Herr Lohmann, welches Ziel verfolgen Sie als Firmenchef?
Es geht nicht darum, maximal Gewinn zu machen, sondern die Überlebensfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Dazu gehört natürlich auch Profitabilität. Und eine Flexibilität in vielerlei Hinsicht – im Geschäftsmodell und von den Mitarbeitern. Die Pandemie hat die Wirtschaft vor gravierende Probleme gestellt. Auf solche Fälle vorbereitet zu sein, ist das Hauptziel.
Wie kommunizieren Sie Ihre Ziele, wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unter normalen Geschäftsbedingungen haben wir alle sechs bis sieben Wochen Mitarbeiterversammlung, bei der wir uns austauschen und im Hintergrund immer dieses Überlebenssziel mitkommunizieren. Während der Pandemie – wir haben immer noch Homeoffice und geteilte Teams – machen wir das durch regelmäßige Youtube-Sessions. Die beiden Geschäftsführer sind abwechselnd alle 14 Tage in einem geschützten Youtube-Kanal, zum Teil als Aufzeichnung, zum Teil live, um in den Dialog zu kommen. Damit kann ich 250 Menschen erreichen.
Detlef Lohmann
ist seit 1999 geschäftsführender Gesellschafter der Allsafe GmbH & Co. KG, die auf Ladungssicherung für Nutzfahrzeuge und Flugzeuge spezialisiert ist. Das Unternehmen produziert beispielsweise Sperrelemente wie Schienen oder Stangen – am Hauptsitz in Engen und in Fürstenwalde an der Spree. Allsafe beschäftigt aktuell etwa 250 Mitarbeiter und hat 2020 rund 57 Millionen Euro umgesetzt, 15 Prozent weniger als 2019. Trotzdem sei man beim Ergebnis „sauber rausgekommen“, sagt Lohmann. Man habe die Krise genutzt, um „Ballast abzuwerfen“ und notwendige Veränderungen umzusetzen.
Nutzen Sie Führungstechniken oder -modelle wie Lean Management oder Kanban?
Klar arbeiten wir seit ewigen Zeiten mit der Methode Lean. Was bei uns aber ganz anders ist: Wir haben die Organisation konsequent nach Kundenbedürfnissen ausgerichtet. Wir haben alle Abteilungen abgeschafft und arbeiten mit den drei Kernprozessen Vertrieb, Entwicklung und Produktion. Alle Spezialisten sind, wie man das aus Projektteams kennt, permanent zusammen in einem Raum – heute virtuell. Wir haben deshalb ein ganz anderes Organigramm. Wenn man das konsequent macht, wird so die Werkstromthematik aus der Produktion ins gesamte Unternehmen getragen. Deshalb passt der Lean-Gedanke ganz gut.
Beschreiben Sie Ihren Führungsstil.
Variabel. Die Produktion ist noch recht klassisch hierarchisch strukturiert, die Entwicklung in sogenannten Crews, also als Projektmanagement organisiert, und im Markt arbeiten wir mit einer komplett offenen Netzwerkstruktur, ohne Hierarchie. Aber ich beschäftige mich nur die Hälfte der Zeit mit dem operativen Geschäft. Die andere Hälfte arbeite ich am Unternehmen, und das passiert außerhalb des Unternehmens. Nur da ist der Kopf frei, weil nicht permanent einer etwas möchte. Das machen viele Mitarbeiter bei uns. Deshalb hatten wir mit der Umstellung auf Homeoffice kein Problem.
Wo parken Sie?
Unter dem Fahrraddach, ich komme meist mit dem Fahrrad. Meinen Dienstwagen habe ich vor anderthalb Jahren abgegeben.
Mit welchen Mitarbeitern duzen Sie sich?
Mit allen.
kat