Frau Hauser, wie kam es zur Gründung von Sklls?
Verena Hauser: Meine Mitgründerin Marina und ich sind Psychologinnen, ich habe nach dem Studium noch eine Coachingausbildung gemacht. Danach kamen mehrfach Freunde auf uns zu, die festgestellt hatten, dass sie im Studium zwar viel Fachliches gelernt hätten, aber in der Alltagsrealität in den Betrieben nicht richtig wüssten, über welche Soft Skills sie verfügen. Das war für viele sehr schwierig und ich wurde gefragt, ob wir mal darüber sprechen können. Das haben wir natürlich gemacht, aber wir haben uns auch gefragt, warum Unternehmen diese Art der Unterstützung nicht anbieten: Sie profitieren ja, wenn Angestellte ihren Fähigkeiten entsprechend arbeiten und glücklich und produktiv sind. Aber individuelle Eins-zu-Eins-Unterstützung ist für Unternehmen einfach viel zu teuer. So kamen wir zu der Idee, hilfreiche und etablierte Beratungsmethoden, die eine Hilfe zur Selbsthilfe bieten, zu digitalisieren. Gemeinsam mit Heinrich Geywitz als IT-Experten und drittem Gründer haben wir den Chat-Bot „Sally“ entwickelt, der Fragen stellt und die Coachee auf der anderen Seite anleitet. In kritischen Situationen, zum Beispiel Panik vor einem Gespräch mit Kunden, kann der Mitarbeiter das Problem schriftlich schildern. Durch gezielte Fragen arbeitet Sally den Kern des Problems heraus und schlägt Lösungen vor. Wir können nachweisen, dass unser digitaler Coach die Selbstwirksamkeitserwartung, also den Glauben an sich selbst, steigern kann.
Sklls GmbH
Gründer: Verena Hauser (34), Marina Eckert (34), Heinrich Geywitz (31)
Freiburg und Konstanz
Gründung: 2019
Branche: Personalentwicklung
Idee: Digitales Coaching
Webseite: https://sklls.de
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Personalentwicklungsverantwortliche in Unternehmen. Wir arbeiten zum Beispiel mit der Haufe Group zusammen, die das Coaching – und das ist das Schöne daran – so nicht nur Einzelnen, sondern allen Mitarbeitern zur Verfügung stellen können, also auch Gruppen, die sonst von dieser Art Beratung nicht profitieren. Sally unterstützt Unternehmen dabei, insbesondere Berufseinsteiger individuell und frühzeitig zu entwickeln, um sie später auch als Führungskräfte einsetzen zu können.
Womit haben Sie die Gründung finanziell gestemmt?
Durch Eigenmittel und mit einem Exist-Gründerstipendium. Im Anschluss daran wurden wir durch das Programm Start-up BW Pre-Seed gefördert. Letztes Jahr haben wir eine Angel-Runde mit Startup Family Office sowie mehreren Business Angels abgeschlossen.
Haben Sie seit der Gründung das Business angepasst?
Wir befinden uns in permanenten Veränderungsprozessen und arbeiten sehr stark nach dem Konzept, Hypothesen zu bilden, sie zu testen und dann anzupassen. Durch Feedback der Benutzer holen wir uns Anregungen zur Verbesserung. Insgesamt läuft es sehr gut. In der neuesten Version unterstützt Sally Mitarbeiter auch dabei, Resilienz aufzubauen. Das ist die Eigenschaft, sich auch in schwierigen Zeiten selbstwirksam zu fühlen und ohne bleibende Schäden aus einer Belastung rauszugehen, was in Zeiten mit Lieferengpässen, Corona sowie Krieg besonders herausfordernd ist.
Sehen Sie Ihr Modell durch Entwicklungen wie Chat GPT bedroht?
Das würde uns nur bedrohen, wenn wir nicht darauf reagieren würden. Ganz sicher ist das der Anfang einer großen Veränderung. Jeder Einzelne und jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen, wie man das für sich einsetzbar machen kann. Anstatt dagegen anzukämpfen, werden wir versuchen, das für uns zu nutzen.
Interview: Daniela Becker