In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Das Blue4est® Thermopapier von Koehler Paper.
Rauchblau für die Umwelt
Immer häufiger bekommt der Kunde nach dem Bezahlen seiner Einkäufe nicht mehr die traditionell weißen Kassenzettel, sondern stattdessen rauchblaue – im Lebensmitteleinzelhandel ebenso wie in Drogeriemärkten oder beim Klamottenkauf. Das ist keine neue Mode, sondern ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit: Das Blue4est® Thermopapier von Koehler Paper kommt ganz ohne Chemie aus und ist dadurch nicht nur lebensmittelecht, sondern auch vollständig recyclebar. Neben der Farbe steckt auch seine Herkunft im Namen: „Wir wollen deutlich machen, dass es aus dem Schwarzwald kommt, ‚made in Germany‘ – ein lokales Produkt“, erläutert Katja Frede, Produktmanagerin für Thermopapiere bei Koehler.
Kollabierende Bläschen
Das Blue4est® gibt es seit 2018, es ist eine Weiterentwicklung der klassischen Thermopapiere, für die Koehler „seit Jahren führend im Markt ist, und die ein wichtiges Standbein von Koehler Paper sind“, wie Katja Frede betont. Wichtig war dem Unternehmen, ein Produkt zu entwickeln, das problemlos recycelt werden kann. Bisher erfolgte der thermische Druck über eine chemische Reaktion auf dem Papier. Beim Blue4est® hat Koehler Paper dieses Funktionsprinzip durch eine rein physikalische Reaktion ersetzt. Dafür verwendet das Unternehmen eine Art Schicht mit luftgefüllten Bläschen, die sich auf dem Papier befindet, ein sogenanntes Kugelpigment. Sobald die Hitze des Thermodruckers auf das Papier auftrifft, „kollabieren“ diese Bläschen. An der Stelle, wo sie platzen, werden durch eine darunterliegende schwarze Schicht die Zahlen und Buchstaben sichtbar.
Tambour und Jumborolle
Zur Herstellung des Blue4est® Thermopapiers werden riesige Anlagen benötigt. „Eine solche Maschine ist größer als ein Fußballfeld“, erläutert die Produktmanagerin, „im Werk selbst legen Mitarbeiter einzelne Wege mit dem Fahrrad zurück.“ Das klassische Thermopapier besteht aus dem Rohpapier, einem Basispapier, das auf einer Papiermaschine hergestellt wird, und dem Funktionsstrich. Dieser wird mit einer Streichmaschine auf das Basispapier aufgebracht. Beim Blue4est® sind es zwei Funktionsschichten, die aufgetragen werden: zuerst der „schwarze Strich“ und darüber schließlich der zweite „Funktionsstrich“ mit den Bläschen. Am Ende der Maschine entsteht dann eine riesige Papierrolle, der sogenannte Tambour. Dieser hat ein Gewicht von etwa 15 Tonnen und kann nur mit Kränen bewegt werden. Rollmaschinen schneiden anschließend kundenindividuell „Jumborollen“– etwa 18 bis 20 Kilometer lang und bis zu 1,35 Meter breit –, die dann verpackt und versandt werden. Koehler Paper hat einen hohen Exportanteil, ein großer Teil der Waren wird per Binnenschifffahrt ab Kehl verschickt, wo auch der Produktionsstandort für Thermopapiere ist. Kunden sind Ausrüster, die schließlich die Rollen passend für die Kassendrucker zuschneiden und an die Einzelhändler verkaufen. Die Maschinen bei Koehler laufen 24 Stunden am Tag, fast durchgehend das ganze Jahr. „Am Standort Kehl gibt es eine Papiermaschine, die ausschließlich Thermopapier herstellt und Papier für eine Million Kassenrollen täglich produziert“, erzählt Katja Frede.
Seit über 200 Jahren inhabergeführt
Heutiger Vorstandsvorsitzender der gesamten Koehler-Gruppe ist Kai Furler, der 2007 – passend zum 200-jährigen Jubiläum der Koehler-Gruppe – den Vorstandsvorsitz von seinem Vater Klaus Furler sowie von seinem Onkel Wolfgang Furler übernommen hat. Otto Koehler hatte das Unternehmen, das seit acht Generationen im Familienbesitz ist,1807 gegründet. Neben den Thermopapieren stellt die Koehler-Gruppe Flexibles Verpackungspapier, Selbstdurchschreibepapier, Feinpapier, Dekorpapier, farbiges Recyclingpapier und Kartons sowie Produkte aus Holzschliffpappe her. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 2.500 Mitarbeiter an fünf Standorten.
ak