Der Europa-Park startet in seine Jubiläumssaison und man muss kein Prophet sein, um zu ahnen: Es wird wieder eine Saison der Rekorde. Kein Wunder, dass wir uns fragen: Wie machen die Macks das?

Mitte März geht es wieder los. Dann startet der Europa-Park in seine Jubiläumssaison und feiert seinen 50. Geburtstag. Gut sechs Milllionen Besucher erwarten die Macks und damit spielt Rust wieder einmal in der Liga der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas mit dem Eiffelturm in Paris und dem Colosseum in Rom. Mit 5.800 Betten und rund einer Million Übernachtungen im Jahr bilden die sechs parkeigenen Hotels zudem das größe Hotelresort Deutschlands. Rund eine Milliarde Euro haben die Macks dafür auf den Wiesen und Äckern rund um Rust in einem halben Jahrhundert investiert – und das ohne öffentliche Subventionen, wie die politisch bestens vernetzten Macks immer wieder gern betonen.
Aber wie haben die Macks das alles geschafft? Dafür muss man in der Geschichte einige Jahrzehnte zurückgehen. Ins Waldkirch der 1970er-Jahre, wo die Macks als Wagenbauerfamilie Autoscooter und Achterbahnen für Jahrmärkte zusammenschrauben. 90 Prozent der Produktion gehen an deutsche Kunden – heute ist es genau andersherum und Mack Rides hat sich ganz auf große, stationäre Achterbahnen und Wasserfahrgeschäfte für Freizeitparks spezialisiert, beliefert auch Disneyland und alle anderen, aber das nur am Rande.
Mitte der 1970er-Jahre geht es darum, dass Kunden von Mack Rides die Fahrgeschäfte live erleben sollen. Und damit das kein Drauflegegeschäft wird, konzipieren die Macks einen kleinen Freizeitpark. Das ehrgeizige Ziel von Familienoberhaupt Franz Mack: eine halbe Million Besucher im Jahr. In Waldkirch will man für so eine verrückte Idee kein Grundstück opfern, die Banken sind auch eher skeptisch, selbst in den Medien hat der Park anfangs keinen einfachen Stand: „Der Pleitegeier kreist über Rust“ schreibt eine lokale Tageszeitung und auch das ist etwas, das die Familie wohl noch enger zusammengeschweißt hat, denn an diese Veröffentlichung erinnern die Macks noch Jahre später immer wieder. Gleichzeitig aber packen alle mit an. Oft bis spät in die Nacht, beseelt von einer an Perfektionismus grenzenden Liebe zum Detail – und mit ganz viel Pragmatismus. Wenn es sein muss, sitzt Rolands Ehefrau Marianne Mack auch selbst im Kassenhäuschen, um zu sehen, zu hören und aus erster Hand zu spüren, was die Gäste wollen und wie zufrieden sie sind.
Die fünf Erfolgsfaktoren der Macks
Diese Mischung aus unbändigem Arbeitseifer und ehrgeizigen Zielen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Parks – und damit ist die Familie sicher der entscheidende Erfolgsfaktor. Roland und Jürgen Mack, dazu Thomas, Michael, Ann-Kathrin, Frederik, Alexia und dann die Ehepartner: alle machen mit, leben nach der Familiencharta.
Der zweite Erfolgsfaktor: Die Macks bleiben bodenständig, wohnen im und am Park, sind immer präsent, immer ansprechbar und überziehen nicht. Es gibt keine Fotos mit Privatjets oder Supersportwagen, stattdessen haben die Macks beim SV Rust die Fußballschuhe geschnürt und waren einfach Teil des Dorfs. Auch der Park bleibt über all die Jahre ein Ort für jedermann und die Macks versuchen gerade nicht, das Maximum an Profit aus jedem Quadratmeter Parkgelände herauszuquetschen. Der Eintritt in den Europa-Park kostet nur die Hälfte eines Disneyland-Tickets und das ist alles andere als ein Zufall.
Der dritte Erfolgsfaktor: kleckern und klotzen. Als Journalist merkt man schnell: die Macks reden nicht gern über Geld. Umsatz- oder gar Ergebniszahlen nennt der Park nicht. Investitionssummen sind okay, Besucherzahlen sowieso, der Rest aber ist so etwas wie ein Familiengeheimnis. Gleichzeitig kennt man den Park in der Region als ebenso verlässlichen wie kostenbewussten Auftraggeber, um es vorsichtig auszudrücken. Einerseits werden jedes Jahr wieder Millionen investiert – gleichzeitig aber geht es im Detail immer auch um Effizienz und Kostenbewusstsein.
Der vierte Faktor: Die Menschen. Die Macks hören zu, sind unglaublich vernetzt und interessieren sich einfach für Menschen. Das führt dazu, dass um die Familie herum eine Corona aus extrem loyalen Führungskräften entstanden ist, die die Familie teilweise über Jahrzehnte begleiten – überhaupt nicht üblich in Hotellerie und Gastronomie und sicher auch ein Punkt, warum die Macks dieses Imperium aufbauen konnten.
Faktor Nummer fünf: Der richtige Riecher. Auf Europa als Leitthema setzen – und das in den 1970er-Jahren: wow! Genau so richtig war Mitte der 1990er-Jahre die Entscheidung, im großen Stil Hotels zu bauen. Damals war das nicht unumstritten, heute kann man sich den Park ohne das Resort drumherum gar nicht mehr vorstellen. Und doch hat Roland Mack in einem großen Interview zu seinem 70.Geburtstag vor fünf Jahren einmal verraten, was es noch braucht, damit von einem richtigen Riecher überhaupt die Rede sein kann: Man muss auch nein sagen können. Man muss bei seiner Strategie bleiben, darf sich nicht verzetteln und nicht verlieren.
Was über diese fünf Faktoren hinaus den Park so erfolgreich macht, wie die Macks führen und ob im Jubiläumsjahr große Investitionen oder große Überraschungen geplant sind, das verrät Roland Mack im Interview.
Herr Mack, der Europa-Park gilt vielen
als bester Freizeitpark der Welt. Was genau machen Sie anders und besser als der Rest der Welt?
Roland Mack: Wir gehen unseren Weg und setzen auf Qualität, Qualität, Qualität. Natürlich spielen auch Innovation und Emotionen eine große Rolle. Ich maße mir nicht an, dass wir alles besser machen als andere, aber unsere Gäste sind sehr zufrieden. Und das zählt am Ende mehr als alles andere.
Eine Besonderheit des Parks und der Familie Mack ist die extrem gute Vernetzung. Ob nun Promis oder Politiker, Fürsten oder Könige: Man hat das Gefühl, die Macks kennen jeden und schätzen jeden. Warum ist das so?
Na ja, mit den Königen übertreiben Sie ein bisschen. Aber tatsächlich ist der Europa-Park bei unglaublich vielen Menschen sehr beliebt. Das gilt für alle Familien. Warum sollte eine Fürstenfamilie nicht genauso viel Spaß im Europa-Park haben wie jede andere Familie auch? Ich glaube schon, dass es sehr stark am Produkt liegt und natürlich auch, dass bei unserem Unternehmen eine Familie dahinter steht, die täglich präsent ist.
Die Idee mit Europa und den nach Ländern geordneten Themenbereichen – war das Glück oder Strategie? Und wer ist damals auf diese Idee gekommen?
Ein europäischer Themenpark ist tatsächlich weltweit einmalig. Ich hatte damals die Idee, da waren es gerade mal sieben europäische Länder in der EWG. Dass Europa einmal so groß wird und für unseren Park so erfolgreich, habe ich nicht absehen können. Aber ich war schon als Jugendlicher fasziniert von der europäischen Idee, ohne damals die gesamte Dimension zu überblicken. Immerhin hatte ich als Schüler einen Zeichenwettbewerb des Europarats zum Thema Europa gewonnen und wurde in Straßburg geehrt.
Der Europa-Park entwickelt sich jedes Jahr weiter – aber im Kern ist das Unternehmen extrem stabil, weil es auf der Leitungsebene gefühlt keinerlei Fluktuation gibt. Wie machen Sie das?
Wir sind ein extrem attraktiver Arbeitgeber. Wir sind da tätig, wo andere Urlaub machen und Tag für Tag Spaß und Freude haben. Millionen von lachenden Kindern. Das ist einmalig. Unser Unternehmen ist so abwechslungsreich wie kaum ein anderes. Ich komme seit mehr als 50 Jahren jeden Tag mit Freude in die Firma. Auch in schwierigen Phasen. Wer kann das von sich behaupten?
Wie behalten Sie den Überblick über dieses Unternehmen? Einerseits sind Sie allgegenwärtig, ständig im Gespräch mit Gästen und Entscheidern – und doch hat man das Gefühl, Sie kennen hier jede Blume, jede Schraube und jede Zahl …
Das geht heute bei mehr als 5.000 Menschen im Unternehmen nicht mehr. Aber unser Familienmotto lautet: Man muss Menschen mögen. Das gilt für die Gäste und natürlich auch für die Mitarbeiter. Wertschätzung lautet das Stichwort.
Wie führen Sie? Anhand von Kennzahlen? Nach einem Dashboard? Oder eher nach Bauchgefühl und Intuition?
Ich versuche, meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen. Und Vorleben spielt eine ganz wichtige Rolle.
Welche Kennzahl ist Ihnen die wichtigste? Die Anzahl der Besucher? Der Umsatz – oder der Gewinn am Ende einer Saison?
Unser Arbeitgeber sind unsere Gäste. Ich denke jeden Tag vom Gast her. Die Zufriedenheit unsere Gäste ist daher die mit Abstand wichtigste Kennzahl für uns.
Viele Mittelständler sind froh, wenn ihnen eines ihrer Kinder ins Unternehmen folgt. Bei den Macks machen das alle – inklusive der Ehepartner. Verraten Sie mir, warum?
Wir können sehr glücklich sein, dass wir so eine geschlossene Familie sind. Das ist nicht überall der Fall und auch nicht immer einfach. Ich sage oft: Die größte Stärke des Familienunternehmens ist die Familie. Die größte Schwäche des Familienunternehmen ist die Familie. Ich bin sehr froh über die nächste Generation. Ich habe großartige Kinder, wenngleich die immer mal sagen, ich könnte noch ein bisschen mehr loben. Aber das mache ich ja jetzt hier. Am Familienzusammenhalt hat sicherlich auch meine Frau Marianne einen großen Anteil. Das sollte man nicht unterschätzen.
Irgendwie erwarten alle noch big news zum Jubiläum. Wird es da noch etwas geben? Ein weiteres Hotel? Ein Franchise-System für EP-Spinoffs in aller Herren Länder? Oder etwas ganz anderes?
Das erlebe ich jetzt schon 50 Jahre: Kaum ist eine Riesenattraktion wie Voltron am Start, fragt ein Journalist: Was kommt denn jetzt als nächstes? Wir investieren jährlich hohe zweistellige Millionensummen und werden im Jubiläumsjahr ganz bewusst den Gast in den Mittelpunkt stellen – mit einer Vielzahl von Attraktionen und Veranstaltungen. Es wird erstmals einen weltweit vertriebenen Kinofilm mit Ed und Edda geben und eine dazu korrespondierende Attraktion in der Pyramide. Wir werden erstmals in der Firmengeschichte als zentrale Charity-Aktion ein Kinderhaus Kleine Helden bauen und mit der Silver Lake City entsteht zudem eine neue Attraktion für die ganze Familie mit riesigem Erlebniswert. Die sollten Sie sich mal anschauen! Ulf Tietge