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Wirtschaft im Südwesten

10 | 2017

14

Leute

Kluger

Netzwerker

Martin Herrenknecht| Herrenknecht AG

SCHWANAU-ALLMANNSWEIER.

„Think posi-

tiv“ lautet Martin Herrenknechts Lebensmotto. Und

so konnte er im Gespräch sechs Wochen nach dem

Absacken der Schienen bei Rastatt, in deren Folge die

Rheintalbahn viele Wochen gesperrt und seine Bohr-

maschine „Wilhelmine“ 50 Meter vor ihrem Ziel einbe-

toniert worden war, sogar etwas Gutes daran sehen:

„Immerhin hat man in Berlin jetzt erkannt, dass die Rou-

te Rotterdam-Genua wichtig ist.“ Wer den Gründer und

Vorstandsvorsitzenden der Schwanauer Herrenknecht

AG ein bisschen kennt, kann sich allerdings vorstellen,

dass seine erste Reaktion auf diesen verkehrspoliti-

schen Gau deutlich weniger gelassen ausgefallen ist.

Herrenknecht ist für sein Temperament und seine

klaren Worte bekannt. „Man kann ihm nicht vorwer-

fen, dass er sich verstellt. Er nimmt kein Blatt vor den

Mund“, hatte Gerhard Schröder im Sommer beim

ersten „Herrenknecht-Forum“ anlässlich des 75.

Geburtstags seines Namensgebers gesagt. Der Ex-

Kanzler aus Hannover ist ein guter Freund des südbadi-

schen Vorzeigeunternehmers. Just am Morgen des In-

terviews haben sie zusammen gefrühstückt, nachdem

sie am Vorabend das Fußballbundesligaspiel Freiburg-

Hannover besucht hatten. Herrenknecht kennt viele

Prominente, die Liste seiner Freunde gleicht einem

Who’s who. Darauf steht der ehemalige Bahnchef Rü-

diger Grube, der die Laudatio zum 75. gehalten hat,

ebenso wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Mit vielen verbinden ihn die einfache Herkunft und die

Bodenständigkeit, die er gewahrt hat.

Herrenknecht ist in dem 1.500-Seelen-Dorf All-

mannsweier, in dem sein rund dreißig Hektar großes

Werksgelände liegt, aufgewachsen, genau wie alle

Herrenknechts seit hunderten von Jahren. Seine El-

tern stammten aus einer Bauernfamilie und gründeten

die Polsterei, die sein zwei Jahre älterer Bruder Dieter

Herrenknecht übernahm und heute noch gemeinsam

mit seinem Sohn führt. Auch Martin Herrenknechts

drei Kinder sind hier aufgewachsen. Die beiden Töchter

Joanita (36) und Briana (33), Designerin und Schauspie-

lerin, leben heute in Berlin und München. Die ältere hat

KOPF

DES

MONATS

einen kleinen Sohn, die jüngere erwartet im Dezember

ihr erstes Kind. Sohn Martin-Devid (30) hat Maschinen-

bau studiert und arbeitet jetzt im Unternehmen. Martin

Herrenknecht und seine Frau Paulina, eine Boliviane-

rin, wohnen nach wie vor in Allmannsweier – in einem

normalen Einfamilienhaus, einen Katzensprung vom

Werk entfernt. Was ist für ihn Luxus? „Tennis spielen“

antwortet Herrenknecht, den das Manager Magazin

in seiner Liste der 500 reichsten Deutschen auf Platz

174 führt, vor Frieder Burda.

In Baden fest verwurzelt, in der Welt unterwegs. Her-

renknecht hat Kontakte zu Politikern weltweit. „Er ist

ein Menschenfänger mit Charisma, der jeden, gleich

welcher Couleur für sich gewinnt“, sagt Grube über

seinen Duzfreund. Schröder nennt ihn einen „unkon-

ventionellen und klugen Netzwerker“. Damit sein Unter-

nehmen innerhalb von 40 Jahren zum Weltmarktführer

für Vortriebsmaschinen mit über eine Milliarde Euro

Umsatz und 5.000 Mitarbeitern weltweit werden konn-

te, brauchte Herrenknecht neben dem eigenen Antrieb

und Ehrgeiz auch Kontakte. Denn die viele Millionen

Euro teuren Tunnelbohrmaschinen kaufen meist staat-

liche Auftraggeber. Der Ausbau der Infrastruktur in den

Megacities der Welt ist ein großer Wachstumsmarkt