In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie aus der Region stammen. Diesmal: Audiosysteme von WHD aus Deißlingen.
Ein Algorithmus fürs Ohr
Klack, klack, klack… das typische Geräusch einer Fußgängerampel mit Blindentaste, das Menschen akustisch über die Straße hilft. Die Lautsprecher, die für diesen Sound verantwortlich sind, kommen unter anderem aus Deißlingen. Genauer gesagt von der „Wilhelm Huber + Söhne GmbH + Co. KG“ (WHD). 1930 von Wilhelm Huber, dem Großvater des heutigen Geschäftsführers Stefan Huber, gegründet, beschäftigt das Unternehmen momentan 40 Mitarbeiter. WHD hat sich auf die Entwicklung von individuellen Audiolösungen spezialisiert: Designlautsprecher für zu Hause, Audiosysteme für Unternehmen oder Akustiklösungen für die Industrie. „Wir haben sogar einen eigenen Algorithmus entwickelt, der den Klang bei jeder Lautstärke dem menschlichen Gehör optimal anpasst, weil dieses bei leisen Lautstärken komplett anders hört als bei lauten“, erklärt Geschäftsführer Stefan Huber. In der Entwicklungsabteilung, die von Akustik über Elektronik, Mechanik und Software alle Bereiche abdeckt, forscht WHD kontinuierlich nach dem „perfekten“ Klangerlebnis. „Hier haben wir auch untersucht, wie das Ohr bei verschiedenen Frequenzen hört und dann den Klang bei jeder Lautstärkestufe angepasst“, beschreibt Huber die Geburtsstunde seines Algorithmus, dem BHD Adaptive Sound Plus.
Spannende Zusammensetzung
Betrachtet man den Aufbau eines Lautsprechers, so habe man zunächst immer ein Gehäuse, „das ist wichtig, denn der Lautsprecher muss dicht eingebaut sein, damit er klingt, er braucht quasi ein Volumen“, erläutert Klangspezialist Stefan Huber. Ein Gitter schützt die Lautsprechermembran, die meist aus Kunststoff oder Pappe, immer aber empfindlich ist. Ob das Gehäuse selbst aus Holz, Metall oder Kunststoff gefertigt wird, hängt davon ab, wo es zum Einsatz kommt. „Für die Aida Kreuzfahrtschiffe machen wir beispielsweise die Lautsprecher auf Deck. Eine schwierige Aufgabe. Da hat man Salzwasser, Wind, Sonnenlicht. Niemand würde hier auf die Idee kommen, Holzgehäuse einzusetzen.“
Im Inneren eines Gehäuses befindet sich das eigentliche Lautsprecherchassis mit einem Magneten und einer beweglichen Kupferdrahtspule, an der die Membran des Lautsprechers befestigt ist, die sich dann im Takt der Musik bewegt und die Luft in Schwingungen versetzt. Außerdem noch sogenannte Frequenzweichen. Stefan Huber erklärt: „Wenn mehrere Lautsprecher in einem Gehäuse eingebaut sind, dann benötigt man eine Frequenzweiche, die sagt‚ die tiefen Töne gehen an Lautsprecher eins und die hohen Töne an Lautsprecher zwei‘.“Jetzt noch ein
Bluetooth- oder Wlan-Empfänger, ein Verstärker und Signalprozessoren, die für die Klanganpassung verantwortlich sind, – und fertig ist der Lautsprecher.
Individuell geplant
Einen ganz speziellen Bestseller hat WHD nicht. „Das ist bei uns wirklich schwierig, weil wir so wahnsinnig breit aufgestellt sind – was uns eine weite Streuung ermöglicht und eine hohe Sicherheit gibt“, sagt Stefan Huber. „Der Kunde kommt auf uns zu, dann geht es los, Schritt für Schritt.“ Auf der Website gibt es einen Projektplaner, dort können erste Fragen beantwortet werden. Soll ein bestimmtes Gebäude beschallt werden, lässt sich ein Grundriss hochladen, damit die Spezialisten von WHD die optimalen Positionen für die Lautsprecher einzeichnen können. Dadurch kann der Kunde vorher schon sehen, was er bekommen kann und wie es funktioniert. „Bei Großprojekten wie der Allianz-Arena haben wir sogar Messungen vor Ort durchgeführt. Simulationsprogramme prüfen, ob alles wunschgemäß funktioniert“, so Huber. Und große Projekte gibt es einige: „Wir haben die Allianz-Arena beschalllt, aber auch verschiedenste Flughäfen. Der überraschendste Auftrag war der John F. Kennedy Airport in New York. Wir hätten nie damit gerechnet, dass wir dieses Projekt beschallen dürfen.“ Aber auch in den Airports in Zürich, Madrid und Charles-de-Gaulle in Paris tönt es aus WHD-Anlagen. Zusätzlich zur gesamten Aida-Kreuzfahrtflotte – pro Schiff an die 1.000 Lautsprecher – stattet das Deißlinger Unternehmen auch den ÖPNV aus, von der S-Bahn in Berlin bis zu Zügen der Deutschen Bahn: „Achtung! Türen schließen! Vorsicht bei der Abfahrt.“
Andrea Keller
Bild: Optisch halten sich die schwarzen WHD-Lautsprecherkugeln an der Decke des Grill-Restaurants „upperdeck“ im Flughafen Zürich dezent zurück. Aber sie spucken große Töne.