WALDKIRCH. „Bei uns läuft es gut, und wir gehen davon aus, dass es trotz Corona auch in Zukunft so weitergeht.“ Das sagte Geschäftsführer Daniel Keesman, Geschäftsführer der August Faller GmbH & Co. KG, Mitte März auf der Jahrespressekonferenz. Diese fand wegen der verschärften Sicherheitsvorkehrungen des Unternehmens angesichts der Pandemie allerdings nicht im Hauptsitz der Unternehmensgruppe, sondern in einem Restaurant in Waldkirch statt. Mit wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie rechnet Keesmann nicht. Es würden volle Produktionskapazitäten gefahren, da man Teil der Lieferkette der Gesundheitsvorsorge sei. Dem versuche man gerecht zu werden.
Keesmann zog zudem eine positive Bilanz des „sehr erfolgreichen Geschäftsjahres“ 2019. Der Packmittelhersteller für den Pharma- und Healthcaremarkt setzte in der Gruppe den Rekordwert von 145 Millionen Euro um. Das sind zehn Prozent mehr als 2018 (131,9 Millionen Euro Umsatz) und viel mehr als der sich konsolidierende Mark, der laut Keesmann um zwei bis drei Prozent zulegte. Mit so einem starken Wachstum habe man selbst nicht gerechnet, so der Geschäftsführer. Das meiste davon, rund 105 Millionen Euro, wurde an den drei südbadischen Standorten Waldkirch, Binzen und Schopfheim erwirtschaftet, wo 940 der insgesamt 1.429 Beschäftigten arbeiten. Darunter sind 36 Auszubildende und vier duale Studenten. In Waldkirch wurden vergangenes Jahr etwa 1,25 Milliarden Faltschachteln produziert, in Binzen circa eine Milliarde Packungsbeilagen und in Schopfheim etwa ebenso viele Haftetiketten. Das entspricht dem Vorjahresniveau, da aber die Materialien zum Teil hochwertiger waren, stieg der Umsatz mit den Produkten. Insgesamt legte Faller vor allem im Ausland zu.
Das Unternehmen tritt seit Ende 2019 als Faller Packaging auf. Dies sei internationaler, und der Markenname würde nun auch beinhalten, wofür das Unternehmen stehe, so Keesmann. Die Firmierung August Faller GmbH & Co. KG hat sich aber nicht geändert. Kernidee der neuen Strategie: Gesundheitsversorgung neu denken und digital managen. Dabei wolle man schneller und effizienter werden, sagte Keesmann und verwies auf die 2019 gegründete hundertprozentige Tochter „PackEx“ in Worms, die innerhalb von drei Tagen kleine Verpackungschargen digital herstellen könne. Die Losgrößen der Aufträge würden insgesamt sinken, deren Komplexität steigen. Faller hat rund 100.000 Einzelaufträge in der Gruppe im Jahr, die die Kunden meist spontan erteilen, wenn sie Bedarf haben. Das hat für Faller starke Schwankungen zur Folge. Ziel des Unternehmens ist daher ein Datenaustausch mit den Kunden, das sind vor allem Pharmaunternehmen, so dass Faller früher als seine Kunde deren Bedarf erkennen und produzieren kann. Dies sei effizienter, für beide Seiten günstiger und man könne besser planen, so Keesman. Zurzeit laufen mit Pilotkunden Gespräche. Im Werk in Waldkirch, das auf große Losgrößen spezialisiert ist, beträgt die Standardlieferzeit zurzeit zehn bis fünfzehn Tage. Würden wegen der Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen, würden die Mitarbeiter anderweitig eingesetzt, so Keesman.
Angesichts der verschiedenen digitalen Projekte freut man sich bei Faller über die Auszeichnung als „Digitaler Pionier des Deutschen Mittelstands“ der Zeitschrift Wirtschaftswoche im vergangenen Jahr. Außerdem hob Keesmann die Bemühungen um Nachhaltigkeit des Unternehmens hervor und verwies darauf, dass Faller ebenfalls Ende 2019 in die Rangliste „Deutschlands wertvollste Unternehmen“ von Focus Money aufgenommen wurde.
Weitere Neuerungen im vergangenen Jahr: Der Satzdienstleister Artwork Solutions in Waldkirch wurde in ein Joint Venture mit der irischen Firma Perigord überführt, der Standort in Großbeeren, seit 2018 ein Joint Venture mit Bellwyck aus Kanada, wurden von diesem verkauft. Dagegen erwarb Faller in Ungarn die Firma Pharma Print, die im laufenden Jahr in die Faller-Gruppe integriert werden soll. Hier werden Packungsbeilagen bedruckt. Grund für den Erwerb ist, dass das Werk in Binzen an die Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Damit hat das Unternehmen nun sieben Standorte in vier Ländern. Insgesamt wurden 2019 rund 8,7 Millionen Euro investiert, für dieses Jahr sind 14,8 Millionen Euro geplant, die vor allem in neue Maschinen fließen sollen. Angesichts des weltweit wachsenden Pharma- und Healthcaremarktes, der älter werdenden Bevölkerung und der besseren Versorgung in wirtschaftlich schwächeren Ländern rechnet Keesman mit einer weiterhin guten Auftragslage. Für dieses Jahr plant er einen Umsatz von 146 Millionen Euro und damit ein Wachstum von einem Prozent. Das liege aber am Wegfall der zwei Unternehmen. Im Kerngeschäft plane Faller ein Plus von sechs Prozent, so Keesman.
mae