In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Leuchtschilder von Westiform aus Ortenberg.
Bedruckt, geformt, gefräst
Ein Leuchtschild wie das abgebildete VW-Logo besteht aus einer farbigen Front und einer Rückseite. Der Hohlraum dazwischen schafft die gewünschte 3-D-Optik und Platz für Beleuchtung. Westiform fertigt die Werbebotschafter heute aus Metall oder Kunststoff und häufig aus einem Aluminium-Kunststoffverbundmaterial. Das ist leicht und lässt sich gut verarbeiten. Im Werk in Ortenberg machen die rund 130 dort tätigen Mitarbeiter fast sämtliche Produktionsschritte. Zunächst schneidet eine Lasermaschine die Platten zu. Bei großen Serien funktioniert das computergesteuert, bei kleineren mit menschlicher Unterstützung. Die gefrästen Rückseiten werden dann gebogen (bei reinen Aluplatten muss das eine Kantmaschine übernehmen), erhalten Befestigungen und ihr elektronisches Innenleben samt LED. Die Fronten formt eine Maschine mit Wärme und Vakuum. Sie werden extern bedampft beziehungsweise metallisiert und lackiert und in der eigenen Produktion vollendet. Große Serien gehen in die Siebdruckerei, bei kleineren oder speziellen Aufträgen verklebt man Spezialfolie. Das VW-Logo zum Beispiel wird erst foliert und dann noch bedruckt.
Stelen, Fassaden, Aufzüge
Schilder von Westiform sieht man an Autohäusern, Tankstellen, Flughäfen, Geschäften, Banken und anderen Firmengebäuden in Deutschland und weltweit. Etwa 60 Prozent der Produkte, die in Ortenberg entstehen, landen außerhalb Deutschlands, vor allem über die vielen Kunden aus dem Automobilsektor. Rund die Hälfte des Umsatzes kommt aus diesem Bereich. Westiform fertigt nicht nur Schilder, Schriftzüge und Logos in vielen verschiedenen Varianten und Größen, sondern auch Stelen, sogenannte Pylone, teilweise ganze Fassaden und mittlerweile beispielsweise auch E-Ladesäulen. Um die Produktion besser auszulasten, ergänzen zudem seit einigen Jahren technische Kunststoffteile das Sortiment, beispielsweise Duschwannen für Wohnmobile und -wagen oder Kühlergrills. Ein weiteres neues Geschäftsfeld heißt „CabinKit“. Hier gestaltet Westiform die Innenverkleidung von Aufzugkabinen.
Vom Emailplakat zur Lichtwerbung
Seit 1921 entstehen in Ortenberg Werbeschilder, bis Anfang der 1990er-Jahre waren es vor allem Emailschilder und -plakate. Die Firma Boos + Hahn, die Wilhelm Boos und Anton Hahn 1917 in Offenburg gegründet hatten, bezog 1921 das Firmengelände am Fuß des Schlosses Ortenberg. 1989 übernahm die Schweizer Firma Westiform das Unternehmen, das von da an als Westiform GmbH & Co. KG firmierte und den Fokus auf Lichtwerbung verlagerte. Aufgrund von rückläufiger Nachfrage aus der Automobilindustrie geriet die deutsche Westiform-Tochter 2019 in die Insolvenz. 2020 hat die Beteiligungsgesellschaft Pentapart aus dem niedersächsischen Altenmedingen das Ortenauer Unternehmen übernommen und rentabel geschrumpft. Sowohl der Name (jetzt: „Westiform Germany GmbH“), als auch die Kunden- und Lieferantenstruktur blieben erhalten. Seit Kurzem gehört die Gaggenauer Firma Dambach, die auf Beleuchtungsschilder für Supermärkte spezialisiert ist, zu Westiform. Die Zahl der Beschäftigten liegt damit nun insgesamt bei rund 150, davon etwa 20 in Gaggenau. Für 2021 plant Geschäftsführer Christian Dreser circa 42 Millionen Euro Umsatz.
kat