Kenzingen. Die auf Industrie- und Gewerbebau spezialisierte Freyler-Gruppe bietet nun auch Wohnungsbau an. „Mit der Idee haben wir uns schon lange beschäftigt“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Peter F. Rieland. „Die Zahlen des Marktes sprechen für sich.“ Fast zwei Drittel der deutschen Bauinvestitionen finden im Wohnungsbau statt. Und in Ballungsräumen wie Freiburg wächst der Markt weiter, weil der Bedarf steigt. Darin sieht Rieland „Möglichkeiten zur Expansion“ auch für sein Unternehmen – „wir wollen unsere Erfahrungen in den Wohnungsbau einbringen.“ Dass Freyler ausgerechnet mitten in der Pandemie in dieses neue Segment startete, sei Zufall. Die Firmengruppe hat Anfang Mai eine weitere Gesellschaft gegründet – die Freyler Wohnungsbau GmbH – und, wichtiger noch, den passenden Kopf dafür gefunden. Steffen Rapp, der die Geschäftsführung der neuen GmbH übernommen hat, bringt viel Erfahrung aus dem Bau von Wohn- und Pflegeimmobilien mit. Der 46-jährige Bauingenieur hat zuletzt in leitender Position bei dem Karlsruher Wohnbauspezialisten Weisenburger gearbeitet.
In Kenzingen soll er nun das neue Geschäftsfeld auf- und ausbauen. Sein Team wächst innerhalb des ersten Geschäftsjahres voraussichtlich auf zehn Beschäftigte. Der Fokus liegt auf Geschoss- und Studentenwohnungen, Boardinghäusern und Pflegeimmobilien. Wie im Gewerbebau setzt Freyler auch im Wohnungsbau auf Beratung, Planung sowie Umsetzung der Immobilien und koordiniert die einzelnen Gewerke. Für zwei Projekte wurden schon Verträge unterzeichnet, der Bau dieser zusammen rund 50 Wohneinheiten startet Ende des Jahres. In der Pipeline sei etwa das Fünffache, berichtet Rapp. Mittelfristig plant er mit der Freyler Wohnungsbau GmbH einen Umsatz im unteren dreistelligen Millionenbereich.
Binnen der nächsten zehn Jahre könnte die neue Sparte also mit dem Industrie- und Gewerbebau gleichziehen. Hier hat Freyler im Geschäftsjahr 2020/21 (bis 31. April) rund 160 Millionen Euro umgesetzt und somit das Niveau konstant gehalten. Das gleiche gilt für den Auftragseingang. „Das ist ein großer Erfolg“, betont Freyler-Chef Rieland. Das pandemiebedingte große Fragezeichen, ob der Mittelstand weiter investiert, habe sich zum Glück nicht bestätigt. Es gab keinen Tag Kurzarbeit bei den 340 Freyler-Mitarbeitern. Zwei Drittel der Beschäftigten aus der Verwaltung wechselten ins Homeoffice. In der Produktion garantierten die Größen der verarbeiteten Bauteile ausreichend Abstand. Freyler ist gut durch die Coronakrise gekommen, und Rieland rechnet damit, dass es so bleibt: „Aus unserer Sicht ist überhaupt kein Knick in der Baukonjunktur zu erkennen.“ Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, die Materialverknappung zwar spürbar, aber bislang habe Freyler alle Aufträge im Zeitplan realisieren können, sagt Rieland.
Der 51-Jährige ist seit Jahresbeginn alleiniger Geschäftsführender Gesellschafter. Sein bisheriger Kompagnon Stephan Theiß, mit dem er 2011 das Bauunternehmen in Form eines Management-Buy-outs übernommen hatte, ist altersbedingt ausgeschieden. Rieland kam 2001 als Justiziar zu Freyler, übernahm 2005 die Geschäftsführung der Freyler Stahlbau GmbH und ein Jahr später die der gesamten Firmengruppe. Diese bestand bislang aus drei operativ tätigen Einzelfirmen: Freyler Industriebau, Freyler Stahlbau und Freyler Metallbau. Mit Freyler Wohnungsbau sind es nun vier. Neun Standorte in Deutschland sowie eine Tochtergesellschaft in der Schweiz zählen zur Gruppe. Vor drei Jahren hat das 1968 von Schlossermeister Siegfried Freyler gegründete Unternehmen sein 50. Jubiläum gefeiert.
kat