Freiburg. Wie blickt man angemessen auf sechs Jahrzehnte Unternehmensgeschichte und noch mehr Berufsjahre zurück? Franz-Xaver Grünwald, seit 1977 geschäftsführender Gesellschafter des Autohauses Gehlert, hat sein Lebenswerk zwischen zwei Buchdeckeln festgehalten. Unter dem Titel „Gehlert 6.0 – Mobilität in einer neuen Zeit“ fängt er nicht nur seine eigene Laufbahn und die seines Unternehmens, sondern auch automobile Zeitgeschichte ein. Ergänzt um Stimmen prominenter Wegbegleiter und eine Studie zur Evolution der Mobilität ist daraus ein 200-seitiger Blick zurück und nach vorn geworden. (Das Buch gibt es gegen eine Spende an den Förderverein für krebskanke Kinder e.V. Freiburg bei Ingrid Thoma, i.thoma@gehlert.de)
1961 gegründet, zählt Gehlert als Volkswagen Zentrum Freiburg nach eigenen Angaben zu den 100 größten Automobilhändlern Deutschlands und beschäftigt 155 Mitarbeiter. Die Geschäftsführung teilt sich Grünwald inzwischen mit Thomas Morschheuser und Matthias Wagner. Ein Gespräch mit dem Seniorchef:
Sie blicken auf 64 Berufs- und 83 Lebensjahre zurück. Sind Sie noch täglich im Büro?
Franz-Xaver Grünwald: Ja, warum nicht? Ich bin morgens um sieben im Betrieb und gehe abends um sieben wieder. Wenn man diesen Beruf so lange macht, ist das keine Anstrengung mehr, sondern eine Freude.
Wie hat das Autohaus Corona überstanden?
Wir sind noch dabei uns zu erholen. Privat- wie Geschäftskunden sind wegen Corona weniger gefahren. Das dämpft die Nachfrage. Nun können wegen fehlender Chips branchenweit viele Liefertermine nicht gehalten werden. Auch das bremst. Aber das Geschäft zieht langsam wieder an.
Was bedeutet das in Zahlen?
In normalen Jahren verkaufen wir bis zu 6.000 Neu- und Gebrauchtfahrzeuge, machen 28.000 Reparaturen, kommen auf einen Umsatz von 70 Millionen Euro. Da sind wir noch nicht wieder. Aber ich kann mit Stolz sagen, dass unser Unternehmen in den ganzen 60 Jahren immer mit schwarzen Zahlen abgeschlossen hat.
Wie hat sich das Automobilgeschäft in all den Jahrzehnten verändert?
In der Vergangenheit konnten Sie eine Vorausschau treffen. Das ist vorbei. Die Welt wandelt sich so schnell. Da können Sie nicht sagen, ob es morgen auch noch so gut läuft wie heute.
Ihr Buch enthält einen Ausblick auf die Mobilität der Zukunft. Worauf stellen Sie sich ein?
Ich denke, Altbewährtes bleibt: Kundenwünsche erkennen und erfüllen, ein guter Service – das wird weiter den Erfolg ausmachen. Beim Antrieb wird es mehr Vielfalt geben, von Elektro bis Wasserstoff. Ob in Zukunft auf moderne Verbrennungsmotoren verzichtet werden kann, ist für mich noch nicht geklärt. Die Welt wird sich nicht so schnell grundlegend ändern.
Interview: uh