Freiburg. „Ehrlich gesagt, hatte ich zuerst nicht wirklich eine Idee, was die Wirtschaftsmedaille überhaupt ist. Ich musste erst einmal recherchieren“, gibt Philipp Frese offen zu. Als er sich schlau gemacht hatte, war ihm aber klar: Das ist schon etwas Besonderes. Der Geschäftsführer der Frese GmbH und langjährige Präsident des Handelsverbands Südbaden ist stolz auf die Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg, die für ihn völlig überraschend kam. Im November vergangenen Jahres durfte er die Medaille im Stuttgarter Neuen Schloss aus den Händen von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in Empfang nehmen – „für herausragende unternehmerische Leistungen und zum Dank für besondere Verdienste um die baden-württembergische Wirtschaft“.
„Bei der feierlichen Verleihung war deutlich zu spüren, dass die Auszeichnung mit großer Wertschätzung seitens des Wirtschaftsministeriums verbunden ist“, ist Philipp Frese immer noch beeindruckt. Besonders die Laudatio der Ministerin hat ihm und seiner Frau Constanze, mit der er das traditionsreiche Freiburger Einrichtungs- und Bettenhaus führt, gefallen, „weil sie wirklich fundiert recherchiert war und damit die Auszeichnung glaubhaft macht“. Leicht schmunzeln lässt ihn noch heute die Tatsache, dass er im Vorfeld gefragt wurde, ob er die Medaille überhaupt annehmen wolle. „Natürlich habe ich keine Sekunde ernsthaft darüber nachgedacht, im Gegenteil. Ich fühle mich sehr geehrt, dass man mich ausgewählt hat. Ich jage Ehrungen zwar nicht hinterher, halte sie aber für ein probates Mittel, Engagement anzuerkennen. Das beziehe ich nicht auf mich speziell, sondern das gilt für alle, die sich mit Herzblut für eine Sache einsetzen.“
Obwohl er mit Mitte 50 noch vergleichsweise jung für große Ehrungen ist, wurde Philipp Frese vor fast drei Jahren schon einmal ausgezeichnet – mit der goldenen Ehrennadel der IHK Südlicher Oberrhein für sein ehrenamtliches Engagement in der Gremienarbeit. Denn seit Ende der 90er-Jahre ist Frese Mitglied des Handelsausschusses, bereits in der dritten Periode dessen Vorsitzender. Außerdem ist er Mitglied der Vollversammlung. Warum ihm sein Engagement so wichtig ist? „Ich finde es toll, dass die IHK öffentlich-rechtliche Aufgaben wahrnimmt, und das mit dem Sachverstand von Menschen aus der Praxis“, sagt Philipp Frese. Hilfreich für ihn sei, dass er mit dem Handelsverband, dessen Präsident er 16 Jahre lang war, tief in die Themen eingebunden ist. So könne er die Handelsthemen auch mal über den Tellerrand hinaus betrachten und gleichzeitig mit dem übergreifenden Fokus der IHK diese an verschiedenen Stellen anbringen.
„Die Herangehensweise unterscheidet sich aber. So kann man als Verband ein bisschen direkter und auch mal vorlauter und provokanter sein. Als Kammer hat man einen gesamtwirtschaftlichen Auftrag. Das kann man nicht oft genug betonen, vor allem auch gegenüber der Politik“, sagt Philipp Frese. Denn schließlich sei die IHK keine Lobby im eigentlichen Sinne, sondern ein neutraler Sachverständiger, der nicht direkten Interessen unterworfen ist. „Diese Rolle hat mir bei den Kammern immer gut gefallen und ich bin froh, dass ich dazu etwas beitragen kann.“ Auch persönlich profitiere er von den vielen Begegnungen mit den Mitgliedern, freue sich, immer wieder neue Menschen aus der Region kennenzulernen, die genauso bereit sind, Verantwortung über den eigenen Bereich hinaus zu übernehmen. „Das hilft dabei, dass man nicht nur in der eigenen Suppe schwimmt“, betont der Freiburger Unternehmer.
Verantwortung hat Philipp Frese selbst schon recht früh übernommen. Weil sein Vater Hermann, der 1993 zum IHK-Präsidenten gewählt wurde, oft unterwegs war, ist seine eigene Karriere letztendlich anders verlaufen als geplant. Zwar hat ihm seine Banklehre so viel Spaß gemacht, dass er sich sehr gut vorstellen konnte, nach seinem Studium der Volkswirtschaft wieder dorthin zurückzukehren. „Dann bin ich aber so reingerutscht in unser Geschäft, dass es zum Examen bereits kein Thema mehr war, etwas anderes zu machen“, erzählt er. Schon als Kind hat Philipp Frese viel Zeit im familieneigenen Unternehmen verbracht und war damals besonders von den Orientteppichen und der Kulturgeschichte dahinter fasziniert. Die opulenten Teppiche gibt es heute im Einrichtungs- und Bettenhaus Frese zwar nicht mehr, dafür gehört seine berufliche Leidenschaft den drei Bereichen des Unternehmens: Raumausstattung, Betten und Bettwaren sowie Immobilien. „Zum Textilen haben ich allerdings eine besondere Affinität. Ich hantiere gern mit Stoffen, um Lösungen mit unseren Kunden auszuarbeiten, die individuell sind. Es ist das ästhetische, praktische und persönliche Anforderungsprofil, das mich dabei begeistert“, ergänzt Frese.
Im vergangenen Jahr hat die Frese GmbH ihr 160-jähriges Bestehen gefeiert (siehe Artikel in der WiS 11/2023). Seit 1997 führt Philipp Frese das Freiburger Traditionsunternehmen, das aktuell acht Mitarbeiter hat. Ob seine beiden erwachsenen Söhne einmal das Geschäft übernehmen, steht in den Sternen. „Sie entwickeln sich beruflich gerade in andere Richtungen. Aber wer weiß, ich bin ja auch Banker und Volkswirt“, schließt er lachend.
Daniela Santo