In einer Laudatio hieß es jüngst über die Geschäftsidee von Wetell, sie habe „Leuchtturmwirkung für die gesamte Branche“. Wie das?
Alma Spribille: Das wurde bei der Verleihung des Georg-Salvamoser-Preises 2021 über uns gesagt und macht uns natürlich superstolz. Der Preis wird verliehen an Unternehmen, die die Energiewende vorantreiben – und genau das ist Teil unserer Idee: nachhaltiger Mobilfunk.
Wie genau machen Sie Handytelefonie nachhaltig?
Grundsätzlich sind wir ein ganz normaler Provider, der Mobiltelefonie im Vodafone-Netz anbietet. Was den Unterschied macht ist, dass wir allen Emissionen aus der Netzinfrastruktur 100 Prozent grünen Strom entgegensetzen, den wir selbst erzeugen oder zukaufen. Unsere Kunden telefonieren CO2-frei. Und nachhaltig ist für uns mehr als nur öko: Wir schützen die Daten unserer Kunden – auf deutschen Servern, gestalten die Verträge transparent, betreiben hier in Freiburg unsere Kundenhotline mit fair bezahlten, angestellten Mitarbeitern. So etwas gibt es sonst noch nicht in Deutschland.
Wie ist die Idee entstanden?
Wir haben vor einiger Zeit angefangen, unseren Alltag umzustellen. Es gibt nachhaltige Girokonten und E-Mails, Ökostrom, das Fairphone. Aber trotz intensiver Recherche haben wir keinen nachhaltigen Mobilfunkanbieter gefunden. Das war der Startschuss.
Wetell GmbH
Gründer: Andreas Schmucker, Alma Spribille, Nico Tucher
Ort: Freiburg
Gründung: 2018
Branche: Mobilfunk
Idee: Mobiltelefonie nachhaltig machen
Und wie kommen Sie voran?
Wir sind seit September 2020 auf dem Markt und beliefern mittlerweile bundesweit 3.300 Kunden. Seit März bauen wir den Businessbereich aus. Da haben wir bereits einige Interessenten und sehen enormes Potenzial.
Machen Sie drei das inzwischen hauptberuflich?
Jein. Andreas, Nico und ich kommen ursprünglich aus dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Die anderen beiden konzentrieren sich inzwischen ausschließlich auf Wetell, ich selbst bin noch in Teilzeit beim ISE, habe aber meine Leitungsposition dort jüngst abgegeben. Alles zusammen klappt nicht.
Wie haben Sie Ihr Unternehmen finanziert?
Gestartet sind wir 2018 per Crowdfunding, haben dieses Kapital aber erst zum Marktstart 2020 abgerufen. Dazwischen haben wir uns mit Exist-Gründerstipendien, einer Pre-Seed-Finanzierung der L-Bank und einer Förderung vom Leistungszentrum Nachhaltigkeit Freiburg finanziert. Und im April konnten wir ein Crowdfunding für 700.000 Euro auf der GLS Crowd in Rekordzeit abschließen.
Was soll aus Wetell mal werden?
Wir wissen, dass Wetell allein die Welt nicht retten wird. Aber wenn wir dabei helfen können, Druck auf eine bislang eher intransparente und kaum nachhaltige Branche auszuüben, dann gerne. Wenn dadurch die Netzbetreiber irgendwann selbst mal klimaneutral sind, haben wir unser größtmögliches Ziel erreicht.
Interview: uh