Spaichingen. Heroisch steht er da, breitbeinig, mit gleißenden Augen. Der linke Arm weist ausgestreckt den Weg, und mit seiner Statur überragt er alle, die im Chefbüro der IT@Business GmbH & Co. KG das Gespräch mit der Firmenleitung suchen. Die Rede ist nicht von Klaus Schmid, dem Gründer des Spaichinger IT-Dienstleisters. Denn das Büro, in dem der kraftstrotzende Iron Man herumsteht, ist gar nicht mehr seines: Anfang 2021 hat der 44-Jährige die Geschäftsleitung an seinen langjährigen Partner Timo Volkheimer übergeben. Die eindrucksvolle Fiberglasfigur aus der US-amerikanischen Marvel-Comics-Serie ist ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Klaus Schmid seine Firma nach der Gründung 2009 zu einem Beratungsunternehmen von beachtlicher Größe entwickelt hat. Von null auf 40 Mitarbeiter, von null auf 440 Kunden. 1.500 betreute Server, mehr als 8.000 betreute Computerarbeitsplätze sind es heute.
„Ich habe Comics schon als Kind geliebt“, erzählt Klaus Schmid. Darum der Iron Man im Büro. Trotzdem plaudert das Spaichinger Urgestein am liebsten und längsten über das weite Feld der IT: „Der Begriff Nerd ist für mich keine Beschimpfung“, sagt er. Und: „Die IT ist mein Lebenswerk.“ Die Begeisterung ist so groß, dass er sich aus der Geschäftsleitung zurückgezogen hat, um jenseits von Führungsaufgaben neue Herausforderungen anzupacken. Wie der Zuschnitt seiner Position bei IT@Business künftig aussehen wird, steht noch nicht fest, eine zentrale Aufgabe ist ihm aber besonders wichtig: mit neuen Projekten die Chancen der Digitalisierung zu akzentuieren und ihr oft angstbesetztes Image zu verbessern. Auch in seiner neuen Funktion als Sprecher des Arbeitskreises IT-Wirtschaft der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg will Schmid dieses Thema pushen.
Um zu verstehen, was gemeint ist, lohnt sich ein Blick zurück in seine Kindheit. „IT und Technik – das begleitet mich, seit ich zehn Jahre alt war“, erzählt er. Seine ersten Computerspiele liefen damals auf einem Commodore C128. Unter Cyberkriminalität verstand man meist den Handel mit Raubkopien. Harmlos im Vergleich zum heutigen Risiko, Opfer von globalen Betrugsmaschen zu werden. Genau da will Schmid nun ansetzen. „100 Prozent Sicherheit gibt es nicht“, sagt der IT-Experte. „Aber wenn wir in der Digitalisierung vorankommen wollen, müssen wir die Vorteile in den Vordergrund rücken, nicht die Gefahren.“ Wichtig sei zusätzlich zur passenden Abwehrtechnologie, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen in den Unternehmen. Denn oft sind nicht die Antivirenprogramme Einfallstore für Kriminelle, sondern der Faktor Mensch.
Besonders am Herzen liegt dem dreifachen Familienvater, IT-Nutzer schon im Kindesalter zu sensibilisieren. Federführend koordiniert durch den IT-Arbeitskreis der IHK und unterstützt durch Kooperationspartner plant Klaus Schmid Vorträge in den Grundschulen sowie in den Haupt- und Werkrealschulen seiner Region. Viele Jugendliche seien absolut fit in der Nutzung von Smartphones und sozialen Medien. Spannend werde es aber, wenn man die Hintergründe beleuchtet. Was passiert mit den Daten? Warum sind Whatsapp, Tiktok und Instagram kostenlos? Was macht ein gutes Passwort aus? Hier, so Schmid, gebe es viel Unwissenheit. „Unterschätzt nicht den Wert Eurer Identität“, lautet eine der zentralen Botschaften. Eine erste Veranstaltung soll im März an der Aubert-Grundschule Deißlingen stattfinden, als Auftakt für viele weitere.
„Beschäftigen wir uns mehr mit der Technik, statt sie zu verteufeln“, empfiehlt Schmid. Mit dem Mehr an Wissen steige das Maß an Sicherheit. Und dann kommen auch die Vorzüge der Digitalisierung wieder mehr zum Vorschein. Ein Blick in die USA, bevorzugtes Reiseziel der Familie Schmid, sei hilfreich. „Ich liebe die Westküste und die Nationalparks in Nevada oder Utah“, schwärmt er. An den USA imponiert ihm insbesondere die Mentalität, auch das unternehmerische Risiko des Scheiterns einzugehen. Mehr Mut, weniger Angst. Klaus Schmid tickt ähnlich. Sonst hätte er nach Realschulabschluss, einer Ausbildung in der Unterhaltungselektronik und ersten Angestelltenjobs im Jahr 2009 nicht gleich eine eigene Firma gegründet. Und er hätte nun nicht die Leitung wieder abgegeben, aus Begeisterung für neue Aufgaben. Den Iron Man in seinem früheren Chefbüro kann er ja trotzdem jederzeit besuchen.
Text: bb
Bild: Benedikt Brüne