Freiburg. Die wvib Schwarzwald AG, die sich als Sprachrohr der mittelständischen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg versteht, vermelden für das erste Halbjahr 2022 einen Umsatzzuwachs von durchschnittlich 13,7 Prozent. „Wenn wir die realen Gütermengen erfassen möchten, müssen wir von diesem Umsatzplus allerdings die beträchtliche Inflation abziehen“, sagte Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des wvib. Die Preissteigerungen seien in der Industrie zum Teil weitaus höher ausgefallen als beim Konsumentenpreisindex, der derzeit bei acht Prozent liegt.
Überdurchschnittlich gut entwickelte sich die Mess- und Regeltechnik mit einem Umsatzplus von 19 Prozent. Schlusslicht ist die Kunststoffbranche. Hier konnten die Unternehmen nur um 8,7 Prozent gestiegene Umsätze vermelden. Branchenübergreifend sei beim Auftragseingang ein Plus von 11,4 Prozent zu verzeichnen, im Vorjahreszeitraum waren es noch 28,7 Prozent. „Wir sind überrascht über den Auftragseingang, der noch da ist“, sagte Münzer bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage. Es könne sein, dass die noch immer guten Zahlen davon geprägt sind, dass einige mehr bestellen als sie brauchen, um letztlich überhaupt etwas geliefert zu bekommen. Bei 65 Prozent der Unternehmen verbesserte sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während 15,3 Prozent gleichbleibende Aufträge verzeichneten und 20 Prozent einen Rückgang. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 vermeldeten nur zwölf Prozent sinkende Aufträge.
Die Mehrheit der Unternehmen beklagt Versorgungsmangel, Probleme bei der Logistik, Umplanungen, nötiges Redesign von Produkten etwa aufgrund des Chipmangels, und Margenerosion durch gestiegene Energie- und Materialkosten, die nicht leicht weitergegeben werden können. Hier seien insbesondere Automobilzulieferer durch „die ruppigen Machtverhältnisse“ in ihrer Branche belastet. „Wenn Automobilhersteller ihre Preise saftig erhöhen und selbst Rekordergebnisse verkünden und gleichzeitig ihren langjährigen Zulieferern keinen Ausgleich etwa für steigende Energie- oder Personalkosten gewähren, sind die Lasten unfair verteilt“, kritisierte Münzer.
Trotz Fachkräftemangel, coronabedingten Personalausfällen und Energiepreissteigerungen blicken die Unternehmen der Schwarzwald AG grundsätzlich noch optimistisch in die nahe Zukunft. 35,3 Prozent erwarten in den nächsten sechs Monaten steigende Umsätze, während 48,2 Prozent keine Veränderung erwarten. Mit sinkenden Umsätzen rechnen dagegen 16,5 Prozent der Unternehmen. Mit Blick auf die geopolitischen Lage appellierte Münzer an die Politik: Fiskalische Vorsicht in Form einer Schuldenbremse und eine restriktivere Geldpolitik seien zielführender als „schuldenfinanzierte Rund-um-Sorglos-Pakete für jedermann“.
Text: db
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