![Kranz Live Eventsolutions GmbH](https://www.wirtschaft-im-suedwesten.de/wp-content/uploads/2021/05/wis6_21_unternehmen_kranz_1-480x320.jpg?theia_smart_thumbnails_file_version=2)
Freiburg. Auf drei Etagen Platz für die Veranstaltungstechnik, ein eigenes Streamingstudio, großzügige Büros und zwei Stockwerke zum Vermieten: Die Kranz Live Eventsolutions GmbH hat Anfang April den neuen Firmensitz im Freiburger Gewerbegebiet Haid bezogen. Das Unternehmen hat die Standbeine Veranstaltungstechnik, Medienproduktion und die Digitalisierung von Super-8- oder Videofilmen. Das Gros des Umsatzes entfällt auf die Veranstaltungstechnik. Kunden sind überwiegend Unternehmen in ganz Deutschland, für die Kranz Veranstaltungen vom Firmenfest über Sales-Meetings bis hin zu Aktionärsversammlungen organisiert. „Die Events werden technisch immer anspruchsvoller, man will den Kunden was bieten“, sagt Geschäftsführer Martin Kranz. Die Folge für den Dienstleister: mehr Equipment, mehr Mitarbeiter vor allem im technischen Bereich und mehr Platzbedarf. Aus den vier Beschäftigten vor zehn Jahren sind inzwischen 16 geworden, darunter sind sieben Azubis. Vier von ihnen hat Martin Kranz 2020 eingestellt, so viele wie nie zuvor. „Wir brauchen das Personal, wenn die verschobenen Veranstaltungen, die wir wie eine Bugwelle vor uns herschieben, stattfinden“, sagt er und nennt die Feiern zum 900. Freiburger Stadtjubiläum als Beispiel.
Das heißt aber nicht, dass Kranz Live derzeit die Arbeit ausgeht. Im Gegenteil: Hauptversammlungen, Neujahrsempfänge oder Pressekonferenzen finden seit etwa einem Jahr nicht wie sonst in Präsenz, sondern virtuell statt. Anstatt auf aufwendige Beleuchtungstechnik, um Räume und Künstler in Szene zu setzen, kommt es nun auf die Übertragungstechnik an. Martin Kranz nennt den Neujahrsempfang der Stadt Freiburg, die Hauptversammlung des WVIB und die Pressekonferenzen des Fußballbundesligisten SC Freiburg als Beispiele. Virtuelle Veranstaltungen durchzuführen, sei für sein Unternehmen technisch anspruchsvoller, für die Kunden aber meist günstiger. Daher benötigt Kranz Live mehr Aufträge als in normalen Zeiten. Dennoch möchte Martin Kranz nicht klagen angesichts vieler anderer Unternehmen seiner Branche, die auf Messen oder kulturelle Veranstaltungen spezialisiert und praktisch arbeitslos sind.
Aber auch der Umsatz von Kranz ist 2020 eingebrochen – nach vielen Jahren starken Wachstums um 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Im März und April 2020 standen die Geschäfte still, alle Mitarbeiter bis auf Kranz selbst waren in Kurzarbeit. Dann ging es virtuell weiter – und alle Beschäftigten werden seitdem gebraucht. Der Vorteil seines Unternehmens sei, so betont er, dass Kranz auch schon vor Corona bei großen Firmenveranstaltungen mit Livestreams gearbeitet habe und über die entsprechende Technik verfüge. Da Unternehmen derzeit vermehrt auf Livestreams setzen, aber selbst häufig nicht die räumlichen Möglichkeiten dafür haben, hat Kranz ein Livestudio eingerichtet. Es sei gut gebucht, berichtet Martin Kranz. Insgesamt wurden in den Neubau rund fünf Millionen Euro investiert.
Kranz firmierte 2020 vom Einzelunternehmen Kranz Vilm zur Kranz Live Eventsolutions GmbH um. Zugleich übergab Norbert Kranz (67) die Geschäftsführung an seinen 40-jährigen Sohn. Martin Kranz‘ Großvater Manfred Kranz hatte das Unternehmen vor rund 70 Jahren als Wanderkino gegründet. Zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl zeigte er in Gasthäusern und Gemeindesälen Kinofilme und produzierte im Wohnhaus der Familie in Freiburg-Lehen Werbefilme. In den 1990er-Jahren übernahm Norbert Kranz das Unternehmen und baute den Filmbereich aus. Über 20 Jahre betrieb er im SWR-Studio Freiburg vier Schnittstudios sowie das Livestudio mit eigenem Personal. Auch zwei Kamerateams von Kranz waren für den Sender im Einsatz. „Diese Erfahrungen sind heute auch mitausschlaggebend für unseren hohen technischen Standard der Firma“, sagt Martin Kranz. Ihm macht zurzeit die Unsicherheit am meisten zu schaffen. „Alles ist schwer planbar“, sagt er. Gleichwohl hofft er „auf eine weitere Normalisierung der Geschäfte nach den Sommerferien“.
mae