Wirtschaft im Südwesten
10 | 2017
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burger Hirzberg ermöglichte die Stiftung die Ausrichtung
einiger langfristiger Stipendien. Deshalb hat das College
einen Saal nach Martin benannt. Vor allem auch dem
Münster kommen große Zuwendungen zugute. So etwa
für die Übertragung der fotogrammetrischen Vermes-
sung des Münsterturmes per Hubschrauber im Jahr
1995 in exakte Werkzeichnungen in den Folgejahren,
für die Münsterturmeinrüstung, die Renovierung der
Schwalbennestorgel sowie die Einrichtung der Licht-
anlage und vieles mehr. Insgesamt stehen der Stiftung
laut Zipse mehrere hunderttausend Euro pro Jahr zur
Erfüllung ihrer Zwecke zur Verfügung.
Die Dieter-Kaltenbach-Stiftung in Lörrach
Dieter Kaltenbach (1923-1996) leitete ab 1951 in dritter
Generation mehrere Jahrzehnte lang ein auf Metallsäge-
sowie Bohrmaschinen spezialisiertes Familienunterneh-
men in Lörrach und führte es zu weltweitem Erfolg. Vor
dem Hintergrund einerseits seines anregenden Eltern-
hauses und eigener Erfahrungen sowie andererseits der
zunehmenden Arbeitsteilung in den Unternehmen grün-
dete er 1965 eine Stiftung, mit der er vor allem jungen
Leuten die Möglichkeit bieten wollte, ein handwerkliches
oder künstlerisches Projekt von der Ideenfindung bis zur
Fertigstellung selbst durchzuführen. Während zunächst
Kinderheime unterstützt und Stipendien sowie Bildungs-
reisen für Auszubildende ermöglicht wurden, entstanden
1973 auf einem großen Grundstück in Lörrach-Stetten
ein Spiel- und Werkplatz speziell für Grundschulkinder
sowie ein erster Bau mit Holzwerkstatt, Töpferei und
Mehrzweckraum. 1978 kam ein weiterer Bau hinzu, und
eine Kooperation mit der Volkshochschule in Lörrach
(künstlerische und handwerkliche Kurse) begann. 1986
wurde der sogenannte Nordbau errichtet, ein Zentrum
für Spielen und Gestalten mit Räumen für Seminare und
Arbeitsgruppen. Die Stiftung und ihre Ableger haben sich
in den folgenden Jahren zu einem großen Dienstleister
vor allem in der Jugendarbeit innerhalb eines Netzwerkes
von Städten (Lörrach, Weil, Rheinfelden), des Kreises
und sozialer Einrichtungen weiterentwickelt. So wurde
1992 eine erste Schülerhortgruppe eingerichtet, und
Anfang der Zweitausenderjahre begann man mit der
Jugendarbeit in Lörrach, wenige Jahre später in Weil.
Schulsozialarbeit und der Kulturpark „Tutti Kiesi“ in
Rheinfelden kamen kurz darauf dazu, dann auch be-
treutes Jugendwohnen und Ganztagsbetreuung. Jüngste
Projekte sind die „Kita Ideenreich“ in Kooperation mit der
Firma Roche und die „Kita am Bächle“ in Kooperation
mit der Stadt Lörrach. Die Stiftung ist dabei Dienstleis-
ter, die Projekte müssen sich immer selbst tragen und
werden entsprechend von Städten, dem Landkreis oder
auch Unternehmen finanziert. Wie Beatrice Kaltenbach-
Holzmann, die Tochter von Dieter Kaltenbach und Vor-
standsmitglied der Stiftung, ausführt, dienen die Ein-
nahmen aus dem Vermögen der Stiftung der inhaltlichen
und organisatorischen Weiterentwicklung ihrer Arbeit.
In den verschiedenen Einrichtungen sind inzwischen
70 Stellen entstanden, die Geschäfte werden von zwei
hauptamtlichen Geschäftsführern besorgt.
Bürgerschaftliches Engagement
Die Möglichkeit, eigene Wertvorstellungen und Anlie-
gen in Stiftungen weitgehend über den Tag und das
eigene Leben hinaus verwirklichen zu können, die
anhaltend gute Konjunktur und die Zunahme von Pri-
vatvermögen werden wohl dazu führen, dass das Stif-
tungswesen in Deutschland weiter zunehmen wird. Es
kommt sehr häufig Mitmenschen zugute, die im Leben
möglicherweise weniger gut weggekommen sind als
die Stifter. Stiftungen gehören zum bürgerschaftlichen
Engagement und entlasten einen Staat, der nicht alles
leisten kann.
Ulrich Plankenhorn
Wer sich über Stiftun-
gen weiter informieren
möchte, wendet sich an:
Jutta Pollich,
Regierungspräsidium
Freiburg, Tel. 0761 208-
1053,
jutta.pollich@ rpf.bwl.de,
www.rp-freiburg.de,
den Bundesverband
Deutscher Stiftungen,
Tel. 030 897947-0,
www.stiftungen.orgund die Finanzämter.
Auch Ferienfreizeiten
gehören zum Angebot
der Dieter-Kaltenbach-
Stiftung in Lörrach.