Viel Geduld und ein gehöriges Maß an Zuversicht – das benötigen nicht nur Unternehmen, die Beschäftigte aus dem Ausland rekrutieren, sondern auch die neuen Kollegen auf der anderen Seite der Grenze. „Am schlimmsten war, keine Neuigkeiten zu bekommen. Ich habe viel mit Botschaft und Behörden telefoniert, aber niemand konnte sagen, wann es weitergeht“, erinnert sich Susana Her-nandez Sosa an ihre Wartezeit in Mexiko aufs Visum, die sie zwar fürs Deutschlernen nutzte, die mit mehr als sechs Monaten aber doch sehr lang wurde. „Man hat dann Angst, dass das Unternehmen irgendwann sagt, das geht so nicht. Es tut einem schrecklich leid, aber man kann ja nichts dafür.“ Auch wenn es die heute 28-Jährige letztlich doch nicht ganz pünktlich zum Ausbildungsbeginn schaffte, hat ihr Arbeitgeber Dachser SE gerne auf sie gewartet. Seit anderthalb Jahren nun wird sie bei dem Logistikdienstleister im Gewerbepark Breisgau nahe Eschbach zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen ausgebildet und ist gut angekommen, findet sie. Nach der Millionenstadt Puebla sei Hartheim, wo sie eine kleine Einzimmerwohnung ergattert hat, zwar erstmal ungewohnt gewesen, „aber man muss offen sein, wenn man die Welt sehen will. Das war mein altes Leben, jetzt habe ich ein neues“, sagt sie charmant und kann sich nach der Ausbildung eine Zukunft bei Dachser sehr gut vorstellen. „Wir sind ein Familienunternehmen und haben viele – auch internationale – Standorte.“ Das waren auch Gründe für ihre Initiativbewerbung. Und Deutschland sei sicher und eine Welt voller Möglichkeiten. Sprachkurse vom Arbeitgeber haben beim Eingewöhnen ebenso geholfen wie ein Tutor – „mein Engel“, wie sie ihn schmunzelnd nennt – der sie nicht nur durch die Ausbildung begleitet, sondern auch bei Behördengängen hilft. Das Deutsch der jungen Mexikanerin ist inzwischen richtig gut, „Aufenthaltstitel“ ist aber nach wie vor ein anstrengendes Wort – in vielerlei Hinsicht.
uh