
Sven Siegin (39) aus Bad Bellingen hat ein hehres Ziel: „Wir wollen unbedingt das Hausaufgabenproblem lösen“, sagt der Mathematiker, der weiß, dass vor allem Matheaufgaben häufig den Familienfrieden gefährden. Siegin hat neben seinem Studium an der Uni Freiburg jahrelang Nachhilfe gegeben. Mittlerweile hat er selbst zwei Söhne (9 und 6 Jahre) und kennt „richtige Schauergeschichten“ aus dem Bekanntenkreis. Hier möchte er helfen. Seinen ersten Versuch, ein Onlinelernprogramm aufzubauen, startete er 2013 – Vollzeit, finanziert mit Rücklagen –, musste ihn aber 2016 erfolglos beenden. Doch das Thema ließ ihn nicht los. Parallel zum Job bei einem Schweizer Rückversicherer wagte er einen zweiten Anlauf. Diesmal gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten: Axel Guckelsberger, ein Informatiker aus Mainz, und Markus Hirschbühl, ein Zürcher Mathematiker, „Es gibt ja schon so viele Angebote“, sagt Siegin. „Warum braucht es da noch uns?“ Um das herauszufinden befragten sie Eltern. Die Antwort: Es sind die Hausaufgaben, die löst bislang kein Erklärvideo. Daher der neue Ansatz der Gründer: Sie wollen zu jeder einzelnen Aufgabe in jedem Mathebuch mindestens ein Erklärvideo anbieten. Bislang gibt es mehr als 7.000 für die Klassen 5 bis 8. Für alle Aufgaben bis zur 13. Klasse in Baden-Württemberg werden es annähernd 15.000 sein. Dann sollen die anderen Bundesländer folgen. „Wir sind Mathematiker und haben gemerkt: Das können wir nicht allein“, sagt Siegin. „Matheheld“ ist deshalb als Plattform konzipiert. Bislang machen 35 Mathenachhilfelehrer aus ganz Deutschland mit, mindestens 50 sollen es werden. Sie bekommen einen Teil des Umsatzes nach Clickzahlen. Die Digilearn GmbH, die Siegin und seine Kollegen vergangenes Frühjahr gegründet haben, sorgt dafür, dass die Schüler auf der Plattform sind. Sie sprechen beispielsweise Firmen an, die ihren Mitarbeitern für deren Schulkinder das Programm zur Verfügung stellen können. Corona und Homeschooling haben für einen kräftigen Schub gesorgt: Rund 2.000 Schüler nutzen schon den Matheheld.
kat