In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: die Kuckucksuhrwerke von SBS-Feintechnik, einem Unternehmen der Schonacher Burger Group.
Bis zu 150 Einzelteile
Die Kuckucksuhr gibt es seit 280 Jahren. Sie dürfte das weltweit bekannteste Produkt aus dem Schwarzwald sein. Ihr Herz ist das Uhrwerk. Nahezu alle Werke, die in die original Schwarzwälder Kuckucksuhren eingesetzt werden, stammen von SBS-Feintechnik. Das Unternehmen stellt circa 100.000 Stück im Jahr her. Drei Grundwerke werden gebaut: das Eintagewerk, das kleine Achttagewerk (siehe Bild) und das große Achttagewerk. Insgesamt bietet SBS 200 aktive Varianten an, je nachdem, wie viele und welche Zusatzfunktionen das Werk auslöst: beispielsweise den Kuckucksruf, das Drehen eines Tanzpaars, die Musikwalze. Das Eintagewerk ist circa sieben mal acht Zentimeter groß, das kleine Achttagewerke misst circa acht mal neun und das große Achttagewerk circa zwölf mal acht Zentimeter. Sie sind circa drei Zentimeter tief und aus bis zu 150 Einzelteilen zusammengesetzt. Diese bestehen entweder aus Stahl oder aus Messing, ganz wenige aus Kunststoff. Bei SBS werden die Rohlinge aus Messingblech für die Zahnräder gestanzt, Abwälzautomaten schneiden dann die Zähne, die Wellen mit Trieben werden aus Stahl gedreht. Auch die Platinen, die das Werk aufnehmen, die Flügelräder, die Zeigersteuerung, der Vogelstock und alle weiteren Uhrwerksteile produziert SBS selbst. Circa 30 Mitarbeiter, häufig Frauen, setzen die Werke zusammen. Die Achttagewerke durchlaufen anschließend je nach Variante eine ein- bis dreitägige Test- und Justagephase. Die Werke sind präzise und langlebig.
Vom Sandguss zur Marke „Regula“
SBS-Feintechnik geht zurück auf eine 1856 von Josef Burger gegründete Gießerei, die Uhrenteile im Sandgussverfahren herstellte. Diese Zahnradrohlinge wurden dann von in der Gegend wohnenden Bauern gekauft und weiterbearbeitet. Zum Sandguss kamen bei der Firma Burger bald weitere Fertigungsschritte wie Stanzen und Drehen hinzu. Bereits vor der Jahrhundertwende diversifizierte die zweite Generation der Familie in den Apparatebau. Uhrenteile – immer für mechanische Uhren – gehörten jedoch durchgängig zum Produktionsprogramm und nach dem zweiten Weltkrieg begann man auch komplette Werke zu bauen. Sie sind seit Ende der Fünfzigerjahre als Marke „Regula“ bekannt. Die frühzeitige Erweiterung des Produktionsprogramms half dem Unternehmen, die Uhrenkrise in den Siebzigerjahren zu überwinden.
Die Burger Group
Aus dem Unternehmen ist heute die Burger Group geworden, die sich ganz auf Antriebslösungen für diverse Branchen konzentriert hat und inzwischen 2.000 verschiedene Produkte anbietet. Sie beschäftigt 1.300 Mitarbeiter in elf Unternehmen an sieben Standorten in Deutschland, der Schweiz, Tschechien und Kanada. Der Umsatz liegt bei circa 180 Millionen Euro. Die führende Marke der Burger Group ist bis heute die SBS-Feintechnik GmbH und Co. KG.
Basis für Innovationen
Der Umsatz mit den Kuckucksuhrwerken liegt bei unter zwei Prozent des Gruppenumsatzes. Thomas Burger (57), der in fünfter Generation die Unternehmen führt, betont jedoch den Stellenwert der Kuckucksuhrwerke, der über das Geschäftliche weit hinausgeht. Sie repräsentieren die Ursprünge nicht nur des Unternehmens, sondern auch der Branche, die im Schwarzwald einst einen sehr hohen Stellenwert hatte und aus der wiederum viele der Innovationen entstanden sind, die die Industrie im Schwarzwald wieder haben aufblühen lassen.
Die Kuckucksuhrenbranche selbst ist heute klein: Es dürfte nach Thomas Burgers Schätzung noch acht mittlere bis größere Hersteller und circa 25 kleine geben – wobei auch die größeren Betriebe nicht mehr als 20 Mitarbeiter haben.
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