Freiburg. Das pandemiegeprägte Jahr 2020 markiert für viele Unternehmen einen Einschnitt. Der Riesterer GmbH hat es einen weiteren Geschäftsbereich beschert. „Mir war schnell bewusst, dass diese Krise eine Chance sein kann“, erzählt Gründer, Inhaber und Geschäftsführer Jürgen Riesterer in seinem neuen „Show Office“, das zugleich Büro, Ausstellung und Laden ist. „Ich hatte plötzlich Zeit, an meinem Unternehmen zu arbeiten und Veränderungen anzugehen.“ Herausgekommen sind ein neuer Name, ein neues Betätigungsfeld und eben die neuen Räume.
Ursprünglich ist das 2008 gegründete Freiburger Unternehmen aufs Einrichten von Einzelhandelsfilialen deutschland- und europaweit spezialisiert. Vor allem auf textilen Einzelhandel – daher auch der englische Zusatz „Retail Solutions“. Zu den Kunden zählen bekannte Markennamen wie Cecil, Street One, Hallhuber, Schöffel, Lowa und Levi’s. Just dieses mittlere Preissegment kämpft – nicht erst seit Corona, sondern schon länger – besonders mit der Konkurrenz aus dem Internet. Deshalb hatte Riesterer sein Angebot bereits über den filialisierten Einzelhandel hinaus um Kunden aus der Region erweitert – beispielsweise ein Café, zwei Fahrradläden, ein Lebensmittelgeschäft und eine Metzgerei. Der Lockdown in diesem Frühjahr hat ihn veranlasst, diese Richtung weiter zu verfolgen. Unter dem neuen Namen „Riesterer Raumdesigner“ spricht das Unternehmen nun gezielt Kunden jenseits des Einzelhandels an: Büros, Praxen, Hotels oder auch Privatleute. Das fünfköpfige Team aus Innenarchitekten und Holztechnikern realisiert den gesamten Innenausbau von der Planung bis zur Schlüsselübergabe.
Seine eigene Erfahrung mit dem Homeoffice ließ bei Jürgen Riesterer zudem eine weitere Geschäftsidee reifen. Wer kümmert sich eigentlich um die Einrichtung eines „Telearbeitsplatzes“, wie es veraltet immer noch in der Arbeitsstättenverordnung heißt? Und wer klärt bei rechtlichen, steuerlichen oder gesundheitlichen Fragen rund ums Arbeiten in den eigenen vier Wänden auf? Riesterer recherchierte und fand: nichts. Deshalb beschloss er, diese Dienstleistung selbst anzubieten. Unter der eingetragenen Marke „MyHomeOffice“ will er sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer beraten und unterstützen. Er arbeitet dafür mit zahlreichen namhaften Büromöbelherstellern sowie mit einer Steuerberaterin und einem Rechtsanwalt zusammen. Riesterer glaubt an ein großes Potenzial von „MyHomeOffice“. Und auch das neue Show Office mit seinem Schaufenster beschere ihm bereits „interessante Anfragen“. Beim Umsatz hinterlässt 2020 dennoch eine Delle: Statt wie geplant 1,5 Millionen Euro setzt Riester etwa eine Million Euro um. Das Retail-Geschäft allein ist um 70 Prozent eingebrochen. Die neuen Projekte haben dieses Jahr gerettet. Sie haben mehr als 50 Prozent zum Umsatz beigetragen.
kat