Triberg. Rudolf Kastner (67), Vorstandsvorsitzender der EGT AG, eines breit aufgestellten Energiedienstleisters, ist Ende Juni in den Ruhestand getreten. Der sehr sportliche und weltgewandte Mann hat das Unternehmen 26 Jahre lang geführt. In Traunstein/Oberbayern geboren und aufgewachsen, studierte er Elektrotechnik an der Technischen Universität München und startete dann 1977 seine berufliche Karriere bei Siemens. Sechs Jahre lang war er auf der halben Welt, unter anderem im Nahen Osten, Südamerika und Thailand, für den Konzern unterwegs und übernahm die Leitung der Inbetriebnahme von Schaltanlagen und Großkraftwerken. 1983 kehrte er zurück und ging zum Schweizer Energie- und Industriekonzern Elektrowatt AG. Dort war er zuletzt Mitglied der Geschäftsleitung verschiedener Konzerngesellschaften – unter anderem des Kraftwerks Laufenburg. 1993 wechselte er als Alleingeschäftsführer zur EGT (Elektrizitätsgesellschaft Triberg), einem relativ kleinen Unternehmen der Energiewirtschaft, das jedoch damals schon mit eigenen Netzen für Strom und Gas eine Reihe von Gemeinden im Hochschwarzwald versorgte und auch Elektroinstallationen betrieb. Kastner kam mit einer klaren unternehmerischen Wachstumsstrategie für die Bereiche Energie und Elektroinstallationen zur EGT.
Die Firma wurde bereits 1896 von den Familien von Schön und von Linde sowie anderen gegründet. Kastner konnte 1999 die Anteile der Familie Linde übernehmen und wurde so, neben den Versorgungsgemeinden und der Familie von Schön, Miteigentümer. Heute ist die Unternehmensgruppe in den Geschäftsbereichen Energienetze und – bundesweit – Energieservice sowie elektro- und informationstechnische Gebäudeausrüstung tätig. Sie beschäftigt rund 230 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von circa 110 Millionen Euro. Seine 1993 entwickelten Ziele hat Kastner mehr als erreicht, Umsatz und Ertrag wurden seither vervielfacht. Seit dem vergangenen Jahr befindet sich die Dachgesellschaft der Gruppe, die EGT AG, zu je einem Drittel im Besitz von privaten und kommunalen Anteilseignern sowie (neu) der Genossenschaft Albelektrizitätswerk Geislingen-Steige (Albwerk). Diese Erweiterung des Aktionärskreises um einen strategischen Partner kam auf Kastners Initiative zustande.
Kastners Aktivitäten beschränkten sich indessen nicht auf die EGT. Jahrzehntelang war er Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Triberg, an deren Fusion mit der Volksbank Kinzigtal er einigen Anteil hatte, sowie Beiratsmitglied mehrerer mittelständischer Unternehmen. Für sein außerordentliches Engagement zum Ausbau und der Weiterentwicklung der Hochschule Furtwangen wurde er 2009 zu deren Ehrensenator ernannt. Kastner war Präsident des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg in Stuttgart und gehörte dem Vorstand des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft in Berlin an. Seit langer Zeit und noch für die laufende Amtsperiode ist er Präsident der Vereinigung badischer Unternehmerverbände in Freiburg und Mitglied des Vorstandes der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände in Stuttgart. Auch als Handelsrichter am Landgericht Konstanz war er viele Jahre aktiv.
Der EGT-Unternehmensgruppe wird er nun weiterhin als Aktionär und als Aufsichtsratsvorsitzender zur Verfügung stehen. Mit 70 soll dann Schluss sein. Eine seiner Maximen war immer, rechtzeitig Verantwortung an Jüngere abzugeben. Im Fall der EGT sind dies sein langjähriger Vorstandskollege Jens Buchholz und die Geschäftsführer der Tochtergesellschaften. Kastner selbst wird nun Zeit haben für seine Hobbys Sport (Golf, Skifahren, Segeln), Kultur (Konzerte und Literatur) sowie Reisen – so will er zunächst einmal seinen Sohn, der in Boston arbeitet, besuchen und auch seine Tochter, die immer wieder in Argentinien tätig ist.
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