Wirtschaft im Südwesten
6 | 2016
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REGIO
REPort
IHK Hochrhein-Bodensee
Regio Basiliensis: Diskussion zum grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt
„Doppelt so viele Brücken
über den Rhein“
D
er Vizepräsident der IHK Hochrhein-
Bodensee, Stephan Karl Schultze, be-
teiligte sich an der Diskussionsrunde
zum Thema „Die Schweiz und Europa – Aktu-
elle Herausforderungen in den Bereichen Ar-
beitsmarkt und Grenzgänger am Oberrhein.“
Ziel der Podiumsdiskussion war der Aus-
tausch von Politik und Wirtschaft zu aktuellen
interkulturellen Fragestellungen im Bereich
des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts.
Im deutsch-schweizerischen Grenzraum le-
ben rund vier Millionen Menschen.
Grenzgänger
Im deutsch-schweizerischen Grenzraum leben
rund vier Millionen Menschen. Über 56.000
Personen aus Deutschland arbeiten in der
Schweiz als Grenzgänger. Davon leben fast
50.000 in den Landkreisen Konstanz, Lörrach
und Waldshut-Tiengen. Diese Angaben beru-
hen auf einer Studie zum Thema „Die (wirt-
schaftlichen) Verflechtungen des deutsch-
schweizerischen Grenzraums“ der Universität
St. Gallen, die 2015 von der IHK in Auftrag
gegeben wurde.
Von diesen vier Millionen Menschen wieder-
um haben über 80 Prozent ihren Wohnsitz in
der Schweiz. Ähnlich verhält es sich mit den
Arbeitsplätzen. Von den 2,6 Millionen Arbeits-
plätzen im Grenzraum, befinden sich fast 90
Prozent in der Schweiz. Allein im Kanton Zürich
sind knapp 40 Prozent dieser Arbeitsplätze an-
gesiedelt. Die deutschen Grenzgänger pendeln
hingegen vorwiegend in den Wirtschaftsraum
Basel. Dazu zählen die Kantone Basel-Stadt
und Basel-Land sowie Teile des Kantons Aar-
gau. Vor allem für die Grenzgänger aus den
Landkreisen Lörrach und Waldshut-Tiengen
zählen die dortigen Standorte zu den wich-
tigsten Arbeitgebern.
Knapp 290.000 Personen überqueren fast
täglich die Grenze zur Schweiz, um dort zu ar-
beiten. Aus Deutschland stammen dabei rund
20 Prozent. Über die Hälfte der Grenzgänger
leben in Frankreich und pendeln von Berufs
wegen in die Schweiz.
Export
Werden die Exportbeziehungen betrachtet,
liegt Deutschland auf dem ersten Rang. Fast
20 Prozent aller Exporte aus der Schweiz ge-
hen nach Deutschland, dies entspricht knapp
40 Milliarden Schweizer Franken. Die Schweiz
importiert circa 30 Prozent der Güter im Wert
von über 50 Milliarden Schweizer Franken aus
Deutschland. Besonders das Bundesland Ba-
den-Württemberg und die Region Hochrhein-
Bodensee spielen eine wichtige Rolle für die
Schweizer Wirtschaft.
Die hohe Zahl der Grenzgänger zieht einen
sehr großen Einkommenstransfer nach sich.
Die deutschen Grenzgänger generieren in der
Nordschweiz ein Einkommen von mindestens
3.2 Milliarden Franken im Jahr, welches nach
Deutschland transferiert wird. Von den 3.2
Milliarden fließen rund 1.15 Milliarde Franken
in den Landkreis Lörrach, 770 Millionen in den
Landkreis Waldshut-Tiengen und 510 Millionen
Franken in den Landkreis Konstanz.
Einkaufstourismus
Ein Themenschwerpunkt der Podiumsdiskus-
sion war der Einkaufstourismus in der Region.
Stephan Karl Schultze rät, den Blick auch mal
von außen auf unsere Region zu richten. Er
selbst stammt aus Nordrhein-Westfalen und
kann sich noch gut an die dortigen leeren
Innenstädte und die mangelnde Kaufkraft
erinnern. „Die Schweizer Kunden tragen in
besonderem Maß zu der Infrastruktur des Ein-
zelhandels bei. Der sogenannte Einkaufstouris-
mus unserer Nachbarn fördert den Wohlstand
in der Region“, merkte Schultze an. So setzt
sich beispielsweise die IHK für eine Automa-
tisierung der Mehrwertsteuerrückerstattung
und somit eine Reform des Verfahrens ein.
Tram für mehr Mobilität
Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) planen eine
Taktverdichtung der Achter-Tram auf ganzwö-
chig 7,5 Minuten. Die Tram verkehrt zwischen
Weil am Rhein und Basel und überquert da-
bei regelmäßig die deutsch-schweizerische
Grenze. Kritiker des Vorhabens bezeichnen
die Straßenbahn als eine „Einkaufstram“. Die
„Einkaufsfahrten“ würden der Basler Wirt-
schaft schaden, weil die Kunden schnell und
komfortabel zum Einkaufen nach Deutschland
transportiert werden.
Pascale Schmidiger, Vizepräsidentin des De-
partements Haut-Rhin, betonte, dass die Tram
wichtig für die Mobilität ist und einen positiven
Einfluss auf Frankreich ausübe. Stephan Karl
Schultze fügte hinzu, dass die Tram vorwie-
gend zwischen Montag und Freitag von den
Teilnehmer der Podiumsdiskussion (von links): Isaac Reber, Pascale Schmidiger, Stephan Karl Schultze
und der Moderator Matthias Zehnder.
Der Verein „Regio Basiliensis“
veranstaltete in diesem Jahr
seine 53. Generalversammlung,
abgerundet wurde das Programm
durch eine Podiumsdiskussion.