
Reinach. Die Erfahrungen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise haben laut Klaus Endress dazu geführt, dass Endress + Hauser gut durch das Coronajahr 2020 gekommen ist. Dies sagte der Verwaltungsratspräsident des führenden Anbieters von Mess- und Automatisierungstechnik für Prozesse und Labore Anfang Mai vor der Presse. 2008 und 2009 seien alle Branchen bis auf die Biotechnologie eingebrochen. „Sie hat auch in der Krise geboomt, eigentlich weltweit. Aber ausgerechnet auf diese Branche waren wir nicht gut ausgerichtet“, so Endress. Das ist inzwischen anders – die Life-Science-Branche zählt längt zu den Kunden des Schweizer Unternehmens und hat ihm auch 2020 viele Aufträge beschert.
So hat Endress + Hauser vergangenes Jahr beispielsweise Anlagen für die Produktion von Covid-19-Impfstoff ausgerüstet. „Wer heute gegen Covid-19 geimpft wird, erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wirkstoff, dessen Produktion mit Geräten von Endress + Hauser gemessen und geregelt wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Altendorf. Zudem, so betonte er, hätten die Tochterunternehmen Analytik Jena und AJ Innuscreen PCR-Technologie und die dazugehörigen Kits zum Nachweis des neuartigen Coronavirus benötigt werden, geliefert. „In Spitzenzeiten haben wir zehn Prozent des monatlichen PCR-Testbedarfs in Deutschland gestillt“, so Altendorf. Insgesamt habe Endress + Hauser das erste Coronajahr, „gut bewältigt“, sogar „besser, als wir es lange Zeit erwartet hatten“.
Der Umsatz ging allerdings um 2,8 Prozent auf rund 2,58 Milliarden Euro zurück (2019: 2,65 Milliarden Euro). Finanzchef Luc Schultheiss nannte die Wechselkurse als Grund dafür und sagte: „In den lokalen Währungen wäre Endress + Hauser um 2,8 Prozent gewachsen.“ Am besten liefen vergangenes Jahr die Geschäfte in Europa, gefolgt von Asien/Pazifik. Das größte Minus verbuchte Endress + Hauser in Amerika. Das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 1,9 Prozent auf 337 Millionen Euro zurück (2019: 343 Millionen Euro). Damit sei man sehr zufrieden, so Schultheiss, das sei aufgrund der guten Kostenstruktur gelungen. Jedoch sei das Finanzergebnis um 85,5 Prozent auf 0,5 Millionen Euro (2019: 3,5 Millionen Euro) gesunken. Das Ergebnis nach Steuern ging um 4,1 Prozent auf 255 Millionen Euro (2019: 266 Millionen Euro) zurück. Dagegen konnte das Eigenkapital um 6,1 Prozent auf rund 2,43 Milliarden Euro gesteigert werden (2019: 2,29 Milliarden Euro).
Auch in der Coronakrise investiert Endress + Hauser weiter: 2020 waren es 206 Millionen Euro, für dieses Jahr sind 270 Millionen Euro geplant. Gestemmt werden sie allesamt „aus selbst erarbeiteten Mitteln“, wie Schultheiss hervorhob. Im Fokus stehe der Ausbau der verschiedenen Produktionen. In die deutschen Standorte sollen dieses Jahr 32,7 Millionen Euro fließen, 2020 waren es 35,5 Millionen Euro. Das Gros geht nach Maulburg – vergangenes Jahr 28,3 und dieses Jahr 26 Millionen Euro. Maulburg ist mit 1.835 Beschäftigten Ende 2020 (9 weniger als Ende 2019) der größte Standort im Südwesten, gefolgt von Weil am Rhein mit 549 Beschäftigen (minus 1) und Freiburg mit 180 (plus 7). Im Dreiländereck hatte Endress + Hauser Ende 2020 insgesamt 5.084 Mitarbeiter (plus 36), weltweit waren es 14.454 (plus 126). Es habe 2020 keine Entlassungen gegeben, und auf einen breiten Einsatz von Kurzarbeit habe verzichtet werden können, hob Altendorf hervor. Und Endress verwies auf die 150 offenen Stellen, die es zurzeit allein in der Region Basel gebe.
mae