Sie war eine der jüngsten Küchenmeisterinnen Deutschlands, hat in Sterneküchen gearbeitet, für den SC Freiburg gekocht, ist Fernsehköchin und jetzt auch noch sehr erfolgreich auf Instagram. Mira Maurer lässt nichts anbrennen – und schafft es, sich immer wieder neu zu erfinden…

Das ist sie also: die Küche. Clean in Weiß gehalten mit schwarzen Armaturen. Rechts der Weinschrank, links die Siebträgermaschine. Auf dem Küchenblock setzt ein Strauß rosafarbener Lilien einen Farbakzent. Und hier, in dieser kulinarischen Werkstätte bei ihr zu Hause im ruhigen Freiburger Norden, kann man Mira Maurer regelmäßig beim Kochen zusehen – wenn man einer ihrer aktuell 107.000 Follower aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist.
Die Abonnenten ihres Social-Media-Kanals (instagram.com/maurermira) sehen in kurzen Videos, wie die Profiköchin Spaghetti, Knoblauch und Chili in der Pfanne schwenkt, eine dunkle Jus einkocht oder im leuchtend gelben Safranrisotto rührt. Entspannt in T-Shirt statt Kochjacke, das blonde Haar zum Dutt hochgesteckt. Sie lauschen ihren Kochtipps und begleiten sie von Zeit zu Zeit in ausgewählte Restaurants. Nebenwirkungen: Aha-Momente, ein neues Lieblingsrezept und ganz sicher kleine Pfützchen auf der Zunge.
Raketenstart
Nachdem der Instagram-Kanal im November 2023 online ging, schnellte die Follower-Zahl innerhalb kurzer Zeit nach oben. Wie schnell und wie hoch, hätte die 33-Jährige selbst nicht gedacht. Und sie kann den Grund auch nicht so ganz genau erklären beim Gespräch an ihrem massiven Holzesstisch in ihrem hellen, modern eingerichteten und sehr aufgeräumten Wohn-Essbereich. Das Haar steckt auch heute im Dutt, das T-Shirt hat sie aber gegen einen cremefarbenen Strickpullover ausgetauscht. „Vielleicht“, so überlegt sie, „weil man sieht, dass ich Lust habe, zu kochen?“ Denn wenn man etwas tut, was man liebt, wird man Erfolg haben, glaubt sie.
Es hat sich bei ihr bewahrheitet. Dabei hatte sie sowas wie Instagram als Plattform für sich lange gar nicht auf dem Schirm. Nur eins war früh klar: Der übliche Weg ist nicht der von Mira Maurer.
Erstmal fing aber alles ganz klassisch an – wobei die Tochter eines Winzers aus dem südbadischen Örtchen Gottenheim gleich ziemlich weit oben mitmischte. Kochausbildung im Freiburger Fünf-Sterne-Hotel Colombi, wo sie lernte, klassisch französisch zu kochen. Eine wichtige Grundlage für die anspruchsvolle Küche. Danach ein Ausflug ins Fünf-Sterne-Superior-Hotel Achenkirch in Österreich. Als eine der jüngsten Küchenmeisterinnen Deutschlands schloss sie 2013 mit 22 Jahren die Meisterschule ab. Sie stand am Herd von Sternekoch Fritz Zehner in Zehners Stube in Pfaffenweiler, vom Rührberger Hof in Grenzach-Whylen und von Köpfers Steinbuck in Bischoffingen, auch zuständig fürs SC-Freiburg-Catering. Dort kochte Maurer, selbst früher SC-Kickerin, nicht nur gehoben, sondern lernte als Köchin für die Freiburger Profimannschaft auch, was Hochleistungssportler brauchen: große Mengen und viel Eiweiß. 2019 machte Maurer sich mit Catering und Eventküche selbstständig und schob 2022 ein Jahr Pop-up-Restaurant dazwischen.

Kreativ in und außerhalb der Küche
Das Catering und auch Maurers Nebentätigkeit als Ausbilderin und Prüferin für die Abnahme zur Gesellenprüfung bei der IHK Südlicher Oberrhein mussten zuletzt allerdings wegen zu vieler anderer Projekte etwas zurückstehen. Instagram nahm schneller Fahrt auf als erwartet. Direkt verdient sie damit kein Geld, aber es verhilft ihr zu mehr Bekanntheit und damit zu lukrativen Projekt-Ideen und Kooperations-Anfragen, von denen einige eintrudeln.
Sie sucht sich die raus, die zu ihr passen. Ihre Kooperation mit dem Modehaus Breuninger zum Beispiel, in dessen sämtlichen Confiserien sie eine Zeit lang ihre Macaron-Kreationen verkaufte. Oder ein Kochevent zusammen mit dem Winzer und Gastronomen Fritz Keller. Ein eigenes Öl, ein Kochbuch – auch sie selbst hat noch ein paar Ideen. Und Lust, sich immer wieder neu zu erfinden. Genau wie neue Rezepte, die sie dann auf ihrem Instagram-Kanal vorkocht. Wie wär’s mit einer Tiramisu-Variante inspiriert vom Hype um die Dubaischokolade? Oder doch lieber Polenta mit geröstetem Rosenkohl und Rote Bete? Vor Weihnachten gab‘s aber auch wieder einen Adventskalender mit Klassikern.
Diese Kreativität und Vielfalt liebt Maurer an ihrem Beruf, von dem sie sagt, dass es ihr Traumberuf sei. Und dass sich viel getan habe in der Branche: der Umgang in den Küchen weniger rau, die Viertagewoche keine Utopie mehr. Sie nutzt die sich ihr bietenden Plattformen daher auch, um für den Beruf zu werben. Denn auch in den Küchen in Deutschlands Gastronomie fehlt es an Nachwuchs. Und ein paar mehr Küchenchefinnen dürften es auch sein.
Woran es ganz klar nicht fehlt: An der Begeisterung dafür, anderen beim Kochen zuzugucken. Das belegen die zahlreichen Kochshows im Fernsehen und bei Streaming-Diensten. Mira Maurer ist seit langem festes Mitglied der TV-Küchenbrigade. Schon seit mehr als zehn Jahren schwingt sie bei der SWR-Nachmittagssendung „Kaffee oder Tee“ den Kochlöffel und arbeitet fürs Verbrauchermagazin „Marktcheck“. Ihre ruhige, lockere Art kommt gut an – und unterscheidet sie vom ein oder anderen Koch-Kollegen. Die Kamera ist für sie dabei weder unangenehm noch Ablenkung. „Kochen ist wie Zähneputzen. Ich kenne die Arbeitsschritte.“
Tiktok, Youtube?
Mit ihrem Insta-Koch-Kanal hat sie nun nicht nur den Zeitgeist getroffen, sondern auch den Kreis ihrer Zielgruppe erweitert. Social Media für die Jüngeren, Fernsehen für die Älteren – „es ist toll, beides abdecken zu können“, sagt Maurer. Entsprechend intensiv war aber auch das vergangene Jahr. Denn so ein Social-Media-Kanal bedeutet Arbeit. „Es ist viel zu tun, wenn man es richtig macht.“ Rezepte überlegen, probekochen, Drehtage, Videos schneiden. Und man muss dranbleiben, sagt Maurer, damit auch die Follower dran bleiben. „Aber es ist cool, macht Spaß.“
Wie es nun weitergeht, wird man sehen. Vielleicht noch Tiktok, Youtube? Alles im Blick, aber eins nach dem anderen. Noch sei das ja neu für sie mit Instagram. Und wenn es damit nicht weitergeht? „Für mich ist es nice to have, ich finde es schön. Aber falls nicht, kann ich immer noch kochen.“
Susanne Ehmann
Bilder: Joss Andres