Freiburg. Während weite Teile der Wirtschaft und Gesellschaft im Sommer wieder mehr oder weniger zur Normalität zurückkehren konnten, blieb fast die gesamte Veranstaltungsbranche im Lockdown. In der Neuen Messe Freiburg beispielsweise hat das Impfzentrum erst Mitte September den Raum wieder für größere Events freigegeben. Vom anderthalbjährigen Dornröschenschlaf der Messe war auch deren Caterer, die Business-Catering Freiburg GmbH (BCFR), betroffen. Seit März 2020 waren die Teller leer geblieben, hatte das Unternehmen geruht. Allerdings alles andere als untätig. „Man kann verzweifeln oder Impulse setzen“, sagt Michaela Quappe-Gemmert, die BCFR gemeinsam mit ihrem Mann Hermann Vetter führt. Die beiden haben sich für letzteres entschieden.
Mit den staatlichen Coronahilfen im Rücken (Vetter: „Vor allem die November- und Dezemberhilfe haben uns wirklich gerettet und uns eine Perspektive gegeben“) nutzten sie die Zeit, um sich neu aufzustellen. Zum einen wollen sie sich mit dem Neustart auf die beiden Häuser konzentrieren, bei denen sie offizieller Caterer sind, und zunächst keine anderen Veranstaltungsorte mehr bedienen. Das sind seit 2008 die Messe Freiburg, wo seither Firmensitz, Küchen- und Lagerräume von BCFR angesiedelt sind, und seit diesem Jahr auch das Konzerthaus Freiburg. Zum anderen bauen sie ein zweites Standbein auf. Michaela Quappe-Gemmert, die ursprünglich Bürokauffrau gelernt und sich schon vor einigen Jahren zur Patissière und Konditormeisterin weitergebildet hatte, machte in der Lockdownzeit eine weitere Schulung: An der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim ließ sie sich zur Schokoladensommelière ausbilden. Parallel baute sie eine Keksmanufaktur auf. Hier will sie nun Leckereien für Tagungen und Weihnachtspakete selbst backen. Dafür hat sie eigene Rezepte und Formen entwickelt und, wo möglich, passende Maschinen angeschafft. Ihr Gebäck will sie vor allem online verkaufen. Das süße Geschäft soll das Catering ergänzen, vor allem in dessen schwächeren Sommermonaten. Es firmiert unter der Marke „Patisserie M“, die Michaela Quappe-Gemmert nach ihrer Meisterprüfung gestartet hatte. Sie kreierte Desserts, und einige Jahre kompensierten aufwendige Hochzeitstorten im englischen Stil die Sommerflaute.
Seit September bekocht BCFR wieder die ersten Veranstaltungsgäste. Noch bleiben allerdings viele Fragezeichen, und der Caterer, der früher mehr als ein Jahr im Voraus plante, ist zur Spontanität gezwungen. Parallel zum Neustart haben Michaela Quappe-Gemmert und Hermann Vetter das 25. Jubiläum ihrer Firma gefeiert. Vetter, gelernter Metzger und Betriebswirt, startete sie 1996 – zunächst mit zwei Teilhabern – als Metzgerei und Partyservice. 2000, nach der Eröffnung der Neuen Messe in Freiburg, übernahm er die Messegastronomie. Mit der Messe-Erweiterung 2008 bezog das Unternehmen die Räume dort, firmierte in Business Catering Freiburg um und konzentrierte sich auf Geschäftskunden, Veranstaltungen mit 300 bis 3000 Gästen. Seither ist Vetter alleiniger auch Inhaber. Das Konzept: regionale Produkte, reduzierte Karte und Mut zur Knappheit. „Es darf auch mal etwas ausgehen“, sagt Vetter. Denn die Alternative sei, viel wegwerfen zu müssen. Die Kunden schätzen das – auf der Referenzliste stehen alle namhaften Unternehmen und Institutionen im Raum Freiburg. Vor der Pandemie zählte das Unternehmen 30 Festangestellte und rund 100 Minijobber. Gut die Hälfte davon ist ihnen während der langen Lockdownzeit abhandengekommen. Deshalb ist Tochter Larissa Gemmert, gelernte Veranstaltungskauffrau und im Familienunternehmen fürs Personal- und Projektmanagement zuständig, gerade eifrig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.
kat
Bild: Leckereien für Tagungen und Weihnachtspakete backt das Unternehmen in seiner neuen Keksmanufaktur.