Jobbörsen, Tag der offenen Tür oder Ausbildungsbotschafter – die E. Wehrle GmbH aus Furtwangen geht ganz aktiv auf den Nachwuchs zu, um auf sich aufmerksam zu machen. Und man lässt sich auf die jungen Leute ein, macht vieles möglich, räumt Steine aus dem Weg. So engagiert, dass die Jobmotorjury einen Preis fürs clevere Gesamtkonzept in der Kategorie „über 200 Arbeitsplätze“ springen ließ.
Als Einstieg für Kandidaten, deren schulische Grundlage früher ein Ausschlusskriterium dargestellt hätte, bietet das Familienunternehmen seit 2019 den Beruf des Maschinen- und Anlagenführers an. Läuft es gut, ist nach der zweijährigen Ausbildung längst nicht Schluss, Fort- und Weiterbildungen sind denkbar.
„Während der Ausbildung durchlaufen die Auszubildenden im Zuge von Ausbildungsrundgängen Großteile unseres Unternehmens, wobei ihnen in allen Abteilungen Ausbildungspaten mit Rat und Tat zur Seite stehen“, erläutert Michelle Lubenow, Ausbildungskoordinatorin des Unternehmens. So ist stets Abwechslung geboten. Auch die von Wehrle-Azubis eigenverantwortlich geführte Juniorfirma bietet viel Entfaltungsspielraum. Jeder hat seine eigene Aufgabe von Geschäftsführung über Einkauf und Vertrieb bis hin zur Abrechnung. Seit 2020 beschäftigt der Hersteller für Durchflussmessgeräte Baderalden Mohamed Adam, einen jungen Geflüchteten aus dem Sudan, der mittlerweile im dritten Lehrjahr ist und „alle im Betrieb begeistert“, so Lubenow. Der 23-Jährige konnte dank des über das Landratsamt laufenden Programms AV Dual in seine Ausbildung starten. Es ermöglicht Jugendlichen mit Förderbedarf einen erfolgreichen Übergang in die Ausbildung – auch ohne Schulabschluss. Nach einem Praktikum bot Wehrle dem jungen Mann den Ausbildungsplatz an. Ein Glücksgriff, meint die Ausbildungskoordinatorin: „Wir sind froh, dass das geklappt hat, Baderalden Mohamed Adam ist mit einer solchen Begeisterung bei der Arbeit. Wir haben alles richtig gemacht!“
Problematisch sind indes die öffentlichen Verkehrsmittel rund um Furtwangen. Azubis können in der Regel nur aus der Nähe kommen. Erste Ideen zur Abhilfe gibt es schon – von Wohngemeinschaften bis zu Sammelbussen. Noch sind sie Zukunftsmusik. Denkbar wäre der Zusammenschluss mit anderen Firmen vor Ort. Denn, so sagt Michelle Lubenow: „Gemeinsam schafft man mehr, gerade, wenn es um die Finanzierung einer solchen Lösung geht.“
ak
Bild: Ausbildungschefin Michelle Lubenow und Azubi Baderalden Mohamed Adam