Haslach. Sie gehörten früher zum selben Unternehmen, und der Markenname ist immer noch der gleiche, deshalb werden sie oft verwechselt. Doch während die BBS GmbH mit Hauptsitz in Schiltach und einem prominent gelegenen Werk in Herbolzheim direkt an der A 5 vergangenen Sommer erneut in die Insolvenz gerutscht ist – es ist mittlerweile die dritte –, entwickelt sich die BBS Motorsport GmbH in Haslach seit der Trennung ziemlich gut, wie Geschäftsführer Roman Müller berichtet. Sie entstand 2012 nach der damaligen Insolvenz des Radherstellers als 100-prozentige Tochter eines japanischen Konzerns. Müller, zuvor CTO und Entwicklungschef sowie Leiter der Motorsportsparte bei BBS, entschied sich für das junge, kleine Unternehmen unter dem neuen Eigentümer. Er startete mit einer auf 26 Mitarbeiter reduzierten Mannschaft, kaufte Maschinen aus Schiltach, mietete ein Gebäude in Haslach und baute dort eine neue Produktion und neue Strukturen auf.
Hier werden die geschmiedeten Rohlinge, die der japanischer Mutterkonzern liefert, weiterbearbeitet. Im sogenannten Flow Forming, das ähnlich wie eine Töpferscheibe funktioniert, allerdings mit Stahlrollen und hohem Kraftaufwand, werden die Felgenbetten geformt und anschließend mechanisch bearbeitet, also gefräst, gedreht, geschliffen sowie gemessen und geprüft. Die Lackierung erfolgt bislang bei der BBS GmbH in Herbolzheim. Das soll sich künftig ändern. Denn seit Januar baut BBS Motorsport in Haslach ein rund 5.000 Quadratmeter großes Gebäude für Produktion, Lager und Verwaltung, das auch eine Lackiererei beherbergen soll. „Mit dem Neubau wollen wir uns unabhängig machen“, sagt Müller. Denn die Stückzahlen – 2012 produzierte BBS Motorsport rund 8.000 Räder, bald sind es 25.000 bis 30.000 jährlich – seien mittlerweile zu groß, um sie extern bei einem Dienstleister lackieren zu lassen.
BBS Motorsport ist – wie der Name sagt – auf das Sportsegment und somit die von BBS Anfang der 1990er-Jahre entwickelten Magnesiumschmiederäder spezialisiert. Damit wurde Michael Schuhmacher mehrmals Weltmeister, das Formel-1-Team von Ferrari war der erste Kunde. Die Technik wurde seither zur Serienreife weiterentwickelt und wird von einigen Autoherstellern wie Porsche und Bugatti auch für Kleinserien verwendet. Etwa ein Drittel seines Umsatzes erwirtschaftet BBS Motorsport bereits in diesem Segment, Tendenz steigend. Und auch der Motorsportbereich wächst – wenn man vom vergangenen Jahr absieht. „Ab 2022 sind wir alleiniger Lieferant für alle zehn Formel-1-Teams“, berichtet Müller. Zudem kommen Räder von BBS-Motorsport in fast allen Rennserien der Welt zum Einsatz. Das Unternehmen ist seit 2012 deutlich gewachsen: Die Zahl der Mitarbeiter hat sich auf rund 50 etwa verdoppelt; der Umsatz stieg von 9 Millionen Euro auf mehr als 20 Millionen 2019. 2020 lag er zwar darunter, aber die Auftragsbücher sind voll, vor allem in der Serienfertigung reichen sie bis ins Jahr 2025. Die Fertigstellung des Neubaus ist für Frühjahr 2022 geplant.
kat