Herr Pohl, was macht Ihr Unternehmen?
Romano Pohl: Wir bauen elektrisch angetriebene Motorräder, in erster Linie Motocross-Motorräder für den Motorsport. Zusätzlich produzieren wir Elektrifizierungskomponenten von 7 bis 40 Kilowatt, also Elektromotoren, Batterien, Akkus, Controller, Relais für Motorräder und kleinere Transportfahrzeuge sowie für Industrie- und Hydraulikanwendungen.
PohlBock GmbH & Co. KG
Gründer: Florian Bockstaller (im Bild links), Romano Pohl, beide 32 Jahre
Ort: Brenden
Gründung: 2017
Branche: Elektromobilität
Idee: Elektrische Motocross-Räder
Wie kam es zu der Idee?
Wir sind beide leidenschaftliche Motocross-Fahrer. Aber Maschinen, die stinken und Krach machen, passen schlichtweg nicht mehr in unsere Gesellschaft. Wegen des Lärms schließen immer mehr Trainingsgelände. Wir wollten aber weiter unseren Sport ausüben, daher haben wir 2015 die erste Version eigentlich nur für uns gebaut. Aus Komponenten, die es bereits auf dem Markt gab. Für die Ansprüche im harten Motocross-Einsatz waren die aber nicht geeignet. So haben wir begonnen, alle notwendigen Teile selbst herzustellen. Schnell gab es weitere Interessenten und wir planten die nächste Version. Auch war rasch klar, dass unser kleiner Motor mit hohem Wirkungsgrad auch in anderen Bereichen prima einsetzbar wäre, zum Beispiel bei Baggern. Deswegen haben wir das Komponentengeschäft als zweites Standbein fortgeführt.
Kaum Lärm, keine Emissionen: Was sind noch Unterschiede?
Unsere Motocross-Räder sind in der Anschaffung etwas teurer als Konventionelle, aber dafür sind sie weitestgehend wartungsfrei. Bei normalen Motorsportmotoren fällt nach fünf bis zehn Stunden Fahrt ein Ölwechsel an, nach 30 Stunden Kolbenwechsel. Das sind sehr hohe Wartungskosten. Es entstehen keine Emissionen. Unsere Maschinen sind leise, aber der Spaßfaktor ist hoch. Wenn wir uns nicht mehr in irgendeiner Kiesgrube verstecken müssen, hat das auch den Effekt, dass wieder komplett neue Leute mit dem Sport in Berührung kommen.
Wie haben Sie die Gründung finanziert?
Florian Bockstaller und ich haben zu zweit begonnen, als wir beide noch bei Antriebsherstellern in der Region voll beschäftigt waren – inzwischen haben wir fünf Angestellte. Finanziert wurde alles aus Eigenkapital. Wir haben uns anfangs um kleinere Förderungen bemüht, aber obwohl wir bereits ein komplett fertiges Motorrad vorführen konnten, hieß es, das hätte kein Potenzial. Ich muss schon sagen, dass uns bei unserem Start von allen Seiten Steine in den Weg gelegt wurden. In meiner Dankesrede für den Existenzgründerpreis, der uns kürzlich verliehen wurde, habe ich erwähnt, dass es ohne unser Durchhaltevermögen dieses Unternehmen heute sicher nicht mehr gäbe.
Was sind die nächsten Meilensteine?
Wir bauen aktuell zwischen 60 und 70 Motorräder im Jahr und können 500 Motoren produzieren. Aktuell wird unsere neue Produktionsstätte im Gewerbegebiet in Villingen gebaut. Wenn wir dort Anfang nächsten Jahres produzieren können, schaffen wir 200 bis 300 Motorräder im Jahr und mindestens 1.500 Motoren. Unsere neue Version, die diesen Sommer herauskommt, wird auch eine Straßenzulassung haben. Außerdem haben wir noch ein Projekt, in dem wir an einem kleineren Fahrzeug für den Nahverkehr bis 100 Kilometer arbeiten. Damit bewegen wir uns aus unserer Nische heraus.
Interview: db