Sie bieten Kurse für Stressmanagement für Unternehmen. Wie kam es zu der Idee?
Bernhard Denne: Seit 2012 bin ich Professor an der Hochschule Offenburg und unterrichte im Bereich Marketing und Innovationsmanagement. Meine Militärzeit hat mich sehr geprägt, auch meine Laufbahn als Sportler und meine vorangegangene Tätigkeit in der Industrie. Dabei spielen mentale Stärke und Stressresilienz eine große Rolle. Es war mein Wunsch, den Studierenden außerhalb der üblichen theoretischen Vorlesungen etwas mitzugeben, was sie im späteren Leben immer wieder brauchen können. Ich hatte bereits zuvor gute Erfahrung gemacht mit Wissensvermittlung, bei der der klassische Lernraum verlassen wird. Kernelement war eine zweieinhalbtägige Wanderung, bei der die Teilnehmer als Team funktionieren müssen. Dabei gibt es Challenges und im Nachgang wird konstruktiv analysiert, was gut und was schlechter lief – und weshalb.
SCOR GmbH
Gründer: Bernhard Denne (55) und Annika Brand (26)
Ort: Offenburg
Gründung: 2022
Branche: Mental Health
Idee: Neue Lernräume öffnen
Webseite: https://scor-resilienz.de
Frau Brand, wann kamen Sie ins Spiel?
Annika Brand: Ich war als Studentin Teilnehmerin bei diesem ersten Pilotdurchgang – und sehr begeistert, weil ich das erste Mal das Gefühl hatte, ich lerne etwas, von dem ich noch mein ganzes Leben zehren kann. Mir gefällt das Konzept, bei dem man mal raus aus dem Alltag kommt, um sich für etwas anderes Zeit zu nehmen. So sind wir ins Gespräch gekommen. Während meines Studiums habe ich das Projekt weiter begleitet und dann kamen schon die ersten Anfragen aus der Wirtschaft, ob man sowas nicht auch für Mitarbeiter anbieten könnte. Nach Ende meines Studiums haben wir beim Accelerator von Black Forest Innovation mitgemacht. Das ging über ein halbes Jahr mit verschiedenen Workshops und unterschiedlichen Mentoren. Darüber haben wir viel Feedback eingeholt und das Konzept an die Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst.
Denne: Ich als Professor sollte und wollte kein Geschäftsführer werden von einem Wirtschaftsunternehmen, ich habe ja bereits einen Vollzeitjob. Annika habe ich gezielt angesprochen. Ich finde ein gemischtes Führungsteam sinnvoll – sowohl vom Geschlecht als auch vom Alter. Jetzt sind wir beide Gesellschafter, wir ergänzen uns sehr gut.
Warum die Wanderung?
Denne: Man könnte das natürlich auch alles schön im Seminarraum machen. Aber wir wollen ja die Mitarbeiter aus dem Büro, aus der gewohnten Umgebung und auch aus dem Umfeld, das oft Stress auslöst, rausholen, damit sie sich mental wirklich auf das Thema einlassen können. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass man in Bewegung besser lernt und gerade in der Natur positive Effekte erzielt werden. Da lag es auf der Hand, den schönen Schwarzwald vor der Tür zu nutzen. Wir bieten Teamevents, Onboarding für neue Kollegen oder Azubis. Für den inhaltlichen Input arbeiten wir mit freiberuflichen Referenten zusammen, die in ihrem Bereich Expertise habe. Das Gesamtpaket stellen wir nach den Wünschen der Auftraggeber zusammen.
Wie haben Sie das Ganze finanziert?
Brand: Ich habe ein Gründerstipendium von der Hochschule Offenburg erhalten, wodurch wir einen Teil des Startkapitals finanzieren konnten. Der Rest des Budgets stammt aus privaten Ersparnissen.
Was sind weitere Ziele oder geplante Meilensteine?
Brand: Wir wollen stetig nachhaltig wachsen mit dem Ziel, mich in die Vollzeitbeschäftigung zu bekommen, damit ich mich mit voller Kapazität „SCOR“ widmen kann. Aktuell habe ich noch eine 60-Prozent-Stelle bei Black Forest Innovation.
Denne: Zudem überarbeiten wir gerade die strategische Ausrichtung und planen ein Programm, das wir explizit an Frauen richten.
Interview: Daniela Becker