Rheinfelden. Coronabedingt drosselten vergangenes Jahr viele Unternehmen ihre Produktion, ließen sie ganz oder teilweise stillstehen – und verbrauchten somit auch weniger Strom als in normalen Zeiten. Das führte dazu, dass der Absatz der Energiedienst Holding mit Geschäftskunden 2020 während der Lockdowns „deutlich zurückging“, wie Jörg Reichert, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Energieversorgers, Anfang März vor der virtuell zugeschalteten Presse ausführte. Wegen vieler anderer positiver Effekte habe man dies aber mehr als kompensieren können, sodass man mit dem Jahresergebnis „sehr zufrieden“ sei. Die Energiedienst Holding hat ihren Sitz im schweizerischen Rheinfelden, ihr Geschäftsgebiet liegt etwa jeweils zur Hälfte im Wallis und am Hochrhein.
Insgesamt verkaufte Energiedienst vergangenes Jahr 8,96 Milliarden Kilowattstunden Strom und damit rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erlöse aus dem vertrieblichen Stromgeschäft stiegen um 34 Millionen Euro, die aus dem vertrieblichen Gasgeschäft um eine Millionen Euro. Um acht Millionen Euro konnten die Erlöse aus den Dienstleistungen – allen voran dem Vertrieb von Photovoltaikanlagen – gesteigert werden. 547 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 13,7 Megawatt Peak für Privat- und Geschäftskunden wurden 2020 installiert. Zudem baute Energiedienst 43 Blockheizkraftwerke. Die 54 (teil)eigenen Wasserkraftwerke erzeugten 2020 über 3,1 Milliarden Kilowattstunden Strom, das ist knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) stieg von 41,4 auf 50,8 Millionen Euro, das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von -4,6 auf 38,9 Millionen Euro. Grund für das negative Ergebnis 2019 waren vor allem Pensionsrückstellungen für die Mitarbeiter in Deutschland gewesen. Das Finanzergebnis ging 2020 von 11,5 auf -1,5 Millionen Euro zurück; Grund waren positive Einmaleffekte im Vorjahr. Der Jahresgewinn stieg wegen der besseren Ebit-Entwicklung sowie steuerlicher Einmaleffekte um rund 34 Millionen Euro auf 43,6 Millionen Euro. Der Eigenkapitalanteil betrug zum Jahresende wie 2019 rund 49 Prozent. Erneut soll eine Dividende von 0,75 Schweizer Franken pro Aktie ausgeschüttet werden. Rund 60 Millionen Euro hat Energiedienst 2020 investiert, das meiste davon ins Stromnetz. 1.072 Mitarbeiter, darunter 55 Azubis, waren Ende 2020 beschäftigt (2019: 987/54). Von ihnen arbeiten 343 in der Schweiz und 729 an den deutschen Standorten.
Ein neues Feld für Energiedienst ist Wasserstoff. Für den Ausbau der Ende 2018 eingeweihten Power-to-Gas-Anlage neben dem Kraftwerk Wyhlen erhielt Energiedienst kürzlich eine Förderung in Höhe von 13,5 Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Deren Leistung soll von einem auf fünf Megawatt erweitert werden.
Neu organisiert wurde vergangenen Sommer die ED Netze GmbH, die die Stromnetze des Unternehmens in Südbaden betreibt. Diese plant derzeit einen Neubau am Standort in Donaueschingen für 18 Millionen Euro. Spatenstich ist im Sommer, Fertigstellung für 2023 vorgesehen.
mae