In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: die Zeilenkamera ICR 890-4 des Waldkircher Sensorenherstellers Sick.
Automatisierte Paketsortierung
Bis ein Paket beim Kunden ankommt, hat es hunderte Sensoren von Sick passiert. Bis zu 1.500 Taster, Lichtschranken, Kameras und andere Produkte des Waldkircher Sensorenherstellers sind in einem hochautomatisierten Paketsortierzentrum verbaut. Sie identifizieren und vermessen die Pakete, sorgen für die passenden Abstände sowie Geschwindigkeiten und schicken sie auf den richtigen Weg – teilweise sogar mithilfe künstlicher Intelligenz. Je mehr Strich- und Matrixcodes auf den Paketmarken korrekt gelesen werden, desto weniger händische Nacharbeit ist nötig und desto mehr Pakete kann das Sortierzentrum bearbeiten. In den großen Paketsortierzentren sind es mehrere zehntausend pro Stunde.
Die abgebildete Zeilenkamera ICR 890-4 spielt dabei eine wichtige Rolle: Sie erkennt fast 100 Prozent aller Codes. Alle großen Paket- und Postdienstleister setzen deshalb auf diese Technologie des Marktführers aus Waldkirch. Sick produziert mehrere Tausend Zeilenkameras pro Jahr.
Türen und Kunst sichern
Sick-Sensoren existieren in circa 40.000 Varianten, mit ganz unterschiedlichen Funktionen und Anwendungen. Außerhalb der Arbeitswelt trifft man sie beispielsweise an Bahnübergängen, in Straßentunneln, Bahnhöfen, Flughäfen oder an Mautstationen. Sie überwachen Zugtüren, erkennen Rauch, sortieren Gepäck oder identifizieren Fahrzeuge. Außerdem sorgen Sensoren von Sick beispielsweise dafür, dass das Frühstücksbrötchen perfekt gebräunt und die Marmelade richtig verschlossen ist, das richtige Eis in der Verpackung steckt oder der Fisch per QR-Code bis zum Fangort zurückverfolgt werden kann. Zum Kerngeschäft der Waldkircher gehören neben der Automatisierung in Industrie und Logistik auch das Messen von Emissionen und der Schutz von Mensch und Maschine in der Fertigung. Das Segment Logistikautomation hat im Coronajahr 2020 enorm zugelegt und trägt nun etwa ein Drittel zum Umsatz (siehe unten) bei.
Codes identifizieren
Die ICR („Image-based Codereader“, deutsch: bildbasierter Codeleser) werden großteils in Reute nahe Waldkirch gefertigt. Sie bestehen aus einer Empfangseinheit, einem Linsenmodul und einem Prozessor zur Verarbeitung der Bildinformationen. Eine Hülle aus Aluminiumspritzguss ummantelt die Bauteile. Die Kamera macht gestochen scharfe, hochaufgelöste Bilder der Pakete, indem sie Bildstreifen für Bildstreifen aneinanderreiht. Sie ist in der Regel Teil eines Lesetunnels, durch den die Pakete auf einem Förderband mit gut zehn Stundenkilometern fahren. Nachdem sie einen Auslöser passiert haben, misst ein anderer Sensor das Volumen, setzt den Fokus passend und eine Beleuchtungseinheit sorgt für das richtige Licht, damit die Kamera die Strich- und Matrixcodes auf den Versandetiketten einwandfrei erkennen kann. Eine Dekodiersoftware entschlüsselt den Zielort und gibt die Information an die Anlagensteuerung weiter, sodass das Paket zum richtigen Ausgangstor geleitet wird.
Lichtvorhang als Unfallschutz
Der Optiker Erwin Sick (1909-1988) gründete das Unternehmen 1946 in München und entwickelte den ersten Lichtvorhang als Unfallschutz in der Industrie. Weil der Freistaat Bayern ihm keinen Aufbaukredit gewährte, zog er 1954 mit seinem Betrieb ins Badische, zunächst nach Oberkirch, 1956 nach Waldkirch, das seither Stammsitz ist und von wo aus sich das Unternehmen zum Marktführer für industrielle Sensoren entwickelte. Die Sick AG wird aktuell von einem sechsköpfigen Vorstand geleitet, an dessen Spitze seit 2006 Robert Bauer steht. Sie zählt heute mehr als 10.000 Beschäftigte und 50 Tochtergesellschaften, Beteiligungen sowie zahlreiche Vertretungen weltweit. Knapp 3.000 Männer und Frauen arbeiten am Hauptsitz in Waldkirch, rund 4.800 in der Region. 2020 erzielte die Firmengruppe rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz.
kat