Titisee. Ob am Flughafen oder vor dem Betreten von Firmen- oder öffentlichen Gebäuden: Vor allem in asiatischen Ländern wie Russland, China, Japan und Südkorea messen Wärmebildkameras seit Beginn der Coronapandemie die Körpertemperatur der Menschen. Dabei kommen auch Produkte der Testo SE & Co. KGaA mit Sitz in Titisee-Neustadt zum Einsatz. Die pandemiebedingt große Nachfrage vor allem von Mitte Februar bis Ende März vergangenen Jahres führte dazu, dass Testo die Produktion der Wärmebildkameras am Firmensitz auf einen Drei-Schicht-Betrieb umstellen musste – und ein gutes Jahresergebnis vorweisen kann. Dies erläuterte der Vorstandsvorsitzende Burkart Knospe Anfang März vor der Presse – coronakonform virtuell. Aber auch die anderen Bereiche liefen insgesamt gut.
„Die Testo hat sich im Jahr 2020 als extrem robust und widerstandsfähig gezeigt“, sagte Knospe. „Trotz Beeinträchtigungen durch die Pandemie hatten wir ein Wachstum im Gesamtkonzern.“ Das Unternehmen ist auf portable und stationäre Messlösungen spezialisiert und nach eigenen Angaben dabei weltweit führend. Die Kunden kommen vor allem aus den Bereichen Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik, Food, Pharma und Industrie. Der Konzernumsatz stieg 2020 um 12 Millionen Euro beziehungsweise 3,5 Prozent auf 352,7 Millionen Euro. Davon entfallen 191,2 Millionen Euro auf den Bereich Instrumentation (2019: 191,6 Millionen Euro), zu dem auch die Kameras zählen, mit denen Testo 2020 insgesamt 23,6 Millionen Euro und damit zehn Millionen Euro mehr als 2019 umsetzte. Mit dem Bereich Solutions, also Sensorlösungen inklusive Dienstleistungen, erwirtschaftete Testo rund 22,8 Millionen Euro (2019: 15,5 Millionen Euro). Dazu zählen Lösungen für Lebensmittel- und Pharmaindustrie, aber auch für Fastfoodketten zur Qualitätskontrolle.
Dass Testo nicht nur den Umsatz steigert, sondern auch mit einem positiven Ergebnis abschließt – die Umsatzrendite lag laut Knospe zwischen 5 und 15 Prozent –, war zuerst nicht absehbar. „Es war ein kurioses Jahr“, sagte Knospe. Nach dem „extremem Boom“ bei den Wärmebildkameras im ersten Quartal, brach der Auftragseingang im zweiten um 30 bis 40 Prozent monatlich ein, im dritten um fünf bis zehn Prozent. „In der zweiten Septemberhälfte kamen aus allen Ländern wieder zweistellige Aufträge“, so Knospe. Der Boom habe bislang nicht nachgelassen, in diesem Jahr sei Testo bis Ende Februar um 14 Prozent gewachsen. Das sei in diesen Zeiten „fast ein Wunder“. Mit Blick aufs gesamte Jahr entwickelten sich auch die Länder unterschiedlich: Der Umsatz in Europa stieg um 5,3 Prozent, in Asien um 2,1 Prozent. Dagegen ging er in Amerika um 9,5 Prozent zurück.
Weltweit beschäftigte Testo zum Jahresende 3.236 Mitarbeiter (2019: 3.117), davon 1.834 (1.806) in Deutschland. Von diesen wiederum arbeiten 451 in Titisee (464), 395 in Lenzkirch (388) und 475 (455) in Kirchzarten. In Kirchzarten entsteht zurzeit für 17 Millionen Euro ein Neubau, der Einzug ist im Spätsommer geplant. Verschoben wurde dagegen der ursprünglich für vergangenes Jahr geplante Baustart des Ferien- und Businesshotels in Titisee-Neustadt – zum einen wegen der Pandemie, zum anderen, weil die Kosten von ursprünglich 10 auf etwa 32 Millionen Euro explodierten. Zurzeit sucht Testo einen Partner aus der Tourismusbranche dafür.
mae