Kappelrodeck. Kanalisation betrachten wir als absolut selbstverständlich. Doch sie entstand erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts infolge von Cholera-, Typhus- und anderen Epidemien in größeren Städten und Ballungsräumen, nachdem man den Zusammenhang zwischen infektiösem Abwasser und Gesundheitsschutz erkannt hatte. Die rund 600.000 Kilometer öffentlichen und geschätzt etwa doppelt so vielen Kilometer private Abwasserkanäle in Deutschland sind also verhältnismäßig jung. Allerdings nicht aus baulicher Sicht. „Dass diese Anlagen einer Alterung unterliegen, realisierte man erst viel später“, sagt Markus Vogel. Der Ingenieur kennt sich mit Abwasserentsorgung aus – er betreibt seit mehr als zwanzig Jahren ein auf Kanalinstandhaltung spezialisiertes Ingenieurbüro in Kappelrodeck sowie seit zehn Jahren eines in Bad Krozingen. Jens Biegger, der Leiter dort, teilt sich mittlerweile die Geschäftsführung mit Markus Vogel. Und seit gut einem Jahr sind die zwei Standorte mit insgesamt 18 Mitarbeitern auch in einer GmbH vereint.
Als Spezialisten für Kanalinstandhaltung haben sich die Vogel Ingenieure bundesweit einen Namen gemacht. Sie sind überall dort im Einsatz, wo besondere Expertise gefragt ist. Aktuell beispielsweise auch in Kassel, Köln und Dortmund. Mehr als vier Fünftel der Kunden sind bislang Kommunen, doch der Anteil der Industriebetriebe steigt. Auf der Referenzliste stehen beispielsweise die Papierfabrik Koehler in Oberkirch, das BASF-Werk in Grenzach-Wyhlen oder die Molkerei Schwarzwaldmilch in Offenburg. Die Ingenieure gehen – wo es möglich ist – selbst runter in die Kanäle. Sie dokumentieren die Kanalinfrastruktur, beurteilen ihren Zustand und planen die Sanierung. „Wir erkennen die Dringlichkeit, wie schnell man ein Problem lösen muss“, sagt Markus Vogel. Lässt sich noch reparieren, muss man renovieren oder gar erneuern? Das bedeutet natürlich ganz unterschiedliche Kosten. Wie bei oberirdischen Bauten auch, kann es unaufwendiger und damit günstiger sein, frühzeitig zu handeln. Die Vogel Ingenieure sagen ihren Kunden, welche Vorgehensweise wirtschaftlich am sinnvollsten ist, und sie planen und begleiten die eigentliche Sanierung von der Ausschreibung bis zum Ende. Gerade Kanäle aus der Nachkriegszeit, die zum Teil mit billigem Material, geringer Kompetenz und schnell gebaut wurden, sind laut Markus Vogel häufig sanierungsbedürftig. Umfragen zufolge seien 15 bis 20 Prozent der kommunalen Kanäle so schadhaft, dass sie saniert werden müssen, berichtet er. Im ländlichen Raum teilweise sogar 30 bis 50 Prozent. „Da geht es um gigantische Werte“, betont der Kanalspezialist. Schließlich sei das Abwasserkanalnetz das größte Substanzvermögen einer Kommune und dessen Sanierung also zugleich Daseinsvorsorge.
Mit ihren Ingenieurdienstleistungen setzt die Vogel Ingenieure GmbH knapp zwei Millionen Euro jährlich um. „Wir könnten wachsen, wenn wir das Personal hätten“, sagt Markus Vogel. Das Aufgabenpotenzial nehme kontinuierlich zu. Sein Beschäftigungsgarant ist die baden-württembergische Eigenkontrollverordnung (EKVO), die Kommunen und Gewerbetreibende verpflichtet, sich um ihre Anlagen zu kümmern. Dass dies nötig ist, zeigen Boden- und Grundwasserproben, die mitunter Schwermetalle oder Arzneimittelrückstände enthalten. Als „gelebten Umwelt- und Gesundheitsschutz“ sieht Vogel daher die Kanalsanierung.
kat