Deutschlands Händler des Jahres hört auf: Denn Bernd Hauser hat als Inneneinrichter alles verkauft, was man verkaufen kann und jetzt sucht er sich neue Abenteuer – am Südpol zum Beispiel.

Deutschlands bester Händler wäre um ein Haar der Polizei ins Netz gegangen. Aber nicht als Verbrecher, sondern als Bewerber. Denn der junge Bernd Hauser hielt die Autobahnpolizei in den 1980er-Jahren für den einzigen oder zumindest für den schnellsten Weg ans Steuer eines Porsche 911. „Und genau das war mein Traum als junger Bursche, seit ich mit sechs oder sieben Jahren so ein Auto als Modell geschenkt bekommen hab“, sagt Bernd Hauser zwischen Eames Lounge Chair und USM-Kommoden in seinem Villinger Einrichtungshaus. Die schönsten Designermöbel im Schwarzwald gibt’s hier und in den Schwesterbetrieben in Freiburg und Konstanz. 40 Mitarbeiter, 13 Millionen Euro Umsatz. Gerade von einem renommierten Fachmagazin ausgezeichnet als Händler des Jahres, weil keiner so gut unterwegs ist wie der Hauser und sein Team. Das sollte doch auch zu einem Sportwagen reichen, oder? „Theoretisch ja“, sagt Hauser mit der dicken Nomos am Arm und schaut, als kullerten ihm gleich Krokodilstränen über die Lachfalten. „Aber so ein Auto kommt bei Kunden halt nicht immer gut an, weißt du?“
Und genau das ist es, worum sich bei Bernd Hauser alles dreht: ums Ankommen. Ums Verkaufen. Nicht mehr des Geldes wegen, eher weil er’s sportlich nimmt und einfach Freude daran hat, dicke Bretter zu bohren. Manche seiner Kunden investieren ad hoc zwei Millionen Euro – an anderen baggert der Hauser zehn Jahre und freut sich dann umso mehr, wenn er Bankern und Ärzten, Anwälten und Steuerberatern, Architekten und Prominenten, Industriellen und (Schweizer) Privatkunden den Hof, pardon: das Büro machen kann.
Vier eigene Innenarchitekten sind dafür bei der Schwarzwälder Smow-Niederlassung permanent am Entwerfen und Einrichten. Und doch geht bis heute kein Angebot raus, das der Hauser nicht selbst geschrieben hat oder von dem er nicht restlos überzeugt ist. Ein Alphatier? Klar. Aber aus einfachsten Verhältnissen. Einer, der sich hochgedient hat und dem das Verkaufen so im Blut liegt wie dem Musiala das Dribbeln. Beim Edeka-Holzky ist der Bub vom Land einst als Einzelhandelskaufmann in die Lehre gegangen – und war schon damals findig. „Ich hab schnell realisiert: Wenn man den Menschen dient, macht sich das im Geldbeutel bemerkbar.“ Also hat der Lehrbursche für seine vermögenderen Kunden vor oder nach der Schicht eingekauft und die Sachen dann ausgefahren. Noch hochtragen? Aber gern! Gibt schließlich noch ’ne Mark extra.
Die Anteile sind verkauft
„Ich habe immer Verantwortung gewollt“, sagt Bernd Hauser heute und es ist für ihn auch kein Widerspruch, dass er seine Anteile am Geschäft vergangene Woche rückwirkend zum 1. Januar verkauft hat. „Drei Jahre noch. Aber als Angestellter“, sagt er und erzählt von seiner Männerrunde, aus der die ersten schon nicht mehr da sind und dass er so gern reist. Die Antarktis steht noch auf der Bucketlist und statt eines Porsche fährt er einen Mercedes Jules Verne – den Premium-Camper für Abenteurer auf Basis der V-Klasse. Auch nicht viel billiger als ein Porsche, polarisiert aber weniger.

Aus der Krise gelernt
Apropos polarisieren. Da muss man sich noch mal an die Wirtschaftskrise 2008 erinnern. Lehmann und so. Der Hauser war damals als Vertriebler mit und für Franz Wiebelt unterwegs. Hauser richtete Büros ein, ein Kompagnon kümmerte sich um Kopierer, Computer und Controlling. Und angesichts der Wirtschaftskrise hieß es: Der Hauser möge doch auch Leute entlassen. „Da habe ich auf Krieg geschaltet“, erinnert sich Hauser, der sich mit Kurzarbeit statt Kündigungen zu helfen wusste. 2,5 Millionen Euro Umsatz hat man damals erwirtschaftet. Zu acht. „Und dann hab ich mir gedacht: Wenn ich den Laden schon neu ausgerichtet hab, dann kann ich ihn auch übernehmen.“ 2010 war das und seither ging’s steil bergauf. 2017 der Neubau am Vorderen Eckweg, dann die Kooperation mit Smow, die damals als Ergänzung zum reinen Online-Geschäft dringend einen echten Showroom, einen Flagship-Store suchten. Eine Win-win-Situation. Mit Smow zog das Geschäft noch mal an und mit Hauser hatten die Leipziger Online-Pioniere um den früheren Vitra-Verkaufsleiter Jörg Oettinger einen an der Hand, der das Gras wachsen hörte, so dicht war er am Markt. Die Übernahme von Perkumas in Freiburg, dann das Raumform-Haus in Konstanz: Den Banken ging das alles zu schnell. „Hab sie dann aber doch überzeugt“, sagt Hauser rückblickend. „Aber das war knapp damals. Die waren echt unruhig und haben mir nicht wirklich über den Weg getraut.“
Nächste Station: Stuttgart?
Und heute? „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich mindestens noch einen Standort aufmachen“, sagt Hauser, guckt in Richtung Stuttgart und grinst. Mal schauen, was da noch kommt von einem, der als Chef sicher auch nicht immer einfach ist, oder? „Ganz ehrlich: Ich kann dir nicht sagen, wie viele Leute ich in all den Jahren mit meinem Ehrgeiz verschlissen hab. Aber wer als junger Vertriebler bei uns ins Team wollte, der musste noch mal drei Jahre eine Lehre machen, sich dann weitere drei Jahre beweisen und erst dann konnte es mit dem Geldverdienen so richtig losgehen.“ Denn das größte Geheimnis im Vertrieb, da ist sich der Hauser sicher: Das ist Kontinuität.
Und dass man nicht gierig wird. Dass man nicht der Versuchung erliegt, „Kunden über den Bengel zu ziehen“, sondern fleißig bleibt. Demütig? So etwas Ähnliches. „Für mich ist es das Befriedigendste, wenn ich Kundenwünsche noch umdrehen kann“, sagt Hauser. „Wir präsentieren, was der Kunde will – um dann aber noch eine Idee mehr zu zeigen. Etwas, was sich der Kunde nicht vorstellen kann, aber in das er sich mit großer Wahrscheinlichkeit verliebt.“
Bei all dem kam Bernd Hauser immer eins zugute: Er ist mit Haut und Haar Verkäufer – in einer Branche voller Künstler. 2024 war auch daher für den Hauser „das beste Jahr ever“ – wie schon das Jahr zuvor und das davor. „Es läuft“, sagt Hauser und lächelt breit. „Trotz Baukrise. Wir haben viel Vorlauf, viel in der Pipeline und auch wenn es da draußen kaum noch Neubauten gibt: Ich freu mich noch auf ein paar richtig große Brocken!“ Und trotzdem ist bald Schluss.
„Ich will auf dem Höhepunkt gehen“, sagt Bernd Hauser dazu. „Ich will nicht gegangen werden und ich will mein Leben genießen.“ Mit seiner Frau Elisabeth um die Welt reisen und nicht mehr jeden Tag um sieben in der Firma sein, weil man „nur vor acht“ (sagt der Hauser) die besten Geschäfte macht. Stattdessen geht es demnächst in die Mongolei zu den Adlerjägern und dann nach Südamerika und zum Südpol. Mal sehen, ob der Hauser auch den Menschen dort etwas verkaufen wird. Vielleicht ja sogar Kühlschränke. Vorher aber wird vielleicht doch noch ein vierter Standort eröffnet. In Stuttgart, nicht weit weg von Zuffenhausen. Vielleicht klappt es doch noch mit dem Elfer? „Glaub ich nicht mehr“, sagt Bernd Hauser, der das Leben genießt. Als Feinschmecker und Trüffelfreund, als Möbelsammler und mit einem großen Haus samt Pool im Garten. Eine Garage gäb’s schon und trotzdem ist das mit dem Sportwagen kein Thema mehr. „Beim letzten Mal hat mich meine Frau rausgezogen und ich glaube:
Das hat sie gut gemacht!“ Ulf Tietge