Einfach, praktisch, unbürokratisch. Ändere deinen Namen auf grün, wenn du geduzt werden möchtest.‘ – Waldhaus Geschäftsführer Dieter Schmid über die Intention hinter dem Duz-Angebot und die Erfahrungen damit:
Herr Schmid, ich bin ein bisschen unsicher, ob ich Sie jetzt siezen oder duzen soll.
Dieter Schmid: Sie können natürlich Dieter sagen. Nehmen Sie gerne die Einladung aus meiner Signatur an.
Okay, dann gerne Dieter. Wie ist die Idee zu dem öffentlichen Duz-Angebot entstanden?
Ich habe die Idee irgendwann und irgendwo mal auf Reisen aufgeschnappt.
Ihr bietet allen auf diesem Weg das Du an?
Ja, der Zusatz mit dem grünen Vornamen ist inzwischen unsere Standardsignatur und muss von Hand geändert werden, wenn man nicht duzen möchte. Aber das sind eher die Ausnahmen.
Warum bietet ihr allen das Du an?
Das spiegelt allgemein unsere Denkweise – innerbetrieblich und im Umgang mit unseren Geschäftspartnern. Uns ist das Zwischenmenschliche wichtig. Intern sind wir eh alle per du, von der Hilfskraft bis zum Braumeister, mich eingeschlossen. Das gehört bei uns zur Kultur und steht für „Willkommen in der Waldhaus-Familie“. Und je wohler und zugehöriger die Menschen sich fühlen, desto mehr Energie und Schwung bringen sie mit.
Können sich Mitarbeiter auch gegen das Duzen entscheiden?
Natürlich. Aber faktisch macht das eigentlich keiner. Wir investieren viel Energie in die Auswahl unserer Mitarbeiter und möchten, dass sie gut zu uns passen und sich mit unserer Firmenkultur identifizieren können.
Und wie kommt euer Duz-Angebot bei den Kunden an? Nutzen die das?
Man kann eigentlich oft schon vorher sagen, ob die Angeschriebenen darauf einsteigen oder nicht. Die Jüngeren greifen das Du schneller auf als die Älteren. Die fremdeln da weniger, es sei denn, sie arbeiten in einem Haus, wo das Du nicht so gern gesehen wird. Wir haben auch große Kunden, die ganz bewusst auf Distanz bleiben wollen. – Aber das ist völlig okay. Es ist nur ein Angebot. Jeder so, wie er sich wohlfühlt.
Wie merkt ihr euch, dass Kunden gerne beim Sie bleiben wollen?
Das ist Aufgabe einer guten und sorgfältigen Stammdatenverwaltung. Die uns dann zum Beispiel auch ermöglicht, unsere Anschreiben nach Du und Sie zu unterscheiden.
Interview: uh
Bilder: Adobe Stock – Andrii Yalanskyi (oben), Waldhaus (unten)
Bild: Dieter Schmid, Geschäftsführer Privatbrauerei Waldhaus, Weilheim